KURIER traf den Hollywood-Star

„Al Bundy“ Ed O'Neill: „Vielleicht bin ich einfach auch nur zu faul“

Als mürrisch-erfolgloser Frauenschuh-Verkäufer Al Bundy in der Sitcom „Eine schrecklich nette Familie“ wurde er in den 80er Jahren zu einer Kultfigur für Gen X und Millennials.

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Ed O'Neill bei der Premiere von „Clipped“ in Los Angeles
Ed O'Neill bei der Premiere von „Clipped“ in Los AngelesJordan Strauss/Invision/AP

Als mürrisch-erfolgloser Frauenschuh-Verkäufer Al Bundy in der Sitcom „Eine schrecklich nette Familie“ wurde er in den 80er Jahren zu einer Kultfigur für Gen X und Millennials. Doch Ed O’Neill legte noch einmal nach. Als Familien-Patriarch Jay Pritchett wurde er auch für die Gen Z-Generation durch die Serie „Modern Family“ zur Ikone. In seiner neuesten Rolle in der Mini-Serie „Clipped“ (sie läuft auf Disney+) zeigt er sich von einer ganz neuen Seite.

Er muss einen der verhasstesten Männer spielen, die die amerikanische Sportwelt je hervorgebracht hat: Donald Sterling, den einstigen Besitzers des NBA-Teams Los Angeles Clippers. Dessen mitgeschnittene Telefonate mit seiner Geliebten sorgten 2014 für einen Rassismus-Skandal. Unser Hollywood-Korrespondent Christian Thiele traf das Idol seiner Jugend zu einem Gespräch über seinen neuen Part.

Unser Hollywood-Korrespondent Christian Thiele mit Schauspieler Ed O'Neill 
Unser Hollywood-Korrespondent Christian Thiele mit Schauspieler Ed O'Neill Privat

Die Schreie von zwei Dutzend Fans beim Interview-Termin im Nobel-Hotel „The Langham Huntington“ im Los Angeles Vorort Pasadena gelten nicht dem Mann, der unter einer Schirmmütze und mit Brille getarnt in der Lobby erscheint. Stattdessen fokussiert sich die ganze Aufmerksamkeit von Autogrammjägern auf Jon Bon Jovi, der just in diesem Moment das Hotel verlässt.

Ed O'Neill spielt Donald Sterling

„Den kannte ich auch mal!“, lässt Ed O’Neill verlauten. Es ist ein Witz auf eigene Kosten, weil er dafür berühmt-berüchtigt ist, andere Promis nicht zu erkennen – was Britney Spears einst peinlicherweise bei einem Selfie-Versuch im Airport erfahren musste.

O‘Neill hat sein verschmitztes Al Bundy-Grinsen auf den Lippen. In der Vergangenheit hat er offengelegt, dass er in seine Paraderollen gerne Aspekte seiner eigenen Persönlichkeit mit eingebaut hatte. Wie schwer war es dann, mit Donald Sterling einen Mann zu spielen, mit dem er charakterlich keine wirklichen Gemeinsamkeiten hat?

Von links: Jacki Weaver, Ed O’Neill und Cleopatra Coleman in „Clipped“.
Von links: Jacki Weaver, Ed O’Neill und Cleopatra Coleman in „Clipped“.Disney+

Der 78-Jährige zuckt mit den Schultern: „Ich denke über so etwas vorher gar nicht nach. In diesem Fall habe ich alles im Drehbuch gefunden, was ich brauchte, um meinen Job machen zu können.“ Um dann mit einem Lachen nachzulegen: „Vielleicht bin ich einfach auch nur zu faul, mich zu sehr da rein zu denken.“

Dann verrät er, dass er die Rolle ursprünglich ablehnen wollte. Gentleman Ed beschloss allerdings, die Entscheidung der Produzentin bei einem Lunch persönlich mitzuteilen: „Doch sie war dann so nett und begeisterungsfähig, dass ich am Ende gesagt habe ‚Ok, ich mach’s‘. Beim Rausgehen dachte ich dann nur ‚Moment, ich habe gerade zugesagt!‘“

Mit dem aus dem Profi-Sport verbannten Sterling (90) hat O‘Neill selbst nie geredet. Der Immobilien-Mogul galt als der schlechteste Team-Besitzer im amerikanischen Profisport. Seine Clippers waren eine Lachnummer und der Multimillionär hatte den Ruf, extrem geizig zu sein.

„Los Angeles Clippers“-Besitzer Donald Sterling
„Los Angeles Clippers“-Besitzer Donald SterlingDanny Moloshok/AP

Noch schlimmer: Er behandelte seine schwarzen Spieler wie sein Eigentum und hatte vor den Augen seiner langjährigen Ehefrau Shelly (Jacki Weaver) eine Affäre mit seiner jungen Assistentin V. Stiviano (Cleopatra Coleman). O’Neill erinnert sich noch gut daran, als der Presse vor 10 Jahren Aufnahmen zugespielt wurden, auf denen Sterling rassistische als auch sexistische Bemerkungen von sich gibt: „Ich war damals in Los Angeles, als der Skandal losbrach. Aber ich habe die Einzelheiten noch einmal nachlesen müssen.“

O’Neill kennt amerikanischen Profi-Sport aus eigener – schlechter – Erfahrung. Anders als sein Alter-Ego Al „4 Touchdowns in einem Spiel“ Bundy, der über High-School-Football nicht hinauskam, schaffte es der junge Ed sogar ins Trainingslager des Football-Profivereins Pittsburgh Steelers: „Doch dann haben sie mich kurz vor Saisonstart noch aus dem Aufgebot gestrichen – es war hart.“

Weshalb er dann entschied, die Football-Schuhe an den Nagel zu hängen und es als Schauspieler zu versuchen. „Dafür hat mein Talent ausgereicht.“ Diese Art von Bescheidenheit ist typisch O’Neill. Deshalb muss er auch nicht immer nur den Helden spielen. Auf die Frage, wie es sich anfühlt, den Bösewicht zu mimen, kommt zum Schluss noch einmal dieses Grinsen, das ich aus meiner Kindheit und Jugend aus dem Fernsehen so gut kenne: „Ich hasse es, das zuzugeben – aber es ist schon Fun!“ ■