Gewaltverbrechen in der Schwerelosigkeit

CSI-Forensiker erforscht Mord im Weltall

Wo Menschen auf engstem Raum und für eine lange Zeit zusammenkommen, kann es zu Gewaltausbrüchen kommen. Kriminologen wollen für den schlimmsten Fall der Fälle gewappnet sein.

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Zack Kowalskes Forschungsziel ist es, Muster von Blutspritzern nach diversen Formen von Gewaltverbrechen in Schwerelosigkeit zu erkennen.
Zack Kowalskes Forschungsziel ist es, Muster von Blutspritzern nach diversen Formen von Gewaltverbrechen in Schwerelosigkeit zu erkennen.Zack Kowalske

Langzeitflüge wie zum Mars oder anderen ferneren Planeten sind noch Zukunftsmelodie. Doch man braucht kein Hellseher zu sein: Wo Menschen auf engstem Raum und für eine lange Zeit zusammenkommen, kann es zu Gewaltausbrüchen kommen. Kriminologen wollen für den schlimmsten Fall der Fälle gewappnet sein. Ein amerikanischer CSI-Ermittler erforscht deshalb, wie man einen Mord im All erkennen kann.

Zack Kowalskes Forschungsziel ist es, Muster von Blutspritzern nach diversen Formen von Gewaltverbrechen in Schwerelosigkeit zu erkennen. Seine Experimente führte der Tatort-Forensiker aus Atlanta in einer modifizierten Boeing 727 der Zero Gravity Corporation durch, wo man beim Flug Schwerelosigkeit erzeugen kann.

Für diverse Mord-Szenarien mit verschiedenen Waffen benutzte Kowalske eine Mixtur von 40 Prozent Glyzerin und 60 Prozent Lebensmittelfarbstoff, mit der die relative Dichte und Zähflüssigkeit von menschlichem Blut simuliert werden konnte. Mit diesen Blutstropfen wurde mit einer hydraulischen Spritze in verminderter Schwerkraft auf ein Ziel „geschossen“. Anhand des Blutspritzer-Musters errechneten der Forscher und ein britisches Wissenschaftlerteam dann den Winkel des Aufpralls – wie er zum Beispiel sein würde, wenn ein stumpfer Gegenstand gegen einen Schädel knallen würde.

CSI-Ermittler will Mord im Weltall aufklären

Kowalske im Fachjournal Forensic Science International: Reports: „Mit einer Blutspurenanalyse sind wir auf der Erde in der Lage, ein Verbrechen oder einen Unfall zu rekonstruieren. Dagegen wissen wir viel zu wenig, wie flüssiges Blut in einer Umgebung mit veränderter Schwerkraft wirkt. Das ist der Schlüssel für forensische Ermittlungen im All.“

Ein Resultat der Studien ist bisher, dass die Blutspritzer im All andere Größen und Muster haben als auf der Erde. Professor Graham Williams von der Universität Hull, der als Co-Studienleiter fungiert: „Blut im All hat eine Tendenz, länger an Flächen kleben zu bleiben – was das Spritzmuster deutlich ändert. Mit unserem Erd-Wissen kommen wir da nicht weiter.“

Laut Kowalske steckt die Astroforensik noch in den Kinderschuhen: „Wir werden noch eine längere Zeit brauchen, um all die neuen Informationen zu verstehen und Forensik auch in außerirdischen Regionen betreiben zu können. Das wird sehr wichtig sein, wenn sich die Menschheit zu einer weltallreisenden Spezies weiterentwickelt.“ ■