Rolence und Claudia – eines der Paare in der Sat.1-Dating-Show „Amore unter Palmen“, das bei den Zuschauern wohl für den meisten Gesprächsstoff sorgt. Sie lebt in Deutschland und sucht nach einem festen Partner mit Sixpack, er kommt aus ärmlichen Verhältnissen in Tansania, will so schnell wie möglich Nägel mit Köpfen machen und plant trotz Einwänden von Claudia einen Heiratsantrag, um möglichst bald nach Deutschland reisen zu können. Ist Rolence womöglich ein Liebesbetrüger? Das sollen laut Sat.1 die Zuschauer beurteilen. Doch selbst wenn es so sein sollte, scheinen in diesem Format irgendwie beide Seiten eine Art Opfer zu sein, das vom jeweils anderen ausgenutzt wird.
Achtung, Spoiler!
Ein ungleiches Paar bei „Amore unter Palmen“
Echt wirken die Gefühle ja schon, wenn Claudia kurz vor dem Abschied von Rolence immer wieder die Tränen kommen (Folge vier). Ob auch er diesen Abschiedsschmerz spürt? Nun ja, sagen wir mal, ganz so emotional wie Claudia ist der 37-Jährige nicht. Er sagt zwar, was seine neue Partnerin hören will („Ich werde dich auch vermissen!“), wirkt ansonsten aber eher distanziert, als sie ihn mehrfach küsst und sogar noch mal für einen letzten Kuss (von Sat.1 mit „I will always love you“ unterlegt) zu ihm zurückläuft. „Ok ... Ok, yes ... Ok“, sagt er immer wieder und scheint dann schon fast ein bisschen erleichtert zu sein, als Claudia endlich Richtung Gangway läuft.
Ein paar Monate später geht es für beide in den Liebesurlaub nach Sansibar, wo vor allem Claudia ihren Rolence auf Herz und Nieren testen will (Folge fünf). Bei ihm hingegen scheint sich gar nicht erst die Frage zu stellen, ob Claudia auch wirklich die Richtige für ihn ist.

Claudia will Rolence bei „Amore unter Palmen“ erstmal testen
Was ein bisschen irritiert: Die Schere zwischen Arm und Reich, die immer wieder zum Vorschein kommt und ein gewisses Machtgefälle widerspiegelt.
Gleich öfter macht Claudia Rolence klar, dass sie in solch ärmlichen Verhältnissen wie er nicht leben wollen würde. Niemals würde sie nach Tansania auswandern. Auch bei einem Marktbesuch wird deutlich, wie angewidert Claudia von den örtlichen Speisen ist. Während Rolence in einer Baracke lebt, ohne eine vernünftige Sanitäranlage und eine Küche, bewohnen er und die drei Damen während des Urlaubes auf Sansibar eine Luxus-Unterkunft mit eigenem Pool. An den Kosten von 2000 Euro für zehn Tage wird sich Rolence mit Sicherheit nicht beteiligen können.
Deswegen wirkt es in dem Kontext irgendwie unangebracht, wenn Claudia immer wieder erwähnt, wie gut Rolence doch aussieht und sie ihm aufträgt, ihr jeden Morgen Kaffee ans Bett zu bringen. Mit ihrer Freundin und ihrer Schwester hat Claudia zuvor eine Liste mit Punkten erstellt, die Rolence erfüllen muss, damit er für eine feste Beziehung überhaupt in Frage kommt – darunter auch das morgendliche Kaffeebringen.
Für Claudia selbst gehört das in einer Beziehung dazu und mag in einer gleichberechtigten Partnerschaft auch romantisch sein. In dieser Situation, in der Rolence auf das Geld seiner Partnerin angewiesen ist, wirkt der Moment jedoch befremdlich. „Du bist ein schlauer Junge“, sagt sie und bleibt im Bett liegen.
Wer nutzt hier eigentlich wen aus?
Anschließend fordert Claudia Rolence auf, das Zimmer aufzuräumen und das Bett zu machen, während sie sich im Badezimmer fertig macht. Für Claudia ist es eine Art Test, ob ihr potenzieller Ehemann sie auch als emanzipierte Frau akzeptiert und sich nicht vor Hausarbeiten drückt. Angesichts der Situation, wirkt es jedoch so, als müsse Rolence gewisse Dienstleistungen erbringen, um bei Claudia weiterhin in der Gunst zu stehen und von ihr finanziert zu werden. „Es ist komisch, aber er macht alles, was ich sage“, sagt Claudia. Und Rolence erklärt im Interview: „Ich liebe sie, deswegen kann ich für sie tun, was immer sie sich wünscht.“
Später geben Claudia, ihre Freundin und ihre Schwester Rolence noch Schwimmunterricht. Dabei soll Rolence in einem aufblasbaren Flamingo üben. Rolence muss in dem Flamingo paddeln, während die Frauen am Rand zusehen. Obwohl diese Aktion sicherlich gut gemeint ist, macht es den Eindruck, als würden die Damen Rolence zu ihrer Unterhaltung und Belustigung einsetzen. Vielleicht trägt aber auch nur die Inszenierung von Sat.1 zu diesem Eindruck bei.
Eins steht fest: Claudia und Rolence scheinen zumindest vor den Kameras nicht auf Augenhöhe zu sein. Ob bewusst oder unbewusst, Claudia scheint ihre Macht als reiche, deutsche Frau, die ihren Lover erst mal in die Zivilisation einführen muss, mit Freude auszuspielen.
Im Laufe der ersten deutschen Staffel „Amore unter Palmen“ verschiebt sich der Eindruck, wer hier eigentlich wen ausnutzt. Na klar, sollte sich Rolence wirklich als Liebesbetrüger herausstellen, wäre sein Spiel mit Claudias Gefühlen mehr als verwerflich. Doch so langsam müssen wir Zuschauer uns fragen, ob es nicht vielleicht eher andersherum ist und Claudia diejenige ist, die Spielchen spielt und die Zwangslage eines anderen Menschen für sich nutzt. Vielleicht handelt es sich bei den Paaren bei „Amore unter Palmen“, insbesondere bei Rolence und Claudia, aber auch um eine Art stilles Abkommen? Sie ermöglicht ihm ein besseres Leben, er mimt für sie den perfekten Partner, der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest.