Astrid Lindgrens berühmteste Figur, Pippi Langstrumpf, kennt wohl jeder. In diesem Jahr wird das Buch über das rothaarige Mädchen mit den lustigen Zöpfen und seinem grenzenlosen Freiheitsdrang 80 Jahre alt! Der schwedische Kinderstar Inger Nilsson wurde durch die Verfilmung weltberühmt. Doch was wurde aus „Pippi Langstrumpf“?
Im beliebten Podcast „Sommarprat“ vom Radiokanal P1 aus dem Jahr 2021 gab die Schauspielerin private Einblicke in ihr Leben. Es war ein Sommer wie jeder andere, als Inger Nilsson 1967 mit ihrer Familie auf der Insel Gotland Urlaub machte. Niemand hätte damals gedacht, dass dieser Sommer ihr Leben für immer verändern würde. Als das Fernsehen nach drei Kindern für die Rollen von Pippi, Tommy und Annika suchte, schlug ihr Vater vor, ein Foto einzuschicken. „Ja, warum nicht“, antwortete Inger – und dachte nicht weiter darüber nach.
Inger Nilsson: Als 9-Jährige bekam sie die Rolle der Pippi Langstrumpf
Schon bald stand sie als Pippi Langstrumpf vor der Kamera. Die TV-Serie wurde 1968 gedreht und 1969 ausgestrahlt – und löste eine regelrechte Pippi-Hysterie in Schweden aus. Das rothaarige Mädchen mit den abstehenden Zöpfen wurde zur Ikone, und Inger Nilsson zum internationalen Kinderstar!
Sie wurde im Alter von neun Jahren für die Rolle der Pippi gecastet – mit 11 Jahren waren die Dreharbeiten abgeschlossen, und die Schattenseiten des frühen Erfolges verfolgen sie bis heute. Eine Zeit lang wollte sie den Namen Pipi nicht mal in den Mund nehmen.

Viele der einstigen Kinderstars aus Astrid Lindgrens Filmen haben sich zurückgezogen und das Rampenlicht gemieden – aber nicht Inger. Sie hat weiter geschauspielert und war unter anderem in „Der Inspektor und das Meer“ und im Film „Efterskalv“ zu sehen – aber weitere Riesenerfolge, die mit der 13-teiligen Pipi-Langstrumpf-Serie zu vergleichen sind, blieben aus. Sie war für alle einfach immer Pipi.
Inger Nilsson: Manchmal fühlt sie sich wie ein Affe
„Manchmal habe ich einfach keine Lust, und es sollte nicht immer alles auf Pippi bezogen werden. Am meisten stört mich, wenn Leute sich ein bisschen über mich lustig machen – und mich wie eine Art Affe hervorholen, den man vorführen kann. Das ist nicht lustig“, sagte Inger mal gegenüber dem schwedischen Sender TV4.
Die Schauspielerin meint, dass es bis heute noch so ist: Wenn sie jemandem begegnet, dauert es oft nur Sekunden, bis die Leute sie mit Pippi in Verbindung bringen. „Ich bereue es nicht, diese Rolle gespielt zu haben. Aber im Nachhinein hätte man vielleicht anders handeln und andere Bedingungen stellen können, aber man wusste ja nichts. Das kam wie eine Bombe. Es war für alle etwas völlig Neues“, sagte Inger zu TV4.

Inger Nilsson wuchs im kleinen Ort Kisa auf. 1967 erhielt sie die Rolle der Pippi Langstrumpf. Nach der Schule ließ Inger Nilsson sich zur Sekretärin ausbilden. Doch die Bühne ließ sie nie los. Sie arbeitete als Requisiteurin am Östgötateatern, spielte an der Kronobergsteatern in Växjö und feierte Erfolge auf der Lisebergsteatern in Göteborg. Auch in Deutschland war sie zu sehen, etwa im Film „Gripsholm“.
Obwohl Inger Nilsson Generationen von Kindern Freude brachte, blieb ihr eigenes Leben oft einsam. „Es war keine bewusste Entscheidung, keine Kinder zu bekommen“, sagte sie der schwedischen Zeitung Aftonbladet. Beziehungen seien für sie als bekannte Persönlichkeit auch immer schwierig gewesen: „Was interessiert die Leute wirklich? Mich oder die Pippi, die sie in mir sehen?“ In dem Gespräch sagte sie, dass es traurig sei, allein zu sein. „Ich würde sehr gerne mit jemandem zusammenleben.“

Bei der Guldbagge-Gala 2024 wurde Inger Nilsson mit dem schwedischen Gullspira-Preis ausgezeichnet, der für herausragende Verdienste im Bereich des schwedischen Kinderfilms verliehen wird. Die Jury ehrte Nilsson als erste Schauspielerin in der Geschichte des Preises und würdigte sie als prägende Figur, die Generationen von Zuschauern in Schweden und weltweit begeistert hat und zu einem wichtigen Vorbild für viele Kinder gemacht. „Es gibt nur eine Inger Nilsson.“
Pippi Langstrumpf: Ihre Kinderstar-Kollegen von damals leben heute in Spanien
Inger Nilsson hat auch heute noch Kontakt zu ihren ehemaligen Filmpartnern Pär Sundberg und Maria Persson, die in den Pippi-Langstrumpf-Filmen Tommy und Annika spielten. Beide leben mittlerweile in Spanien – Maria auf Mallorca und Pär in Alicante, wohin er vor einigen Jahren gezogen ist. Der Kontakt läuft über eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, in der sich die drei immer wieder austauschen. Inger ist heute 66 Jahre alt und lebte in der schwedischen Hauptstadt Stockholm – das ist zumindest der letzte bekannte Stand.
