„Kostet Einfuffzig!“ Schnell zubereitet, schnell ausgegeben, schnell bezahlt: Die Ketwurst war in den 80ern ein Imbiss-Renner am Berliner Alexanderplatz. Am Alextreff (auf dem Gelände des heutigen Kinos Cubix) gleich hinter dem S-Bahnhof ging die DDR-Erfindung zum ersten Mal für 1,50 Mark über den Tresen. Viele schwärmen heute noch vom Ost-Fastfood. Wir erklären das Geheimnis der Ketwurst und wie Sie mit dem Rezept zu Hause auf den Geschmack kommen.
Manchmal hieß es auch im Osten: Vom Westen lernen, heißt siegen lernen. Die Jugend der DDR sollte auch kulinarisch angefüttert werden – und da reichten Currywurst und Goldbroiler irgendwann nicht mehr aus. Die Imbiss-Revolution heckten Ende der 70er die Mitarbeiter des Rationalisierungs- und Forschungszentrums Gaststätten aus. Sie erfanden einfach die im Westen populären Burger und Hotdog, deren Namen für die DDR-Oberen viel zu westlich klangen, neu.
Aus dem Burger wurde die Grilletta und aus dem Hotdog die Ketwurst. Mit ihrer Hilfe sollten vor allem junge Menschen, die Tag für Tag zum Alex strömten, besser versorgt werden. Mit Erfolg. 1979 wurde die Ketwurst am Alextreff zum ersten Mal angeboten, ihre Erfinder erhielten bei der folgenden „Messe der Meister von Morgen“ eine „Anerkennung für ausgezeichnete Leistungen […] für das Exponat Versorgungslösung Ket-Wurst“.
Die Ketwurst ist eine Wurst im Brötchen. In den offiziellen Unterlagen hieß es anfangs Ket-Wurst, später wurde der Bindestrich weggelassen. Das Kunstwort lässt gleich erkennen, was zur Wurst auf jeden Fall gehört: Ketchup – auch wenn die Sauce doch etwas raffinierter zubereitet wird, wie Sie gleich sehen werden.

Wurst ist aber nicht gleich Wurst: Zu einer original zubereiteten Ketwurst gehört eine Brühwurst – das ist eine Bockwurst ohne Darm. Zu Not tut es aber auch eine ganz normale Bockwurst.
Auch beim Brot hatten sich die Ketwurst-Forscher aus der DDR etwas Besonderes ausgedacht. Ein spezielles, längliches und weiches Weizenbrötchen, das auf den Namen Ketling getauft wurde – entwickelt in enger Zusammenarbeit zwischen Gastronomie und dem VEB Backwarenkombinat Berlin (Bako). Das gibt es heute nicht mehr. Also muss eine Alternative her. Zum Beispiel Knüppel, die manch Ostbäcker des Vertrauens noch bäckt. Oder irgendein anderes Werienbrötchen, in dem eine Brühwurst Platz findet.
Das sind die Ketwurst-Zutaten
+ 4 Weizenbrötchen (zum Beispiel Knüppel)
+ 4 Brühwürste
+ 500 ml Werder-Ketchup
+ 4 TL mittelscharfen Senf
+ 150 ml Wasser
+ 2 EL Mehl
+ 2 EL Butter
+ Salz und Pfeffer

So wird eine Ketwurst zubereitet
Das Wichtigste, wie bei vielen anderen Fast-Food-Variationen, ist die richtige Sauce. Diese sollten Sie deshalb zuerst zubereiten.
1. Die Butter in einem Topf heiß werden lassen und zusammen mit dem Mehl anschwitzen. Das Wasser so unterrühren, dass keine Mehlklümpchen entstehen. Jetzt das Ketchup und den Senf dazugeben, kurz aufkochen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
2. Jetzt wird die Brühwurst in Wasser gegart.
3. Währenddessen das Brötchen wurstdick aushöhlen und im Backofen kurz erwärmen.
4. Die gare Wurst in die Sauce tauchen und dann in das Brötchen stecken. Fertig ist die Ketwurst! ■