Die Idee hält sich hartnäckig: bis zu acht Spinnen im Jahr soll man durchschnittlich versehentlich im Jahr verschlucken. Doch was ist dran an der Geschichte? Nichts, um es vorweg zu sagen.
Um auch nur eine Spinne versehentlich im Schlaf zu verspeisen müssten schon sehr viele unwahrscheinliche Dinge passieren.
1. Der offenen feuchte Mund eines Menschen ist für Spinnen nicht interessant. Die Vorstellung, ein achtbeiniges Wesen würde nachts übers Kopfkissen krabbeln und zielstrebig eine Mundhöhle ansteuern, ist Stoff für einen schlechten Gruselfilm. Denn:
2. Die meisten Spinnen wollen mit Menschen nichts zu tun haben, nur wenige Spezies leben überhaupt in menschlichen Behausungen. Die Hauswinkelspinne heißt so, weil sie sich in Ecken wohl fühlt, eine Mundwinkelspinne gibt es nicht. Es gibt tausende Arten von Spinnen, nur eine Handvoll lebt in Wohnungen und Häusern. Ihre Hauptbeschäftigung ist es, Netze zu spinnen und darin kleine Insekten wie Fliegen und Mücken zu fangen. Spinnen wandern nachts nicht in Betten herum.
Was passiert wenn man eine Spinne verschluckt
3. Spinnen atmen wie Menschen auch Sauerstoff, die hohe Kohlendioxid-Konzentration im Mund beim Ausatmen ist nicht besonders anziehend für die vibrationsempfindlichen Spinnen. Schnarchen und Bewegung im Schlaf machen ihnen Angst und würden sie schnell vertreiben, sollten sie zufällig an einem Schläfer vorbei krabbeln.
4. Bevor eine Spinne im Magen landen würde, hätten wir sie reflexhaft von Wange und Mund weggewischt oder ausgespuckt.
5. Falls aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen (Spinne verliert an der Decke den Halt und stürzt in den offenen Mund) doch einmal eine Spinne oder ein anderes Insekt im Mund und dann im Magen landen sollte, ist das nicht schlimm. Bei Kontakt mit der Magensäure verendet das Tier und wird als zusätzliche kleine Eiweißportion verwertet.