Ein Spaziergang durch Kreuzberg – eine Gruppe Freunde teilen sich eine Flasche. Da liegen Luftballons auf dem Tisch. Sie reichen Sie herum, jeder darf mal den Inhalt einatmen. Sie sitzen vor einem Späti, keine Heimlichtuerei … aber sind sich diese Jugendlichen bewusst, wie gefährlich diese Partydroge eigentlich ist?
Experten warnen vor schweren Schäden durch Lachgas
Lachgas sei als weitverbreitetes Treibgas in Spraydosen und Kartuschen problemlos, preisgünstig und legal für jedermann erhältlich, heißt es in einer aktuellen Information der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages.
Ein regelmäßiger Konsum könne „schwerwiegende und auch chronische neurologische Störungen nach sich ziehen“ und ein dauerhafter Konsum „zu einer Beschädigung von sensorischen Nerven und damit einhergehenden chronischen Beschwerden wie Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühlen und Problemen des Bewegungsapparates bis hin zum Verlust der Gehfähigkeit führen“.
Lachgas-Rausch mit Folgen: Nervenschäden, Lähmungen, Lebensgefahr
Mehr konkret: Beim Inhalieren kann es zu akutem Sauerstoffmangel kommen, der Bewusstlosigkeit oder sogar Ersticken zur Folge haben kann. Direktes Einatmen aus Gaskartuschen birgt zudem die Gefahr von Erfrierungen an Lippen, Mund und Lunge, da das Gas beim Austritt Temperaturen von bis zu minus 55 Grad Celsius erreicht.
Langfristig kann regelmäßiger Konsum neurologische Schäden verursachen, insbesondere durch die Beeinträchtigung der Vitamin-B12-Verwertung, was zu Nervenschäden und Lähmungserscheinungen führen kann – um nur einige der Risiken zu nennen.
Lachgas ist zu einer Partydroge geworden
Kein Wunder also, dass eine große Mehrheit der Erwachsenen ist einer Umfrage zufolge für ein Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige und stützt damit entsprechende Pläne der Politik. 76 Prozent sprachen sich in einer repräsentativen Forsa-Umfrage für die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) dafür aus, den Besitz und Kauf von Lachgas für Kinder und Jugendliche bundesweit zu verbieten.

Verkaufsverbot für Lachgas vereinzelt bereits in Kraft
In einzelnen Bundesländern gibt es bereits ein solches Verkaufsverbot, anderswo ist es geplant. Eine bundesweite Regelung gibt es bisher aber nicht.
Im November hatte das Bundeskabinett zwar entsprechende Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg gebracht. Im Bundestag wurden diese wegen der Neuwahl dann aber nicht mehr umgesetzt. Das Thema wurde aber auch in den laufenden Koalitionsverhandlungen von Gesundheitsexperten von Union und SPD besprochen, sodass es einen Neuanlauf geben könnte.
Konsumenten atmen den euphorisierenden Stoff
Lachgas, also Distickstoffmonoxid (N2O), ist seit einigen Jahren als Partydroge auf dem Vormarsch. Konsumenten atmen den euphorisierenden Stoff, der in der Medizin als leichtes Betäubungsmittel gegen Ängste und Schmerzen eingesetzt wird, über Luftballons ein. KKH-Präventionsexperte Justin Onyechi warnt: „Die Partydroge ist ein gefährlicher Spaß, der zulasten der Gesundheit geht. Wir müssen Minderjährige unbedingt davor schützen.“ ■