Die Regierung von Donald Trump kürzt in den USA allen radikal die Gelder, die nicht seinem „Make America great again“-Kurs folgen. Betroffen auch die Universitäten und Forschungseinrichtungen, die auf Milliarden verzichten müssen. Doch das könnte Deutschland zugutekommen. Gefragte Wissenschaftler aus den USA suchen nach neuen Arbeitsmöglichkeiten – und entdecken dabei Deutschland. Das bestätigt auch die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) mit ihren insgesamt 84 Forschungsinstituten: Auf die jüngste Ausschreibung für die Leitung von Forschungsgruppen hat die MPG doppelt so viele Bewerbungen aus den USA erhalten wie im Jahr zuvor.
„Die USA sind ein neuer Talentpool für uns“, erklärt der Biochemiker und Mikrobiologe Patrick Cramer (56), Präsident der Max-Planck-Gesellschaft in einem Spiegel-Interview. Cramer erwartet, dass es als Folge des Kurses der Trump-Regierung einen Zustrom von Spitzenforscherinnen und Spitzenforschern aus den USA nach Deutschland geben wird.
Experten für Künstliche Intelligenz gesucht
Für seine USA-Reise habe sich Cramer vorgenommen, einzelne Spitzenforscher gezielt zu besuchen. „Ich werde ihnen sagen: ‚Ich bin von der Max-Planck-Gesellschaft – haben Sie vielleicht Interesse, nach Deutschland zu kommen? Und, wenn ja, was brauchen Sie dafür?‘ Ich habe einige Namen auf meiner Liste, bei denen ich funkelnde Augen bekomme.“ Ihm gehe es besonders um hochkarätige Leute, die ein Forschungsfeld neu aufbauen könnten. „Besonders am Herzen liegt mir künstliche Intelligenz“, sagt er im Spiegel.
Gerade haben die der US-Regierung unterstehenden Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) eine deutliche Kürzung ihrer Zuschüsse an Universitäten und andere Forschungseinrichtungen angekündigt. Die NIH teilten mit, dass ihre Beiträge zu den sogenannten indirekten Kosten von Forschungseinrichtungen um mehr als vier Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) jährlich gekürzt würden. Zu diesen „indirekten“ Kosten zählen unter anderem jene von Ausrüstung, Wartung und Verwaltung.
Die NIH deckeln nach eigenen Angaben künftig ihre Beiträge zu dieser Art von Kosten auf einen Anteil von 15 Prozent. Bisher habe der NIH-Anteil bei bis zu 60 Prozent gelegen. Diese Kürzung sei „wesentlich, um sicherzustellen, dass so viele Zuschüsse wie möglich in direkte Kosten der wissenschaftlichen Forschung fließen“.
Wissenschaftler warnten jedoch vor verheerenden Wirkungen der Kürzungen etwa für die Forschungen zu Krebs, Alzheimer und Parkinson. Der frühere Dekan der Medizinischen Fakultät an der Harvard-Universität, Jeffrey Flier, schrieb auf X, das Vorgehen der Regierung von Präsident Donald Trump sei darauf angelegt, „Institutionen, Forschern und der biomedizinischen Forschung zu schaden“.
Trumps Etat-Streichungen lähmen Innovation
Der Vorsitzende des Interessenverbandes der US-Forschungseinrichtungen (COGR), Matt Owens, nannte die Kürzungen einen „bombensicheren Weg, um lebensrettende Forschung und Innovation zu lähmen“. Die Konkurrenten der USA würden sich an dieser „selbst zugefügten Wunde ergötzen“. In einer der Nachrichtenagentur AFP übermittelten Erklärung appellierte Owens an die NIH, die Maßnahme zurückzunehmen, „bevor die Amerikaner ihre schädlichen Folgen zu spüren bekommen“.
Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), erklärt im Spiegel-Interview, dass Trump „Signale der Einschüchterung“ in die wissenschaftlichen Institute seines Landes sende. „Viele amerikanische Kolleginnen und Kollegen sind verunsichert. Sie befürchten, dass vor allem die von Trump gewünschte Forschung gefördert werden soll und unliebsame Wissenschaftler, deren Arbeit nicht in sein Weltbild passt, mit Kürzungen rechnen müssen.“
