Erfolgreiche Strategie

Ukraine trotzt Russen: Exporte übers Schwarze Meer auf Vorkriegsniveau

Russland versuchte eine Blockade des Schwarzen Meeres für die Ukraine. Doch die Strategie scheint krachend gescheitert zu sein. Mittlerweile sind die Russen in der Defensive.

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Die Ukraine konnte im Januar so viel Güter über das Schwarze Meer exportieren, wie seit Beginn des russischen Angriffskrieges nicht mehr. Die russische Blockade scheint vorerst gescheitert.
Die Ukraine konnte im Januar so viel Güter über das Schwarze Meer exportieren, wie seit Beginn des russischen Angriffskrieges nicht mehr. Die russische Blockade scheint vorerst gescheitert.-/Ukrinform/dpa

Eigentlich wollte Russland den Zugang der Ukraine über das Schwarze Meer abschneiden, doch diese Strategie ist gescheitert. Die Ukraine hat innerhalb von sechs Monaten fast 20 Millionen Tonnen Fracht über das Schwarze Meer ausgeführt. „70 Prozent dieser Fracht sind Agrarprodukte unserer Landwirte“, schrieb Regierungschef Denys Schmyhal bei Telegram.

Insgesamt seien seit August 2023 über 660 Frachter mit Zielen in 32 Ländern ausgelaufen.

Ukraine exportiert so viel wie im Vorkriegsmonat

Im Januar sei dabei sogar das monatliche Vorkriegsniveau bei den Exportmengen auf dem Seeweg erreicht worden. Von Exporten im Wert von umgerechnet gut 2,8 Milliarden Euro im Januar seien gut 60 Prozent über das Meer realisiert worden. 

Die Ukraine hat dafür selbst einen Seekorridor für Handelsschiffe eingerichtet, der näher entlang der Küste führt.

Zudem lief im Januar das erste Schiff mit einer Kriegsrisikoversicherung aus, wie die stellvertretende Ministerpräsidentin Julija Swyrydenko mitteilte. „Die Normalisierung des Versicherungsmarktes im Handel ist ein entscheidendes Element für die Erholung der Ausfuhren von Produkten mit hohem Mehrwert“, sagte sie.

Die Versicherung wurde in einem gemeinsamen Programm mit Versicherungsfirmen und Risikoagenturen angeboten und soll die Exportkosten für die Logistikfirmen senken. Bisher bezieht sich die Versicherung vor allem auf Agrarexporte, in der Zukunft sollen jedoch weitere Exportgüter abgedeckt werden.

Ukraine hält russische Schwarzmeerflotte auf Abstand

Die Ukraine erwehrt sich seit fast zwei Jahren einer großflächigen russischen Invasion. Lange Zeit versuchte die russische Schwarzmeerflotte, die ukrainischen Exporte auf dem Seeweg zu behindern. Für knapp ein Jahr galt immerhin ein durch die UN und die Türkei vermitteltes Abkommen über russische Sicherheitsgarantien für Agrarexporte. Russland ließ dieses jedoch im vergangenen Sommer auslaufen.

Seit dessen Auslaufen im vergangenen Sommer hat die Ukraine einen als sicher ausgewiesenen Seekorridor eingerichtet. Zuvor hatten die ukrainischen Streitkräfte ein Eiland im Schwarzen Meer - die sogenannte Schlangeninsel - zurückerobert und mehrere russische Schiffe versenkt, darunter das Flaggschiff „Moskwa“.

Auch in den vergangenen Monaten führten die ukrainischen Streitkräfte immer wieder spektakuläre Schläge gegen die russische Schwarzmeerflotte durch. Dabei kamen neben Unterwasserdrohnen aus eigener ukrainischer Produktion auch Marschflugkörper wie Scalp (Frankreich) und Storm Shadow (Großbritannien) zum Einsatz. Die Russen mussten ihre verbliebenen Schiffe mittlerweile weiter von der ukrainischen Küste abziehen. 

Für die Russen ist das Scheitern der Blockade peinlich. Selbst US-Experten äußerten gegenüber „DefenseNews“ Anerkennung für die Leistung. „Das ist bemerkenswert, weil die Ukraine praktisch über keine Kriegsschiffe verfügt.“