Die Menschen schoben ihre Einkaufswagen durch die Gänge, suchten nach Produkten für Heim und Garten in dem Baumarkt. Doch dann plötzlich ein lauter Knall! Bei einem russischen Angriff auf einen Baumarkt in der Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine sind am Samstag nach Angaben der Behörden mindestens 16 Menschen getötet worden. Weitere Menschen werden vermisst.
Nach Angaben von Bürgermeister Ihro Terechow wurden zudem mehr als 40 verletzt. Videoaufnahmen zeigten nach dem Angriff dichte Rauchwolken über dem Gelände des Baumarkts.
Russland bombardiert Baumarkt mit hunderten Besuchern mitten am Tag
Nach Angaben des Baumarktbetreibers hätten sich zum Zeitpunkt des Angriffs etwa 200 Menschen im Gebäude aufgehalten, 15 Beschäftigte seien nicht erreichbar. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Samstag, dass alle Rettungsdienste im Einsatz seien, um Menschen zu helfen und Feuer zu löschen, wie er auf Telegram mitteilte. Russland habe die Stadt Charkiw erneut „brutal“ und „mitten am Tag“ angegriffen, fügte Selenskyj hinzu.
Der Baumarkt sei von zwei schweren Gleitbomben getroffen worden. Bilder in Online-Netzwerken zeigten eine große schwarze Rauchwolke, die aus dem Gebäude aufstieg. Nach Angaben der Behörden stand eine Fläche von 10.000 bis 15.000 Quadratmetern in Flammen.
Nur wenige Stunden später meldeten die Behörden einen weiteren Angriff im Zentrum der Stadt. Auch hier wurden mindestens 14 Menschen verletzt. Insgesamt wurde die Stadt am Samstag bereits viermal getroffen.
Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen den gestrigen russischen Gleitbomben-Angriff auf ein großes Einkaufszentrum in Charkiw. Die Behörden sprechen von mindestens 14 Toten. Viele Körper sind kaum zu identifizieren, weil sie so verbrannt sind. @tagesschau pic.twitter.com/6LBuqNjblA
— Vassili Golod (@VassiliGolod) May 26, 2024
Menschen stehen Schlange um DNA-Proben abzugeben
Das russische Militär behauptete später, die ukrainischen Streitkräfte hätten in dem Baumarkt ein Waffenlager versteckt. Auf Videos von nach dem Einschlag ist jedoch der Innenraum des Baumarktes zu sehen. Sie zeigen die zerstörten Regalreihen. Munitionsexplosionen hätten zudem wesentlich stärkere Folgeexplosionen ausgelöst.
Am Sonntag standen viele Menschen vor dem Baumarkt Schlange, um dort DNA-Proben abzugeben. Viele Opfer konnten bisher nicht identifiziert werden, weil sie bis zur Unkenntlichkeit verbrannt sind. Die DNA-Probenspender erhoffen sich, so das Schicksal des Verbleibes ihrer Verwandten klären und diese wenigstens beerdigen zu können.
Westliche Verbündete verweigern Zustimmung zu Angriffen auf russisches Territorium
Selenskyj forderte die westlichen Verbündeten der Ukraine nach dem Angriff erneut auf, seinem Land mehr Luftabwehrsysteme zu liefern. „Wenn die Ukraine genug Luftabwehrsysteme und moderne Kampfflugzeuge hätte, wären solche russischen Angriffe unmöglich“, erklärte der Präsident. „Jeden Tag appellieren wir an die Welt: Gebt uns eine Luftabwehr, rettet Menschen.“
Zudem verweigern die westlichen Verbündeten der Ukraine die Zustimmung, die Abschussrampen und Flugplätze in Russland selbst anzugreifen, von denen aus die Ukraine bombardiert wird.
Charkiw ist die zweitgrößte Stadt der Ukraine. Sie liegt im Nordosten des Landes nahe der russischen Grenze und wird regelmäßig von der anderen Seite der Grenze aus angegriffen. Allein am Donnerstag waren bei russischen Angriffen auf die Stadt nach Angaben der Behörden sieben Menschen getötet worden. Dabei wurde auch das Druckhaus eines Buchverlages zerstört.