Bei der Bundeswehr galt er als veraltet, wurde ausgemustert, verkauft oder verschrottet: der Flugabwehrkanonenpanzer Gepard hatte seine besten Jahre hinter sich. Doch durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine wurden seine Qualitäten wiederentdeckt. Seitdem schwärmen nicht nur die Ukrainer vom deutschen Super-Panzer!
Nun haben sogar die USA 60„Cheetah“ gekauft, wie die niederländische Version mit dem anglisierten Namen des Gepard heißt. Denn die Niederländer hatten ihre Geparden im Jahr 2016 an Jordanien verkauft und dort sogar die Soldaten daran ausgebildet. Doch nun wurden die Panzer über einen Waffenhändler von den USA aufgekauft und bekommen einen neuen Einsatzort!
USA wollen Geparden für Ukraine kaufen
So sollen die 60 Panzer nicht etwa von den USA selbst genutzt werden, sondern an die Ukraine geliefert werden – als Teil eines Waffenlieferungspaketes für die Verteidigung der Ukraine, berichtet die niederländische Tageszeitung De Telegraaf. 110 Millionen Euro kosten die 60 Panzer die Amerikaner und könnten einen wichtigen Beitrag für den Kampf der Ukrainer leisten. „Dieses System ist extrem effektiv gegen Drohnen“, erklärt Han Bouwmeester, Brigadegeneral und Militärprofessor der Zeitung. Dabei macht Jordanien ein gutes Geschäft, zahlte einst nur einen Bruchteil dafür. Doch durch den russischen Krieg in der Ukraine ist das Gerät mittlerweile eine seltene Rarität geworden.
Auch Militärexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations in Berlin findet die Entscheidung zum Kauf nur folgerichtig. Der Gepard habe sich in der Ukraine sofort bewehrt und sei beispielsweise für den militärischen Erfolg der Ukraine bei der Rückeroberung der Region Charkiw im vergangenen Jahr entscheidend gewesen. „Als ich vor einem Jahr in der Ukraine war und Militärs befragte, was ihre Prioritätenliste wäre für weitere Zuwendungen, war der Gepard immer an oberster Stelle – noch vor Marder und Leopard“, berichtet Gressel in einem Gespräch mit dem Berliner KURIER.
Tatsächlich hatten die Ukrainer mit einer starken Zunahme von Drohnenangriffen zu kämpfen. So steuerte Russland nicht nur immer neue Shahed-Drohen auf zivile Ziele im ganzen Land, um diese zu zerstören. Besonders die kleinen Kamikaze-Drohnen des Typs „Lancet“ machten den Ukrainern zu schaffen. Mittlerweile sollen die Russen die Drohnen industriell fertigen. Auch ihre Reichweite hat sich erweitert und ist in der Lage nicht mehr nur ukrainische Artilleriesysteme anzugreifen, sondern Ziele weit hinter der Front zu attackieren. So wurden bereits Flugzeuge in beinahe 90 Kilometer Entfernung zur Front das Ziel der Kamikaze-Lancets.
Gepard bei Bundeswehr ausgemustert – ein Fehler?
Doch nun erlebt der Gepard dort eine Sternstunde, nachdem Bundeswehr und niederländische Streitkräfte ihn bei Einsätzen wie in Afghanistan mangels einer funktionierenden Luftwaffe der Gegner nicht mehr brauchten. Denn die Geparden schießen bis zu 550 Schuss pro Minute, treffen fast alle Drohnenziele. Selbst Vögel soll das Radar des Flakpanzers auf größere Entfernungen erkennen.
„Ihn auszuscheiden war aus Sicht der Bundeswehr ein riesiger Fehler“, sagt Militärexperte Gressel. Deutschland habe damit seine Truppenfliegerabwehr und viel taktisches Fachwissen abgebaut. „Dieses Wissen muss wenn einmal ein Nachfolger da ist, neu angelernt werden“, so Gressel. Diese gibt es bisher nur als Prototypen.
Deutschland hat die Ukraine bereits mit 49 Geparden versorgt. Doch offenbar reicht das nicht aus. Die Ukraine ist das zweitgrößte Flächenland Europas und fast doppelt so groß wie Deutschland. Dort wird man sich über die Lieferung 60 zusätzlicher Geparden freuen und kann künftig militärische und zivile Ziele besser schützen. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP zeigte sich ein ukrainischer Gepardkommandant jedenfalls im September sehr zufrieden mit dem System: „Der Panzer erfüllt seine Aufgaben sehr gut. Er holt die Kamikaze-Drohnen wie Früchte vom Himmel.“