Der klare KURIER-Kommentar

Russland tauscht Gefangene aus: Wie kriminelle Geiselnehmer

Das Putin-Regime kidnappt Zivilisten wie gewöhnliche Kriminelle und erpresst damit den Westen. Dagegen gibt es Mittel. Man muss sie nur entschlossen nutzen.

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Insgesamt 26 Gefangene tauschten Russland und der Westen aus. Der Westen holte Journalisten und Oppositionelle raus, Russland bekam dafür Mörder und Spione.
Insgesamt 26 Gefangene tauschten Russland und der Westen aus. Der Westen holte Journalisten und Oppositionelle raus, Russland bekam dafür Mörder und Spione.AP

Journalisten, Menschenrechtler, Oppositionelle auf der einen Seite – Mörder, Hacker und Spione auf der anderen. So sieht der Gefangenenaustausch zwischen dem Westen und Russland aus. Und er zeigt wieder einmal deutlich: in Moskau regiert ein Verbrecherregime.

Putin und seine Schergen nahmen in den vergangenen Jahren immer wieder Zivilisten als Gefangene. Ihre Vergehen waren fast ausschließlich, dass sie sich gegen das menschenfeindliche Agieren des Putin-Regimes aussprachen, Kriegsverbrechen anprangerten, das Völkerrecht einforderten, Mitbürger über Korruption aufklärten oder einfach ihren Job als Journalisten erledigten.

Russlands Regierung agiert wie eine Mafia-Bande

Mit diesem Austausch beweist Russlands Regierung einmal mehr, dass sie eine Bande von Mafia-Kriminellen ist, die aber ein Land beherrschen, dass über das größte Atomwaffenarsenal der Welt verfügt. In der Ausführung unterscheiden sie sich aber nicht von gewöhnlichen Geiselnehmern. Sie entziehen Unschuldigen die Freiheit, um ihre kriminellen Forderungen durchzusetzen. Wer dieses Vorgehen auch nur ansatzweise verteidigt, hat den Boden unserer Verfassungs- und Rechtsordnung hinter sich gelassen.

Natürlich ist es zu begrüßen, dass die westlichen Regierungen die Gefangenen freibekommen haben und Freude und Erleichterung darüber darf jeder Mensch ehrlichen Herzens empfinden. Doch vergessen werden darf bei aller Freude nicht, dass in den Kerkern der Straflager noch Tausende weitere Zivilisten – darunter auch rund 20.000 ukrainische – sitzen, die der Diktator in Moskau foltern und hungern und wie den Oppositionellen Alexej Nawalnij bei Bedarf auch einfach elendig verrecken lässt.

Westen lässt sich erpressen

Gleichzeitig wirft der Austausch aber Fragen auf: Wollen wir nun jede Erpressung Putins mit einem Entgegenkommen beantworten? Auch der Westen hat, wenn er vereint agiert, alle Möglichkeiten, dem russischen Regime Grenzen aufzuzeigen. Man muss Sie nur entschlossen nutzen. Sanktionen, Einreiseverbote und Waffenlieferungen an die Ukraine - auch wenn das viele Appeasement-Freund gern anders sehen. Und man muss auch jedem westlichen Reisenden klarmachen: Wer nach Russland, Belarus und in andere von Moskau aus kontrollierte Staaten reist, der ist auf sich allein gestellt.

Denn seien Sie sich sicher: Während Sie diesen Kommentar lesen, führt das russische Regime seine Spionage weiter, greift unsere Infrastruktur an, tötet Soldaten und Zivilisten in der Ukraine und weltweit und schleust über Ungarn und andere russlandfreundliche Staaten die nächsten Attentäter nach Europa ein.