Vor wenigen Wochen noch konnte sich Sahra Wagenknecht mit ihrem Bündnis über ein Umfragehoch nach dem nächsten freuen. Doch das ist nun Geschichte. Nach der Euphorie rund um die Gründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) folgte nun ein spürbarer Absturz der Partei. Im aktuellen RTL/ntv-Trendbarometer des Meinungsforschungsinstituts Forsa kommt das Bündnis nur noch auf vier Prozent. Es liegt damit unter der Fünf-Prozent-Hürde und würde, wenn heute Bundestagswahl wäre, leer ausgehen.
Doch nicht nur das. Auch Sahra Wagenknecht verliert deutlich an Zustimmung. Sie verliert an Sympathiepunkten.
Es ist noch gar nicht so lange her, da fuhr das BSW Traumergebnisse ein. Bei den Landtagswahlen im September kam die Partei in Sachsen auf 11,8 Prozent, in Thüringen auf 15,8 Prozent und in Brandenburg auf 13,5 Prozent. Damit wurde die Wagenknecht-Partei in drei Bundesländern drittstärkste Kraft.
Doch nun zeigt ei Blick auf die aktuellen Umfragewerte und die Langzeitentwicklung der Partei: Seit den Rekordwerten im Sommer und Frühherbst hat die Partei stetig verloren. In der Forsa-Umfrage gelang der Partei mit acht Prozent Anfang Juli der Höchstwert, schreibt die Welt.
Doch nicht nur beim Meinungsforschungsinstitut Forsa ist ein Negativtrend klar erkennbar. Beim Insa-Institut rangierte die Partei noch im September bei 10 Prozent, in der aktuellen Erhebung von dieser Woche nur noch bei 7,5 Prozent. Infratest-dimap („Deutschlandtrend“) hatte im August einen Rekordwert von 9 Prozent erhoben, heute sind es 6 Prozent, berichtet die Welt weiter.
- CDU/CSU: 33 Prozent (+/-0)
- AfD: 18 Prozent (+1 Prozentpunkt)
- SPD: 15 Prozent (-1)
- Grüne: 11 Prozent (+/-0)
- BSW: 4 Prozent (-1)
- FDP: 4 Prozent (+/-0)
- Linke: 4 Prozent (+1)
- Sonstige: 11 Prozent (+/-0)
Der Absturz der Sahra Wagenknecht
Doch nicht nur das Bündnis stürzt ab, sondern auch Sahra Wagenknecht, verliert zunehmend an Zustimmung. Seit Oktober 2021 ist ihr Vertrauenswert im Forsa-Politiker-Ranking um 16 Punkte gesunken und erreichte in der November-Erhebung lediglich 17 Punkte. Besonders auffällig ist der Vertrauensverlust bei den Unterstützern ihrer ehemaligen Partei, der Linken. Dort fiel der Wert von 62 Punkten im Jahr 2021 auf aktuell nur noch 14 Punkte. Im Januar dieses Jahres lag er noch bei 35 Prozent.
Selbst bei ihren eigenen Anhängern schwindet der Rückhalt. Während der Wert im September noch bei 79 Prozent lag, beträgt er nun nur noch 68 Prozent, was einem Rückgang von elf Prozentpunkten entspricht. Auch im Gesamtranking fällt Wagenknechts Wert auf. Sie ist die einzige Politikerin, die einen Rückgang von 8 Prozentpunkten verzeichnet. Niemand erleidet einen so hohen Verlust wie sie.
- 1. Boris Pistorius (57 Punkte, +2)
- 2. Hendrik Wüst (47 Punkte, -2)
- 3. Daniel Günther (47 Punkte, -2)
- 4. Markus Söder (40 Punkte, -2)
- 5. Friedrich Merz (39 Punkte, +3)
- 6. Lars Klingbeil (37 Punkte, +/-0)
- 7. Cem Özdemir (35 Punkte, +/-0)
- 8. Hubertus Heil (35 Punkte, +/-0)
- 9. Robert Habeck (34 Punkte, +/-0)
- 10. Annalena Baerbock (31 Punkte, -1)
- 11. Olaf Scholz (30 Punkte, +/-0)
- 12. Carsten Linnemann (29 Punkte, +/-0)
- 13. Volker Wissing (26 Punkte, -3)
- 14. Marco Buschmann (25 Punkte, -3)
- 15. Christian Lindner (23 Punkte, -2)
- 16. Jens Spahn (23 Punkte, +/-0)
- 17. Saskia Esken (20 Punkte, -2)
- 18. Sahra Wagenknecht (17 Punkte, -8)
- 19. Alice Weidel (15 Punkte, +/-0)
- 20. Tino Chrupalla (13 Punkte, -1)
Woher kommt der Absturz?
Ein Grund könnte sein: Das BSW ist immer noch eine Ein-Personen-Partei. Sahra Wagenknecht ist das Gesicht und zentrale Figur der Partei. Und das wird zunehmend zur Herausforderung. Während der Sondierungsgespräche in Thüringen führte ihr ständiges Eingreifen zu erheblichen Verzögerungen, was die Aussicht auf eine erfolgreiche Regierungsbildung lange Zeit ungewiss machte.
Insbesondere ihre Forderungen in den heiklen Bereichen der Sicherheits- und Außenpolitik hatten einen erheblichen Einfluss auf die Verhandlungen und führten zu Konflikten zwischen den Parteien. Nach zahlreichen Anpassungen und langwierigen Verhandlungsrunden äußerte Wagenknecht schließlich Zufriedenheit mit dem Ergebnis: Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, BSW und SPD in Thüringen ist nun abgeschlossen.
In Sachsen scheiterte jedoch die Regierungsbildung mit Beteiligung der Wagenknecht-Partei. BSW-Landeschefin Sabine Zimmermann äußerte dazu: „Wir hätten uns verbiegen müssen.“ Jetzt sind CDU und SPD auf die Stimmen der BSW angewiesen.
Nach dem Zerfall der Ampel-Koalition stehen am 23. Februar Neuwahlen an, und das BSW sieht sich einem enormen Zeitdruck ausgesetzt. Die ursprünglich vorgesehene Erstellung des Wahlprogramms in „Expertenräten“ wurde aufgegeben. Stattdessen muss die Partei im Eilverfahren noch vier Landesverbände gründen. Zudem gibt es erhebliche Finanzierungslücken in der Parteikasse. Mit lediglich 1000 sorgfältig ausgewählten Mitgliedern wird der Wettkampf um Bundestagsmandate im Februar zu einer großen Herausforderung. ■