Todesdrama im Gazastreifen

Nach der Mutter stirbt auch ihr Baby

Ein Baby, das kürzlich im Gazastreifen per Kaiserschnitt aus dem Bauch seiner sterbenden Mutter geholt wurde, ist laut Gesundheitsbehörde gestorben.

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Zerstörte Häuser nach dem Rückzug der israelischen Armee aus Khan Junis. Die zweitgrößte Stadt im Gaza-Streifen steht seit 1994 unter palästinensischer Verwaltung.
Zerstörte Häuser nach dem Rückzug der israelischen Armee aus Khan Junis. Die zweitgrößte Stadt im Gaza-Streifen steht seit 1994 unter palästinensischer Verwaltung.Omar Naaman/dpa

Das kleine Mädchen sei aufgrund der Verschlechterung ihres Zustands gestorben, teilte die von der Hamas kontrollierte Behörde mit. Laut Medienberichten war das Frühchen bereits am Donnerstag verstorben.

Die Mutter des Babys war UN-Angaben zufolge bei einem israelischen Angriff auf ein Wohnhaus in der Stadt Rafah tödlich verletzt worden. Rettungskräfte brachten die Schwangere demnach zu einem Krankenhaus, wo das Kind per Kaiserschnitt auf die Welt geholt wurde. Das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte, Volker Türk, hatte am Dienstag erklärt, das Baby kämpfe um sein Leben.

Einem Bericht der Deutschen Welle zufolge wurde die kleine Sabreen im Alter von fünf Tagen von ihrem Onkel an der Seite ihres Vaters begraben. Der Vater und eine vier Jahre alte Tochter waren demnach ebenfalls bei dem israelischen Luftangriff getötet worden.

Insgesamt sind seit Kriegsbeginn vor mehr als sechs Monaten nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Behörden mehr als 34.000 Menschen im Gazastreifen ums Leben gekommen. Wegen der hohen Opferzahlen unter der palästinensischen Zivilbevölkerung sowie einer nicht ausreichenden Versorgung mit Nahrungsmitteln steht Israel international stark in der Kritik. Vor allem im Norden des abgeriegelten Küstengebiets soll die Lage katastrophal, unabhängigen Experten zufolge droht dort eine Hungersnot. Der Krieg begann mit den verheerenden Terroranschlägen der islamistischen Hamas und anderer Extremisten im Süden Israels am 7. Oktober. Dabei starben 1139 Menschen in Israel, 240 wurden in den Gaza-Streifen entführt.

Ein Palästinenser steht in den Trümmern seines Hauses in Rafah, das bei einem israelischen Luftangriff zerstört wurde.
Ein Palästinenser steht in den Trümmern seines Hauses in Rafah, das bei einem israelischen Luftangriff zerstört wurde.Abed Rahim Khatib/dpa

Neues Geisel-Video von der Hamas veröffentlicht

Die islamistische Hamas hat am Samstag ein neues Geisel-Video veröffentlicht. Darin sprechen sich zwei aus Israel entführte Männer für einen Deal zwischen der Hamas und der israelischen Regierung aus, der die Freilassung der Geiseln vorsieht. Die Aufnahme ist nicht datiert. Einer der Männer sagte darin, dass er sich seit 202 Tagen in Gefangenschaft befinde. Am Samstag waren seit der Entführung am 7. Oktober 204 Tage vergangen. Der Mann bedauerte demnach, in diesem Jahr nicht mit seiner Familie Pessach feiern zu können. Unter welchen Umständen das Video entstanden ist und ob die beiden Männer aus freien Stücken oder unter Druck und Drohungen sprachen, war zunächst unklar.

Die zweite Geisel - ein Mann, der israelischen Medien zufolge auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt - rief in dem Video dazu auf, die Demonstrationen für die Freilassung der aus Israel Verschleppten in den Städten Tel Aviv und Jerusalem fortzuführen. Für Samstagabend waren wieder derartige Kundgebungen in Israel geplant.

In Israel haben unterdessen landesweit Tausende für die Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln demonstriert. In Tel Aviv forderten die Menschen am Samstagabend den Rücktritt des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu. Medien zufolge waren dort Tausende Demonstranten auf der Straße.

Bei einer Kundgebung im Zentrum von Tel Aviv sprach der Vater eines entführten Mannes, der zuvor in dem von der Hamas veröffentlichten Geisel-Video zu sehen war. Er forderte den Anführer der Hamas im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, dazu auf, etwas Menschlichkeit zu zeigen und beiden Völkern weiteres Blutvergießen zu ersparen.

Neue Hoffnung bei Verhandlungen über die Geiseln

Unterdessen hat Israels Außenminister Israel Katz laut Medienberichten für den Fall eines Geisel-Abkommens mit der islamistischen Hamas eine Verschiebung der geplanten Offensive in der Stadt Rafah in Aussicht gestellt. „Die Freilassung der Geiseln hat die höchste Priorität für uns“, sagte Katz dem Sender Channel 12 am Samstag. Auch der israelische Sender Kan berichtete unter Berufung auf den Minister, Israel sei bereit, den Militäreinsatz zu verschieben, sollte ein Geisel-Deal zustande kommen.

Die Hamas prüft nach eigenen Angaben derzeit einen israelischen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung weiterer israelischer Geiseln. Israel erwartet laut einem Bericht des Senders Channel 12 vom Samstag eine Antwort innerhalb von 48 Stunden.■