Mit einem Kleinwagen, einem weißen Mini Cooper, war der mutmaßliche Attentäter von München in eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi gerast. Er verletzte 30 Männer, Frauen und Kinder. Eines davon schwebt in Lebensgefahr. Was weiß man über den Afghanen?
Er ist 24 Jahre alt und als Asylbewerber nach Deutschland gekommen, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) berichtete. Sein Asylantrag sei aber „wohl“ abgelehnt worden. Gleichzeitig sei festgestellt worden, „dass er eben im Moment nicht abgeschoben werden kann und er deshalb sich weiter in unserem Land aufhalten durfte“.
Innenminister Herrmann korrigiert Angaben
Zunächst sagte Hermann am Donnerstagmittag, man habe Erkenntnisse, „dass der 24-Jährige mit Betäubungsmitteln und Ladendiebstählen aufgefallen ist“. Am Abend gab es dann andere Aussagen, da informierte Herrmann, dass der 24-Jährige einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis habe. „Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig“, sagte Bayerns Innenminister der dpa. Zugleich berichtete er, dass der Mann nach neuesten Erkenntnissen und entgegen erster Informationen am Mittag nicht wegen Ladendiebstählen auffällig geworden war.
Herrmann: Afghane arbeitete als Ladendetektiv
Nach Worten Herrmanns kam der Afghane Ende 2016 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. Sein Asylverfahren wurde demnach im Jahr 2020 endgültig abgeschlossen, mit einem Ablehnungsbescheid und der Aufforderung zur Ausreise. Die Landeshauptstadt München habe dann aber im April 2021 einen Duldungsbescheid erlassen und im Oktober 2021 eine Aufenthaltserlaubnis. Der junge Mann habe eine Schule besucht und eine Berufsausbildung gemacht. „Er war dann als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen tätig“, berichtete der Innenminister.
Deshalb habe es zunächst auch ein Missverständnis gegeben, eben weil der Mann in mehreren Ladendiebstahlprozessen aufgetreten sei. „Er war nicht selbst Tatverdächtiger, sondern er war Zeuge“, stellte Herrmann klar.
Farhad N. kam als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland
Nach Informationen des Magazins Spiegel wurde Farhad N. 2001 in der afghanischen Hauptstadt Kabul geboren. Nachdem er Ende 2016 als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland gekommen war, wurde er von einer Jugendhilfe-Einrichtung in Obhut genommen. Zuvor soll er sich in Italien aufgehalten haben.
Farhad N. sei zuletzt in München gemeldet gewesen. In einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Solln wurde laut dpa eine Wohnung durchsucht, in der der 24-Jährige gewohnt haben soll. Vor der Tat soll er islamistische Posts abgesetzt haben. Nach Informationen der dpa und des Spiegels hatte er entsprechende Inhalte im Internet geteilt.
Fitness-Influencer und Bodybuilder
Medien berichten über sein mutmaßliches Social-Media-Profil. Auf den inzwischen gelöschten Seiten präsentiert sich ein Farhad N. als Fitness-Influencer mit über 60.000 Followern. Auf Fotos posiert er mit einem weißen Mini - ein solches Modell, wie es in die Demo gerast war. Offenbar gewann er 2024 einen deutschen Wettbewerb als Influencer.
Offiziell haben sich die Behörden noch nicht über das Motiv des 24-Jährigen geäußert. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach nach der Tat von einem mutmaßlichen Anschlag. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) geht davon aus, dass das Auto absichtlich in die Menschenmenge gesteuert wurde, um möglichst viele Menschen zu töten.
Was genau Farhad N. zu dem mutmaßlichen Anschlag auf die Verdi-Demo in der Münchner Innenstadt getrieben hat, müssen jetzt die Ermittlungen klären. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich teilt mit, dass die bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft den Fall übernommen hat. ■