Im Vergleich zum Westen

Menschen im Osten fühlen sich häufiger abgehängt

Laut einer Studie der Uni Jena fühlen sich deutlich mehr Menschen in Ostdeutschland abgehängt, als Menschen, die in Westdeutschland leben.

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Ostdeutsche fühlen sich oft abgehängt, nicht nur vom Bahnverkehr. Fahrgäste am Bahnhof Stralsund.
Ostdeutsche fühlen sich oft abgehängt, nicht nur vom Bahnverkehr. Fahrgäste am Bahnhof Stralsund.Stefan Sauer/dpa

Im Rahmen der Studie äußerten 19 Prozent der Ostdeutschen das Gefühl, abgehängt zu sein. Im Westen des Landes waren es den Angaben zufolge nur acht Prozent. Immer noch gibt es große Unterschiede zwischen Ost und West.

So hatten der Studie zufolge deutlich mehr Menschen in Ostdeutschland den Eindruck, die Politik interessiere sich nicht ausreichend für ihre Region und setze sich zu wenig für die wirtschaftliche Entwicklung dort ein.

Den Forschern zufolge kann dieser Unterschied zwischen Ost und West auch auf die strukturellen Bedingungen zurückgeführt werden. Das Gefühl, abgehängt zu sein, sei besonders in jenen ostdeutschen Gegenden besonders stark verbreitet, die stärker von Überalterung und Abwanderung betroffen seien.

Die gute Nachricht: 97 Prozent stimmen der Idee von Demokratie zu

Auch in der Bewertung der in Deutschland gelebten Demokratie unterscheiden sich demnach die Menschen in Ost und West. Zwar stimmten den Angaben zufolge fast alle (97 Prozent) der rund 4000 Befragten der Idee von Demokratie zu. Mehr als die Hälfte der Ostdeutschen (56 Prozent) war mit der Praxis allerdings unzufrieden. Zum Vergleich: Unter den Westdeutschen gaben den Angaben zufolge nur vier von zehn Befragten an, mit der gelebten Demokratie unzufrieden zu sein.

Einig waren sich die Befragten der Studie zufolge länderübergreifend darin, dass der Staat für allgemeine Lebensrisiken Verantwortung übernehmen sollte. Zudem geht nach Angaben der Wissenschaftler aus den Daten der Befragung hervor, dass die Lebensqualität sowohl in Ost und West als auch in der Stadt und auf dem Land ähnlich bewertet wird.

In Ostdeutschland kommt die Abwanderung junger Menschen als Problem dazu

Zu den zentralen Herausforderungen der Menschen in der Stadt und auf dem Land gelten demnach die Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums, der Fachkräftemangel sowie der zunehmende Gegensatz zwischen Arm und Reich. In strukturschwachen ländlichen Regionen - besonders in Ostdeutschland - komme die Abwanderung junger Menschen als Problem hinzu, hieß es.

Mit der Studie „Deutschland-Monitor“ wollen die Wissenschaftler eine neue Sicht auf gesellschaftliche und politische Einstellungen und Bewertungen der deutschen Bevölkerung ermöglichen. Die Befragung findet jährlich statt. ■