
Der Wahlkampf in Deutschland geht in die entscheidende Phase. Am Abend treffen der Bundeskanzler und der Oppositionsführer im Fernsehen aufeinander. Beide machten tagsüber noch einen Spaziergang, vermutlich um den Kopf durchzupusten. Dann wurden sie zum Studio in Berlin-Adlershof gefahren. Los ging’s um 20.15 Uhr auf ARD und ZDF, moderiert von Maybrit Illner und Sandra Maischberger. Es gibt keine Zeitvorgaben. Hier die wichtigsten Momente des Schlagabtauschs.
20.17 Uhr: Scholz greift Merz an und wirft ihm Wortbruch vor. Es hätte nie eine Abstimmung mit der AfD geben dürfen. Merz parierte, eine Zusammenarbeit mit der AfD sei ausgeschlossen. „Es gibt keine Zusammenarbeit zwischen AfD und Union.“ Im Übrigen habe es auch vorige Woche keine Zusammenarbeit gegeben. Scholz betonte dennoch, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Union sei seit der Abstimmung im Bundestag nicht mehr möglich. „Das, was wir im Bundestag erlebt haben, ist etwas, was Herr Merz vorher noch ausgeschlossen hatte.“
„Heute Abend: das große #TVDuell! Olaf Scholz und ich sind live ab 20:15 Uhr in der ARD und im ZDF. Ich bereite mich noch vor – es wird spannend, streitig und vielleicht aufschlussreich für alle Wählerinnen und Wähler. Schalten Sie gerne ein.“ (tm) pic.twitter.com/IHCjAxVwQf
— Friedrich Merz (@_FriedrichMerz) February 9, 2025
20.26 Uhr: Olaf Scholz betont, er sei für eine Regulierung der Migration, aber nicht um jeden Preis. Im Gegenzug wirft Merz ihm vor: „Sie kriegen es in Ihrer Koalition nicht so hin, wie es nötig wäre.“ Scholz kontert: „Ich sage es hier ganz klar: Es hat noch nie schärfere Gesetze gegeben, als die, die ich durchgesetzt habe. Und die Wirkung sieht man jetzt.“
20.45 Uhr: Scholz schmollt, weil Merz ihm jetzt die schlechte Lage der Wirtschaft vorwirft. „Ich habe die Ukraine nicht überfallen, ich habe nicht die Ursachen gesetzt für die Lage, in der die Wirtschaft gerade ist. Das war Putin“, wehrt er sich. Merz fragt, warum denn überall in Europa die Zahlen deutlich besser seien als bei uns. Und warum habe Scholz mitten in der größten Energiekrise unseres Landes drei funktionierende Kernkraftwerke stillgelegt? Scholz legt nach: Kernkraftwerke würden Milliarden Euro kosten. „Das ist alles hanebüchen, was da diskutiert wird.“ Er setze darum voll auf Windkraft und Solarenergie.
20.50 Uhr: Scholz ist strikt gegen Steuersenkung. Er will nicht, dass die Gutverdiener in unserem Land mit 20 Milliarden entlastet werden.
20.54 Uhr: Donald Trumps Plan, aus dem Gaza-Streifen die Riviera des Nahen Ostens zu machen, bringt Scholz auf die Palme: „Ein Skandal. Ein ganz furchtbarer Begriff. Die Umsiedlung ist nicht akzeptabel und verstößt gegen das Völkerrecht“. Friedrich Merz sieht das ebenso.
21.00 Uhr: Dass die Menschen durch die Inflation 20 Prozent weniger in der Tasche haben, schiebt Scholz vor allem auf den russischen Angriffskrieg. Im Übrigen habe seine Regierung ein Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, um den Menschen zu helfen. Scholz: „Ich bin dafür, die Mehrwertsteuer zu senken.“ Merz möchte die Gastrosteuer senken.
21.05 Uhr: Die Moderatorinnen packen zu viele Themen an. Jetzt wird hopplahopp noch die „Pflege-Krise“ durchgehechelt und in den Ring geworfen. Merz betont, nur 15 Prozent der Menschen in Deutschland seien überhaupt in Pflegeeinrichtungen, 85 Prozent würden zu Hause gepflegt. Merz will darum das Pflegegeld anheben, damit auch die häusliche Pflege bezahlbar bleibt. Scholz ist für einen Kostendeckel in Höhe von 1000 Euro beim Pflegeeigenanteil. Außerdem will er, dass Gutverdienende die Krankenkasse von Schlechtergestellten mitbezahlen.
21.10 Uhr: „Wer arbeiten kann, der soll es auch tun“, sagt Olaf Scholz mit Blick auf das umstrittene Bürgergeld. Merz hatte vorher festgestellt, dass Hunderttausende Bürgergeldbezieher nicht arbeiten würden.
21.12 Uhr: Scholz möchte den Spitzensteuersatz um 2 Prozent anheben. Scholz will auch 95 Prozent der Menschen in Deutschland steuerlich entlasten. „Dann müssen Sie den Spitzensteuersatz auf 60 anheben, Herr Bundeskanzler“, kontert Merz. Merz sagt auch: „Wir haben in einer schrumpfenden Wirtschaft 30 Prozent Unternehmenssteuern“, er hätte gern in einer wachsenden Wirtschaft 25 Prozent Unternehmenssteuern.
21.21 Uhr: Wann kommt der Frieden in der Ukraine? „Es wäre gut, wenn dieser Krieg endlich endet. Es sind Hunderttausende gestorben“, so Scholz. Merz sagt, man hätte den Krieg vorher beenden können, wenn man der Ukraine beherzter geholfen hätte. Auf die Frage, wie man der Ukraine künftig helfen könne, sagt Scholz, es gehe nicht um die Nato-Mitgliedschaft, sondern darum, dass die Ukraine künftig nicht mehr überfallen werde. Die Ukraine brauche deshalb eine starke Armee. Merz hofft auf eine europäische Einigung in dieser Frage. Es sei klar, dass Putin auch künftig in hochaggressiver Weise Europa bedrohen werde.
21.23 Uhr: Scholz sagt, dass für die Ertüchtigung der Bundeswehr künftig wohl die Steuern erhöht werden müssen. Er sieht 30 Milliarden Euro, die vom Bundeshaushalt nicht gedeckt sind. Eine Kürzung der Sozialleistungen sei mit ihm nicht zu machen. „Der entscheidende Punkt ist, wir müssen wachsen“, hält Merz dagegen. Er sieht Möglichkeiten, bei den Subventionen und der Verwaltung zu sparen. Scholz hält das für „lächerlich“: „Es gibt kein Wirtschaftswachstum, das 30 Milliarden einspart.“ ■