Konzerne wollen beim Impfen helfen – warum dürfen sie das nicht, Frau Merkel?
Großunternehmen und Verbände schlagen vor, angesichts des bisher langsamen Impftempos in Deutschland mit eigenen Kräften Beschäftigte sowie Familien und zum Teil sogar Nichtmitarbeiter zu impfen.

Die deutsche Wirtschaft bietet der Bundesregierung ihre Hilfe beim Impfen an. Mehrere Großunternehmen und Verbände schlagen vor, angesichts des bisher langsamen Impftempos in Deutschland mit eigenen Kräften Beschäftigte sowie Familien und zum Teil sogar Nichtmitarbeiter zu impfen, wie die Welt am Freitag berichtete. Der Vorschlag sollte am Freitag Nachmittag Thema bei einem Treffen zwischen Wirtschafts- und Gewerkschaftsvertretern mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Thema Corona-Schnelltests in Betrieben sein.
Doch die Gesprächsrunde ist am Vormittag kurzerhand geplatzt. Es seien noch weitere Vorarbeiten nötig, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Daher entfalle die Videokonferenz.
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Doch auch bei einer möglichen Impf-Schützenhilfe von seiten der Unternehmen seien noch viele Fragen ungeklärt, zitierte die Welt aus Wirtschaftskreisen. Dabei gehe es etwa um die Haftung oder die Dokumentation.
„Wir wollen pragmatisch dazu beitragen, so schnell wie möglich Herdenimmunität in Deutschland zu erreichen“, sagte der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, der Welt. „Wir sind deshalb grundsätzlich bereit, Menschen eine Impfung zu ermöglichen, auch wenn sie nicht für uns arbeiten.“
Allianz will 25 Impfstraßen einrichten
Auch die Konzerne Allianz, Adidas, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Siemens und Axel Springer wollen laut dem Bericht zum schnelleren Abarbeiten des nationalen Impfprogramms beitragen. Die Allianz plane, bis zu 25 Impfstraßen auf ihren Betriebsgeländen einzurichten, sagte Konzernchef Oliver Bäte der Zeitung. Die Vorbereitungen würden bereits getroffen – losgehen könne es, sobald genügend Impfstoff bereitstehe und die Mitarbeiterimpfungen gemäß der nationalen Impfstrategie möglich seien.
Adidas-Chef Kasper Rorsted sagte der Welt, vorstellbar sei auch, andere Unternehmen dabei zu unterstützen, ein Impfangebot für ihre Mitarbeiter zu schaffen, „sofern das logistisch machbar ist“ und genügend Impfstoffe vorhanden seien.
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Post-Chef Frank Appel betonte: „Bereits Anfang des Jahres haben wir gesagt, dass wir bei ausreichender Verfügbarkeit Impfstoff für unsere Mitarbeiter kaufen und diesen impfen würden, wenngleich unsere Aktivitäten die Anstrengungen der Regierung nur ergänzen können.“
Der Chef von Axel Springer, Mathias Döpfner, erklärte, der Konzern habe „diese Idee schon vor Wochen an die Politik herangetragen. Unsere Betriebsärzte könnten im Einklang mit der vorgesehenen Impfreihenfolge sowohl unsere Mitarbeiter als auch perspektivisch deren Familienangehörige, soweit sie im selben Hausstand leben, impfen.“
Doch so viel Druck die Unternehmen der Bundesregierung auch machen, bisher reagiert sie ablehnend. „Das Impfen durch Betriebsärzte ist ein sinnvoller Schritt“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag zum Angebot der Konzerne.
Doch der Zeitpunkt, von der Priorisierung der Impfverordnung vollkommen abzuweichen sei „noch nicht gekommen“. Noch hätten Ältere und Risikogruppen Vorrang und es sei deshalb bei den derzeit verfügbaren Impfstoff-Mengen nicht zu rechtfertigen, Jüngere in Betrieben zuerst zu impfen. Wann die Betriebsärzte in die Impfkampagne einscheren werden, ließ Spahn leider offen.