Dramatischer Auftritt

Israels UN-Botschafter heftet sich gelben Stern an die Brust!

„Wir werden den Stern tragen, bis Sie die Gräueltaten der Hamas verurteilen und Sie die sofortige Freilassung unserer Geiseln fordern“

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Israels UN-Botschafter Gilad Erdan trägt einen gelben Davidstern mit der Aufschrift «Never Again» («Nie Wieder»).
Israels UN-Botschafter Gilad Erdan trägt einen gelben Davidstern mit der Aufschrift «Never Again» («Nie Wieder»).Eduardo Munoz Alvarez/AP/dpa

„Von diesem Tag an werde ich Sie jedes Mal, dass Sie mich ansehen, daran erinnern, was es heißt, angesichts des Bösen zu schweigen“, sagte Israels UN-Botschafter bei einer Sitzung des Sicherheitsrates in New York. Dann erhob sich Gilad Erdan und heftete sich einen gelben Stern an sein Sakko.

Auch seine Mitarbeiter hinter ihm steckten sich gelbe Davidsterne mit der Aufschrift „Never Again“ („Nie wieder“) an die Brust. Diese erinnern an jene gelben Sterne, die während der Nazi-Diktatur jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern als Zeichen ihrer Entrechtung aufgezwungen wurden, ein Symbol für den Holocaust, in dem sechs Millionen Juden ermordet wurden.

„Wir werden den Stern tragen, bis Sie die Gräueltaten der Hamas verurteilen“

Er werde den Stern tragen, so wie seine Großeltern und die Großeltern von Millionen Juden, sagte Erdan an den Sicherheitsrat gewandt. „Wir werden den Stern tragen, bis Sie die Gräueltaten der Hamas verurteilen und Sie die sofortige Freilassung unserer Geiseln fordern“. Tatsächlich hat das mächtigste UN-Gremium die Bluttaten der Hamas an israelischen Zivilisten vom 7. Oktober bisher nicht verurteilt.

Der Wille dafür wäre zwar da, wie Abstimmungen zu Resolutionsentwürfen zeigten. Ein gemeinsamer Beschluss wird im Moment jedoch wegen anderer umstrittener Themen wie die Aufforderung an beide Konfliktparteien, sich an internationales Recht zu halten, blockiert.

Erschreckte Gesichter: Mitten in seiner Rede steht Gilad Erdan auf und heftet sich den Stern an die Brust.
Erschreckte Gesichter: Mitten in seiner Rede steht Gilad Erdan auf und heftet sich den Stern an die Brust.Michael M. Santiago/Imago

Terroristen der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas und anderer Gruppen hatten vor dreieinhalb Wochen Israel überraschend angegriffen und Massaker unter Zivilisten angerichtet. Mehr als 1400 Menschen wurden dabei und bei Kämpfen in den folgenden Tagen getötet. Mehr als 230 weitere Israelis wurden in den Gazastreifen verschleppt, darunter auch mehrere, die neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

Netanjahu bezeichnet die Hamas als „neue Nazis“

Auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die Hamas als „neue Nazis“ bezeichnet und das Ziel ausgegeben, die Organisation zu zerschlagen. Angesichts der Kritik an der hohen Zahl ziviler Opfer im Gazastreifen verglich er den Krieg gegen die islamistische Hamas mit dem Kampf der Alliierten gegen die Nazis im Zweiten Weltkrieg. Man habe den Alliierten trotz ziviler Opfer nicht gesagt, „rottet den Nationalsozialismus nicht aus“, sagte Netanjahu am Montag.

Als Beispiel nannte Netanjahu einen Angriff britischer Piloten auf das Gestapo-Hauptquartier in Kopenhagen. Damals hätten die Piloten „gepatzt“, das Ziel verfehlt und letztlich Dutzende Kinder getötet. „Das ist nichts, wofür man Großbritannien die Schuld geben kann. Das war eine legitime Kriegshandlung mit tragischen Folgen, die solche legitimen Handlungen begleiten.“

Auch Erdan betonte, dass ein Vergleich der Todesopfer auf beiden Seiten im Gaza-Krieg genauso unzulässig sei, wie ein Vergleich deutscher und britischer Opfer im Zweiten Weltkrieg. Die Forderung einer Feuerpause in Nahost verglich er mit der Forderung einer Feuerpause, bevor die Russen 1943 Stalingrad zurückerobert hätten.

„Gaza ist jetzt die Hölle auf Erden“

Nach mehr als dreiwöchigen Luftangriffen auf Hamasziele laufen seit vergangenem Freitag auch Einsätze israelischer Bodentruppen, die Stück für Stück ausgeweitet werden. In dem Küstenstreifen starben seit dem 7. Oktober nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mehr als 8500 Menschen, mindestens 21.500 wurden verletzt. Unabhängig lassen sich die Zahlen derzeit nicht überpüfen. Die UN sprechen von einer humanitären Katastrophe, der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen, Riad Mansur, sagte: „Gaza ist jetzt die Hölle auf Erden.“

Erdans Vergleich des Gaza-Krieges mit dem Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg stieß bei manchen Israelis auf Kritik. Der Leiter der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, Dani Dajan, bedauerte die Aktion. „Dieser Akt entehrt sowohl die Opfer des Holocaust als auch den Staat Israel“, schrieb er auf der früher als Twitter bekannten Plattform X. Der Davidstern symbolisiere die Hilflosigkeit des jüdischen Volkes und seine Ohnmacht gegenüber anderen. „Heute haben wir ein unabhängiges Land und eine starke Armee. Wir sind Meister unseres Schicksals. Heute haben wir eine blau-weiße Fahne am Revers, keinen gelben Aufnäher“, fügte Dajan hinzu.