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Infektionszahlen zu hoch: Was tun, um die Pandemie einzudämmen?

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Wirkt der Lockdown nicht? 
Wirkt der Lockdown nicht? imago images/foto2press

„Wir waren faul wie die Waschbären.“ – „Die Couch war unsere Front.“ – „Wir schimmelten zu Hause rum und taten nichts.“ Das sind Zitate aus zwei Informationsvideos der Bundesregierung, die am Wochenende für Aufsehen gesorgt haben. Regierungssprecher Steffen Seibert teilte die Videos mit dem Hashtag #besonderehelden auf Twitter. Darin berichtet ein fiktives Paar aus der Zukunft, wie es die zweite Welle im Corona-Winter 2020 erlebt hat. Beide Videos enden mit dem Appell der Bundesregierung: „Werde auch du zum Helden und bleib zu Hause.“ Die Filme wurden in den sozialen Netzwerken sowohl gefeiert wie auch kritisiert.

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Offenbar ist das Zuhausebleiben Wunschdenken. Jedenfalls sieht es zurzeit nicht nach deutlich sinkenden Infektionszahlen aus, die eine Lockerung der Maßnahmen begründen würden. Corona hat dieses Wochenende geprägt, auch politisch. Vor der Videoschalte der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel haben sich viele Politiker in Bund und Ländern zu Wort gemeldet. Anstatt über Lockerungen zu sprechen, müssten die Regeln noch einmal verschärft werden, sagen vor allem Unionspolitiker.

Peter Altmaier (CDU), Bundeswirtschaftsminister. 
Peter Altmaier (CDU), Bundeswirtschaftsminister. Fabian Sommer/dpa

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht im Teil-Lockdown bisher keine wesentlichen Erfolge. „Zur Zwischenbilanz gehört auch, dass die Infektionszahlen nach wie vor viel zu hoch sind. Sehr viel höher sogar als vor zwei Wochen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Trotz aller Anstrengungen sei eine Wende zum Besseren noch nicht erreicht. Er sieht wenig Spielraum für das Öffnen von Restaurants und Kinos.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schloss weder eine Verlängerung des bis Ende des Monats befristeten Teil-Lockdowns noch eine weitere Verschärfung der Maßnahmen aus. Ähnlich äußerte sich Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU). Auch Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) sieht keine Chance für Lockerungen. Er warnte aber auch vor schnellen Entscheidungen zu weiteren Schritten in der Corona-Krise und schlug vor, noch eine Woche zu warten und dann über veränderte Maßnahmen zu entscheiden.

Infektionszahlen deutlich zu hoch

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) machte Lockerungen der Corona-Kontaktbeschränkungen für Weihnachten von deutlich sinkenden Infektionszahlen abhängig. „Bei den Maßnahmen, die wir getroffen haben, geht es darum, die Infektionswelle zu brechen, erst wenn uns das gelingt – und zwar auf durchschlagende Weise –, können wir darüber sprechen, wie wir Weihnachten gestalten“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“.

Unterstützung kommt vom Städte- und Gemeindebund. „Nach wie vor sind die Infektionszahlen deutlich zu hoch und die Kontaktverfolgung gelingt nicht flächendeckend. Deswegen besteht zurzeit kein Anlass, Lockerungen vorzusehen“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Es wird auch über eine weitere Verschärfung der Maßnahmen in den Schulen diskutiert. Während Bayerns Ministerpräsident Söder durch eine Anpassung der Lehrpläne den Leistungsdruck reduzieren will, schlägt Wirtschaftsminister Altmaier vor, zusätzlich in Gemeindezentren, Kulturhäusern, Hotels oder Gaststätten zu unterrichten, um für ausreichend Abstand zu sorgen.

Schulen sollen offen bleiben

Bisher lässt sich immerhin noch eine einheitliche Haltung in der Politik ausmachen, die Schulen offen zu halten. Allerdings hatte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Freitag darauf hingewiesen, dass es immer mehr Corona-Ausbrüche in Schulen gebe. Denkbar sind nun eine allgemeine Maskenpflicht und die Teilung von Klassen, sodass Präsenzunterricht in kleineren Gruppen abwechselnd stattfinden würde.

Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädierte für eine Aufteilung von Schulklassen, die Bildungsgewerkschaft GEW forderte den Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling ab einem Sieben-Tage-Inzidenzwert von 50. Lauterbach sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Gelingt es uns nicht, den Unterricht neu zu organisieren, werden wir keine andere Wahl haben, als die Weihnachtsferien künstlich zu verlängern oder eine zusätzliche Ferien-Episode etwa im Februar einzulegen.“

Was passieren könnte, wenn nichts getan wird, zeigt ein Blick nach Österreich. Das Land geht in einen neuen Lockdown. Die meisten Geschäfte schließen, Schulen stellen auf Fernunterricht um. Das Verlassen von Haus oder Wohnung ist wie bereits zu Beginn der Pandemie im Frühjahr nur aus bestimmten Gründen erlaubt.