Gräueltaten in Israel

Hier wird eine Deutsche (22) von Hamas-Terroristen entführt

Es gibt 200 weitere Fälle. Verzweifelte Angehörige suchen nach Eltern, Kindern, Geschwistern, Großeltern... Viele leben nicht mehr. 

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Bei dem Musikfestival in der Negev-Wüste wurden 260 Menschen getötet, Dutzende wurden verschleppt.
Bei dem Musikfestival in der Negev-Wüste wurden 260 Menschen getötet, Dutzende wurden verschleppt.SOUTH FIRST RESPONDERS/AFP

So unfassbar brutal wie der Angriff der Hamas-Kämpfer auf Zivilisten in Israel war, so erschreckend groß ist nun die Zahl der Angehörigen, die nach ihren vermissten Eltern, Kindern, Geschwistern, Großeltern oder Cousinen suchen. „Ich will ihn einfach nur umarmen können“, sagt Omri Shtivi verzweifelt, der seinen Bruder Idan sucht. Idan wird seit dem Angriff der Hamas auf ein Musikfestival im Süden Israels vermisst. Allein dort töteten Hamas-Angreifer 260 Menschen und verschleppten viele in den Gaza-Streifen, darunter auch Deutsche.

Shtivi sagt, die Behörden hätten sich bisher nicht an seine Familie gewandt, um zu helfen. Es wurde aber ein „Einsatzzentrum für vermisste Menschen“ in der Nähe des internationalen Ben Gurion Flughafens in Zentralisrael von der Polizei und der Armee eingerichtet.

Verzweifelte Angehörige suchen nach Vermissten

Dutzende verzweifelte Angehörige sind dort seit Samstagabend, in der Hoffnung, Informationen zu bekommen. Persönliche Gegenstände der Verschwundenen wie Zahnbürsten oder Kämme sollen sie vorbeibringen, um eine Identifizierung über DNA-Analysen im Falle des Todes zu ermöglichen.

Mindestens 200 Menschen wurden nach Angaben der israelischen Regierung an verschiedenen Orten in Israel von der Hamas entführt. Hunderte weitere wurden getötet. Es wird also länger dauern, bis alle Opfer lokalisiert oder identifiziert sind, sagte Shelly Harush von der Polizei in dem Einsatzzentrum. Weinend und erschöpft verlassen viele Angehörige das Zentrum wieder.

Zahlreiche Israelis haben die Suche nach ihren verschleppten Angehörigen selbst in die Hand genommen und verzweifelte Aufrufe in den Online-Netzwerken gestartet. So wie die Mutter der Deutschen Shani Louk, die ebenfalls seit dem Rave-Festival in der Negev-Wüste im Süden des Landes vermisst wird.

Shani Louk (22) wurde von Hamas-Terroristen entführt.
Shani Louk (22) wurde von Hamas-Terroristen entführt.shanukkk/Instagram

22-Jährige halbnackt auf Pick-up zu sehen

Auf einem Video ist die 22-Jährige halbnackt auf einem Pick-Up zwischen mehreren Hamas-Männern offenbar im Gazastreifen zu sehen, mit dem Gesicht zum Boden, die Beine verdreht, mindestens bewusstlos. Ein junger Palästinenser spuckt im Vorbeigehen auf ihren leblosen Körper.

Nur mit Unterwäsche und Stiefeln bekleidet liegt die Frau auf der Ladefläche.
Nur mit Unterwäsche und Stiefeln bekleidet liegt die Frau auf der Ladefläche.Telegram

Ihre Mutter Ricarda Louk hat die Hoffnung dennoch nicht aufgegeben. Sogar auf Deutsch bittet sie in einem Video um Informationen zu ihrer Tochter und Hilfe, um die deutschen Behörden mit ins Boot zu holen. Dass es sich um Shani Louk handelt in dem Video, da ist sie sich sicher - ihre auffälligen Tatoos an den Beinen und die Dreadlocks-Frisur ließen laut „Spiegel“ keinen Zweifel zu. Hinzu kommt, dass die Bankkarte der Tochter demnach in Gaza benutzt wurde.

Mit ihren Kindern entführt – Ehemann verschollen

Auch die 37-jährige Yifat Zailer hat Fotos ihrer Cousine bei Facebook veröffentlicht. Shiri Bivas lebte im Kibbuz Nir Oz rund zwei Kilometer vom Gazastreifen entfernt und wurde vermutlich mit ihren zwei Kindern im Alter von neun Monaten und drei Jahren verschleppt. Auch hier ist ein Video mit der Mutter und ihren zwei Kindern in dem Palästinensergebiet der einzige Hinweis auf ihren Aufenthaltsort.

Der Mann von Shiri Bivas und dessen Eltern sind verschollen. „Wir wollen wissen, wie es ihnen geht, wir wollen, dass sie gesund nach Hause kommen“, sagt Zailer unter Tränen.

Shiri Bivas lebte rund zwei Kilometer vom Gazastreifen entfernt und wurde mit ihren zwei Kindern verschleppt. Ihr Mann und dessen Eltern sind verschollen.
Shiri Bivas lebte rund zwei Kilometer vom Gazastreifen entfernt und wurde mit ihren zwei Kindern verschleppt. Ihr Mann und dessen Eltern sind verschollen.Yifat Zailer/Facebook

Überlebt wie durch ein Wunder

Andere wie die 19-jährige Ester Borochov überlebten den Horror – wie durch ein Wunder. Die junge Frau war ebenfalls bei dem Musikfestival, als Hamas-Kommandos begannen, von allen Seiten wahllos auf die überwiegend jungen Menschen zu schießen.

Borochov kann in einem Auto flüchten, das dann aber durch Schüsse gestoppt wird, sich überschlägt und im Graben liegen bleibt. „Wir haben uns in dem Auto tot gestellt, meine Freundin und ich, zweieinhalb Stunden lang, bis Hilfe gekommen ist... so haben wir das überlebt.“

Grauenvolle, nur schwer zu ertragende Videos zeigen, wie Hamas-Terroristen bei dem Musikfestival mehr als 250 Menschen ermorden.
Grauenvolle, nur schwer zu ertragende Videos zeigen, wie Hamas-Terroristen bei dem Musikfestival mehr als 250 Menschen ermorden.AFP