Die Volksrepublik China hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Wirtschafts-Supermacht entwickelt. Und im Reich der Mitte ist man fest entschlossen, weiter zu wachsen – koste es, was es wolle. Dabei schreckt man auch vor unlauteren, wenn nicht kriminellen Methoden zurück. Anscheinend ist jedes Mittel recht, sich einen Vorteil gegenüber der internationalen Konkurrenz zu verschaffen. Leidtragende hierbei sind vor allem auch deutsche Unternehmen. Fast die Hälfte aller Firmen haben bereits unliebsame Begegnungen mit China gemacht.
Denn China hat sich im vergangenen Jahr zur wichtigsten Ausgangsbasis für Angriffe auf die deutsche Wirtschaft entwickelt. Das geht aus einer Studie des Digitalverbands Bitkom hervor, die in Berlin veröffentlicht wurde. Bei einer repräsentativen Befragung von mehr als 1.000 Unternehmen quer durch alle Branchen gaben 45 Prozent der betroffenen Firmen an, die Angriffe nach China zurückverfolgen zu können (2023: 42 Prozent).
Aber auch aus anderen Staaten kommen die Hacker: 39 Prozent der attackierten Unternehmen waren sich sicher, dass sie aus Russland angegriffen wurden (2023: 46 Prozent).
Gut ein Drittel der angegriffenen Unternehmen (36 Prozent) konnte jedoch nicht sagen, aus welcher Region die Angreifer kamen. Jedes fünfte Angriffsopfer (20 Prozent) geht davon aus, dass der Angriff von Deutschland aus erfolgte. Ein Viertel (25 Prozent) vermutet, dass die Angreifer in den USA saßen. Hacker mit bösen Absichten aus Osteuropa machten 32 Prozent der Fälle aus, die Europäische Union (ohne Deutschland) wurde in 21 Prozent der Fälle aus Ausgangsbasis vermutet.
Bei den Fragen nach dem regionalen Ursprung der Cyberangriffe und dem Täterkreis waren Mehrfachnennungen möglich. Damit wurde berücksichtigt, dass ein Teil der betroffenen Unternehmen mehrmals attackiert wurde und dabei auch aus verschiedenen Regionen.
Geheimdienste mischen kräftig mit
Die angegriffenen Unternehmen vermuten, dass die Täter vor allem aus den Reihen der organisierten Kriminalität stammen (70 Prozent). Ausländische Nachrichtendienste werden zu 20 Prozent als Verantwortliche vermutet, vor einem Jahr wurden die Geheimdienste nur bei 7 Prozent aller Vorfälle als Strippenzieher identifiziert. Bei 27 Prozent der Angriffe solle es sich um Racheaktionen von aktiven Mitarbeitern und ehemaligen Beschäftigten gehandelt haben.
Die Umfrage des Bitkom macht auch deutlich, welche Ausmaße die Bedrohung inzwischen angenommen hat. Acht von zehn Unternehmen in Deutschland (81 Prozent) sagen, ihre Firma sei in den vergangenen zwölf Monaten von Diebstahl von Daten und IT-Geräten sowie von digitaler und analoger Industriespionage oder Sabotage betroffen gewesen. Weitere zehn Prozent vermuten dies. Der Schaden, der durch diese analogen und digitalen Angriffe entstanden ist, wird von den Betroffenen in Summe auf 267 Milliarden Euro geschätzt, das sind 29 Prozent mehr als im Vorjahr.