Der US-Präsident Joe Biden (81) hält einen Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf für möglich. Dies berichtet die „New York Times“ in einer Eilmeldung und beruft sich dabei auf einen engen Verbündeten des US-Präsidenten. Das Weiße Haus hält dagegen.
In dem Bericht der Zeitung heißt es, Biden habe mit einem „wichtigen Verbündeten“ darüber gesprochen. Dem Verbündeten zufolge habe der 81-Jährige gesagt, dass er wisse, seine Kandidatur möglicherweise nicht mehr retten zu können, wenn er die Öffentlichkeit in den kommenden Tagen nicht von seiner Eignung als Präsidentschaftskandidat überzeugen könne.
Joe Biden hatte bei dem TV-Duell mit Herausforderer Donald Trump (Republikaner) letzte Woche einen schlechten Eindruck gemacht. Er hatte häufig gestottert, unverständlich gesprochen und wirkte oft verwirrt. Bidens Vizepräsidentin ist Kamala Harris (59). Ob sie bei Bidens Rückzug die Kandidatur übernehmen könnte, ist noch unklar.
Vizepräsidentin Kamala Harris rückt in den Mittelpunkt
Während besonders in den sozialen Medien haufenweise Spekulationen über einen möglichen Wechsel bei den Demokraten kursierten - auf der Online-Plattform X trendete „Kamala“ in der Rubrik Politik -, ging das Wahlkampfteam von Ex-Präsident Donald Trump zum verbalen Frontalangriff auf die Demokratin über.
„Die Demokraten beginnen, sich hinter Kamala Harris zu versammeln, da es nicht mehr zu leugnen ist, dass Joe Biden ungeeignet für das Amt ist“, hieß es in einer E-Mail der republikanischen Gegenseite. Trumps Team zeichnete das Feindbild einer Politikerin aus dem als demokratische Hochburg bekannten US-Bundesstaat Kalifornien und listete auf, was alles gegen eine Harris-Präsidentschaft spreche.
Online wurde die Debatte insbesondere bei X weiter angeheizt. Etliche Beiträge drehten sich um den sogenannten „K-Hive“ (zu Deutsch etwa: K-Bienenstock), ein teils ironisch verwendeter Spitzname für Anhänger der Vizepräsidentin. Geteilt wurden neben Spekulationen zur aktuellen Lage auch zahlreiche Internet-Memes. Auf der Website PredictIt, wo Wetten auf politische Ereignisse wie etwa die Nominierung eines US-Präsidentschaftskandidaten abgeschlossen werden können, überholte Harris Biden am Mittwochabend deutscher Zeit sogar. Noch vor wenigen Tagen waren ihr dort kaum Chancen auf die Kandidatur eingeräumt worden. Michelle Obama hatte zuvor mehrmals betont, dass sie nicht für ein politisches Amt kandidieren werde.
Weißes Haus weist New York Times-Bericht zurück und ruft Mitarbeiter auf, Lärm um Biden zu ignorieren
Das Weiße Haus hat den Bericht der „New York Times“ unterdessen zurückgewiesen, der nahe legt, dass US-Präsident Joe Biden über einen Rückzug aus dem Rennen um die Präsidentschaft nachdenkt. „Diese Behauptung ist absolut falsch“, teilte ein Sprecher der Regierungszentrale auf Anfrage mit. „Wenn uns die New York Times mehr als sieben Minuten Zeit gegeben hätte, das zu kommentieren, hätten wir ihnen das auch so gesagt.“
Bidens Stabschef, Jeff Zients, hat die Mitarbeiter des Weißen Hauses laut Medienberichten dazu aufgerufen, den „Lärm“ um Biden auszublenden und sich auf die Regierungsarbeit zu konzentrieren. Der US-Sender MSNBC und andere berichteten, Zients habe in einer Telefonschalte mit mehr als 500 Teilnehmern eingeräumt, dass die vergangenen Tage eine Herausforderung gewesen seien.
Gleichzeitig lobte er demnach die Errungenschaften der Regierung und betonte, dass der Fokus aller Mitarbeiter auf die Regierungsarbeit in der heißen Wahlkampfphase noch wichtiger werde. Die Sprecherin des Weißen Hauses bestätigte auf Nachfrage, dass es eine solche Telefonschalte gegeben habe.■