In Deutschland wird an Silvester geböllert und um Mitternacht gibt’s ein Küsschen mit den besten Wünschen fürs neue Jahr. Ganz nett, aber nicht spektakulär. In manch anderen Ländern wird skurrileres Brauchtum zelebriert zum Jahreswechsel. Hier eine Auswahl.
Die Dänen hüpfen ins neue Jahr
Für viele Däninnen und Dänen gehörten bislang zwei Dinge zu Silvester: die Neujahrsansprache von Königin Margrethe II. und ein Hüpfer vom nächstbesten Möbelstück. Jahrzehntelang veranstalteten Zuschauer parallel zur Rede ein Bingo mit typischen Floskeln wie „Grüße nach Grönland!“ oder machten ein Trinkspiel daraus. Doch im vergangenen Jahr verkündete die Monarchin bei ihrer Rede nach 52 Jahren ihren Rücktritt. Die zweite Tradition bleibt: Kurz vor Mitternacht steigen viele auf Stühle, Tische oder aufs Sofa, um pünktlich um 0 Uhr ins neue Jahr zu hüpfen. Ein Sprung ins Glück - auch wenn zu viel Aquavit das Ganze manchmal riskant macht.
Der Mitternachts-Gast bringt Glück
In Irland gilt es als Glücksbringer, wenn nach Mitternacht ein Gast durch die Tür tritt - am besten ein dunkelhaariger Mann mit Neujahrsgeschenken wie Whiskey, Essen oder Geld. Dieser Brauch heißt „first footing“ (erster Fußabdruck). Früher galten Rothaarige, die etwa zehn Prozent der irischen Bevölkerung ausmachen, als schlechtes Omen – eine Diskriminierung, die heute nicht mehr akzeptiert wird. Und falls kein Gast vorbeikommt? Kein Problem! Ein dunkelhaariges Familienmitglied kann kurzerhand durch die Gartentür hinaus- und durch die Haustür wieder hereinkommen – dann gibt es doch ein „Happy New Year“.
Eine Traube bei jeden Gong-Schlag
In Spanien Hauptstadt Madrid ist die Puerta del Sol der Hotspot für den Jahreswechsel. Der zentrale Platz mit dem historischen Glockenturm zieht schon am Vorabend Tausende an, wenn die Glocken der berühmten Uhr getestet werden. Doch Vorsicht: Die zwölf Weintrauben, die landesweit traditionell zu jedem der zwölf im Fernsehen übertragenen Glockenschläge gegessen werden, dürfen erst am Silvesterabend kurz vor Mitternacht verzehrt werden – sonst bringt es Unglück. Wer alle Trauben rechtzeitig schafft, soll sich Glück fürs neue Jahr sichern.

Vitaminbomben und Topfschlagen
Vitaminreich geht es auch auf den Philippinen zu. Dort werden nach Mitternacht zwölf Früchte aufgetischt. Aber Obacht: Das Obst sollte halbwegs rund sein, denn das steht für Münzen und somit Wohlstand. Und so türmen sich zu Silvester unter anderem Trauben, Mangos, Wassermelonen oder anderes exotisches Obst in großen Körben. Kulinarischer Aberglaube ist auf dem Inselstaat allgegenwärtig: Pancit (Nudeln) sollen ein langes Leben bringen, und eine üppig gedeckte Tafel verspricht ein ertragreiches Jahr. Um böse Geister zu vertreiben, setzt man auf ordentlich Krach – wer keine Böller hat, schlägt auf Töpfe oder dreht die Musik voll auf.
Zettel verbrennen im Schlangen-Gewand
Im sehr viel kälteren Russland wendet sich der Präsident traditionell vor dem Jahreswechsel mit einer Neujahrsansprache ans Volk, die landesweit im Fernsehen verfolgt wird. Wenn dann das Glockenspiel der Uhr im Spasski-Turm des Kremls zwölfmal schlägt, wird es hektisch: Viele Russen schreiben schnell einen Wunsch für das neue Jahr auf und verbrennen den Zettel – wer das vor Mitternacht schafft, bekommt dem Aberglauben zufolge den Wunsch erfüllt. Eher eine Modeerscheinung als ein Brauch ist es, sich in der Farbe des Tieres zu kleiden, in das laut dem chinesischen Kalender hineingefeiert wird. Für 2025 wäre das grün – ganz im Zeichen der Schlange.

Wo es am 1. Januar keine Neujahrsfeier gibt
In China bleibt es am 31. Dezember relativ unspektakulär. Denn hier richtet sich Neujahr nach dem Mondkalender und fällt jedes Jahr auf ein anderes Datum – 2025 auf den 29. Januar. Dann endet das Jahr des Drachen und das Jahr der Schlange beginnt. Am Abend des 28. Januar – sozusagen das chinesische Silvester – wird auch bereits gefeiert: Bei vielen werden Fenster und Türen geöffnet, um Glück ins Haus zu lassen. Mit Feuerwerk, Drachen- und Löwentänzen wird dann das neue Jahr begrüßt.
Bei Muslimen erinnern die Neujahrsfeiern an die Wanderung des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina im Jahr 622. Mit der Reise beginnt ihre Zeitrechnung. Der islamische Neujahrsanfang (1441 n.H.) ist 2025 am 26. Juni – allerdings verkünden Muslime den Beginn des neuen Jahres nicht mit einem Feuerwerk.
Juden feiern ihr Neujahrsfest Rosch Haschana (hebräisch: Kopf des Jahres) an den ersten beiden Tagen des Monats Tischri im jüdischen Kalender. 2025 ist das am 23. und 24. September der Fall. Zum Brauchtum gehört, dass Brote fürs Neujahrsfest nicht länglich sind, sondern rund. Das symbolisiert den Jahreskreislauf. ■