Irrer Fall von Selbstjustiz

Vier Brüder hängen mutmaßlichen Vergewaltiger der Freundin - verurteilt!

Ein extremer Fall von Selbstjustiz erschüttert Schweden. Jetzt fiel das Urteil in dem Prozess um die Hinrichtung eines Taxifahrers.

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Eine Frau geht bei Schneefall eine verschneite Straße in der Nähe des schwedisches Regierungssitzes Rosenbad entlang.
Eine Frau geht bei Schneefall eine verschneite Straße in der Nähe des schwedisches Regierungssitzes Rosenbad entlang.Henrik Montgomery/TT NEWS AGENCY/AP/dpa/Symbolbild

Ein schwedisches Gericht hat fünf Teenager wegen des Mordes an einem angeblichen Vergewaltiger zu zum Teil hohen Gefängnisstrafen verurteilt.

Der älteste Angeklagte, der zum Tatzeitpunkt bereits volljährig war, erhielt lebenslange Haft, wie das Bezirksgericht Uppsala am Mittwoch mitteilte. Zwei seiner minderjährigen Brüder wurden zu je vier Jahren Jugendstrafe verurteilt. Der jüngste der vier Brüder und seine Freundin müssen wegen Beihilfe für je dreieinhalb Jahre in Jugendhaft.

Richter Lars Holmgård sagte, der als Taximord in den Medien bekannt gewordene Fall trage „Züge einer Hinrichtung“.

Selbstjustiz: Brüder hängten den mutmaßlichen Vergewaltiger der Freundin

Das zur Tatzeit 15-jährige Mädchen hatte einen 26 Jahre alten Taxifahrer einen Monat vor der Tat wegen Vergewaltigung angezeigt.

Der Nachrichtenagentur TT zufolge lockte sie ihn Ende März mit der Aussicht auf ein Date in eine einsame Gegend.

Dort wurde der Mann von ihrem Freund und dessen drei Brüdern überwältigt. Sie zwangen ihn, die Zugangscodes für sein Mobiltelefon und seine Bankkarte preiszugeben, schleppten ihn in einen Wald und erhängten ihn dort. Anschließend räumten sie das Konto des Mannes leer.

Die Angeklagten bestritten vor dem Richter die Selbstjustiz. Doch das Gericht hatte aufgrund von Chatgesprächen, DNA-Spuren und anderen Indizien keine Zweifel an ihrer Schuld. Es ging aber davon aus, dass das Mädchen und der jüngste Angeklagte zum dem Zeitpunkt des Lynchmordes nicht mehr am Tatort waren.

Zu dem Vergewaltigungsvorwurf des Mädchens erklärte Richter Holmgård, das Gericht habe ihre Aussage zur Kenntnis genommen. „Aber das, was dort geschah, war nicht das eigentliche Thema des Prozesses“, fügte er hinzu.