Haben Sie vielleicht schon einmal ein Erdbeben erlebt? Als Mitteleuropäer im weitgehend erdbebenfreien Deutschland erlebt man diese Art von Naturphänomen ja eher selten. Wenn, dann irgendwo in der weiten Welt, wenn man auf Reisen ist, im Urlaub. Ein Schreck, wenn es kurz mal ruckelt und dann ist es meist auch schon wieder vorbei.
Richtig mulmig wird es für die meisten aber wohl, wenn alle paar Minuten unter einem die Erde rappelt. Das ist nichts für zarte Gemüter und entspannte Urlaubsstimmung kommt da garantiert nicht auf.
Und auf der griechischen Ferieninsel Santorini passiert gerade genau das: 500 Erdbeben innerhalb von drei Tagen – statistisch bebt die Erde also etwa alle 10 Minuten.
Die Erdbeben nordöstlich von Santorini haben laut dem Athener Institut für Geodynamik Stärken zwischen 3 und 4,9. Dazu kommen noch die vielen kleineren Beben in der Region, welche gar nicht gezählt werde. Kündigt sich da Mega-Erdstoß an?
6000 Menschen verlassen Santorini
Die Menschen und Touristen werden jedenfalls unruhig. Die Schulen auf der Insel und den Nachbarinseln Anafi, Ios und Amorgos sind bereits geschlossen und immer mehr Einwohner buchen einen Platz auf den Fähren oder einen Flug, um sich in Sicherheit zu bringen. Insgesamt waren es bis Dienstag rund 6000 Menschen, etwa ein Drittel der gesamten Bevölkerung.
Vor den Ticket-Büros bildeten sich Schlangen, es brach laut dem Bericht von AFP-Korrespondenten aber keine Panik aus. Der Tourismus läuft zu dieser Jahreszeit noch auf Sparflamme, so dass fast nur Einheimische vor Ort sind.
Andere aber bleiben und versuchen, unter den erschwerten Umständen den Alltag zu bewältigen. Supermärkte, Geschäfte, Unternehmen und Tavernen sind zum Großteil geöffnet.

Zwar sind Erdbeben dieser Größenordnung auf Santorini nicht ungewöhnlich - sie finden normalerweise rund einmal im Monat statt, berichtet die Tageszeitung „Kathimerini“ unter Berufung auf Seismologen. „Es ist das erste Mal, dass so etwas passiert“, sagte Athanassios Ganas vom Geodynamischen Beobachtungsinstitut im Fernsehen.
Santorini liegt auf einem schlafenden Vulkan
Das Problem: Zahlreiche Häuser sind direkt an den steilen Rändern des Inselkraters gebaut. Bei der Häufung vieler mittelschwerer Beben könnten sie schließlich abrutschen, sagen die Experten. Schon seit Tagen kursieren im Netz Videoaufnahmen von Privatleuten, die zeigen, wie bei jedem Beben Geröllabgänge von den Hängen den Staub aufwirbeln lassen.
Santorini liegt auf einem schlafenden Vulkan, der zuletzt 1950 ausgebrochen war. Ein Expertenkomitee erklärte allerdings am Montag, dass das aktuelle Phänomen „nicht in Zusammenhang mit vulkanischer Aktivität“ stehe.
Der griechischen Erdbebenbehörde (OASP) zufolge könnten die Beben noch mehrere Tage oder sogar Wochen anhalten. Das Phänomen soll weiter untersucht werden. Mitarbeiter des griechischen Katastrophenschutzes und der Elektrizitätswerke sowie Wissenschaftler machten sich deshalb auf den Weg nach Santorini. ■