Baujahr 1937

Traugott Grundmann bringt ältesten VW Käfer der Welt wieder zum Laufen

Nur noch das Fahrgestell war von einem der ersten Prototypen übrig. Jetzt rollt der VW Käfer von 1937 des niedersächsischen Sammlers wieder.

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Sammler Traugott Grundmann vor seinem VW Käfer in einer Werkstatt
Sammler Traugott Grundmann vor seinem VW Käfer in einer WerkstattMoritz Frankenberg/dpa

Wenn Traugott Grundmann sich in seinem VW Käfer hinters Steuer setzt, kann er seine Beine unter dem Lenkrad kaum ausstrecken. Klappt gerade noch so, mit seiner Körpergröße von 1,80 Metern. Um aus der Frontscheibe zu schauen, muss er einen Buckel machen. Doch der Sammler kann mit dem Oldtimer – dem ältesten Volkswagen Käfer der Welt – wieder auf die Straße. Ein Meisterwerk.

Traugott Grundmann mit seinem VW Käfer auf der Landstraße. Um durch die Frontscheibe schauen zu können, muss er sich ducken.
Traugott Grundmann mit seinem VW Käfer auf der Landstraße. Um durch die Frontscheibe schauen zu können, muss er sich ducken.Moritz Frankenberg/dpa

Acht Jahre lang werkelte der Sammler an seinem VW Käfer

Viel war nicht übrig von einem der ersten Prototypen des Kultautos. In mühsamer Kleinarbeit hat Traugott Grundmann den Käfer, von dem es kaum mehr als das Fahrgestell gab, wieder aufgebaut. Knapp acht Jahre werkelte der Dachdeckermeister und ehemalige Fluglehrer der Luftwaffe an dem historischen Fahrzeug, auch in der eigenen Werkstatt. „Bei einem Käfer kann man noch fast alles selbst machen.“

In der holzvertäfelten Garage des Sammlers finden sich neben dem W30 viele Bilder und Originaldokumente zu dem Fahrzeug. Auch ein Buch wurde zum Wiederaufbau geschrieben.
In der holzvertäfelten Garage des Sammlers finden sich neben dem W30 viele Bilder und Originaldokumente zu dem Fahrzeug. Auch ein Buch wurde zum Wiederaufbau geschrieben.Moritz Frankenberg

Inzwischen ist der Ur-Käfer sogar wieder für den Straßenverkehr zugelassen. Wie fährt sich der 23-PS-Wagen? „Das ist Fahren im Urzustand, sozusagen back to the roots – und es ist laut“, berichtet der Sammler aus Hessisch Oldendorf, einer Stadt in Niedersachsen. Allerdings: „Ab gut 80 Kilometern pro Stunde wird es holprig.“ Laut TÜV sind 100 Kilometer pro Stunde möglich.

„Ab gut 80 Kilometern pro Stunde wird es holprig“, berichtet Traugott Grundmann über die Fahrt mit dem Käfer-Prototypen.
„Ab gut 80 Kilometern pro Stunde wird es holprig“, berichtet Traugott Grundmann über die Fahrt mit dem Käfer-Prototypen.Moritz Frankenberg/dpa

Gebaut wurde das Auto 1937 als Volkswagen W30 – noch beim damaligen Ingenieurbüro Porsche und mit Unterstützung von Mercedes. Nach den drei nicht mehr existierenden sogenannten V-Modellen war es die erste Prototypenserie für den späteren VW Käfer. „Diese 30 Versuchswagen wurden im Auftrag von Ferdinand Porsche für einen groß angelegten Straßentest gebaut und gelten als direkte Vorläufer des späteren VW Käfer“, teilt der TÜV Nord mit.

Der VW Käfer überstand den Krieg auf wundersame Weise

Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Prototypen verschrottet, wie auf Bildern zu sehen ist, die Grundmann in seiner Ausstellung aufgehängt hat. „Man brauchte das Material.“ Gut 56.000 Kilometer war der Fahrzeugrahmen mit der Nummer 26 bis dahin unterwegs gewesen – und der den Krieg auf wundersame Weise überstand.

Laut TÜV, der die Echtheit der 26 bestätigte, gibt es keine Hinweise auf weitere verbliebene Rahmen oder Karosserien. Damit gilt das jetzt wieder aufgebaute Auto als weltweit ältester VW Käfer.

Teile der rekonstruierten Karosserie des Käfer-Prototypen sind auf einem Holzgestell montiert.
Teile der rekonstruierten Karosserie des Käfer-Prototypen sind auf einem Holzgestell montiert.Traugott Grundmann

Spätestens Anfang der 70er-Jahre wurde das auch Zentralrohrrahmen genannte Bauteil mit der Nummer 26 in Gmünd im österreichischen Kärnten unter einem anderen Fahrzeug – einem sogenannten Kübelwagen, also einer Art militärischem Käfer – wiederentdeckt, wie Grundmann berichtet. Über verschiedene Sammler gelangte das Fahrzeugteil schließlich zu einem Oldtimer-Liebhaber in Österreich. 2003 kam es im Tausch für einen Schwimmwagen – eine Art Amphibien-VW-Käfer – zu Traugott Grundmann.

Bei der Rekonstruktion des VW Käfer halfen viele Menschen

In Hessisch Oldendorf stand das Fahrgestell zunächst „nur an der Wand“, erinnert sich Grundmann. Er habe sich den Wiederaufbau nicht recht zugetraut. Mut machte dann der Wiederaufbau eines – deutlich besser erhaltenen – VW Käfer aus dem Jahr 1938.

Die Karosserie wurde mit einer Fachfirma von Grund auf neu aufgebaut. Generell hätten viele Menschen an dem Wiederaufbau mitgeholfen – unter anderem habe er weltweit nach Bauteilen gesucht, erzählt Traugott Grundmann. Zeittypische Scheinwerfer, Türgriffe und Scheibenwischer hätten sie bei Teilehändlern oder Oldtimer-Sammlern gefunden, etwa in Großbritannien, Frankreich oder Polen.

Der Käfer-Oldtimer war auch für den TÜV eine Herausforderung

Auch für den Oldtimer-Experten Thomas Rusch vom TÜV Nord war die Arbeit mit dem Auto etwas Besonderes: „Das hat mir schon viel Freude bereitet.“ Gebaut wurde es schließlich vor Inkrafttreten der Straßenverkehrszulassungsordnung 1938.

Auch Tüv-Mitarbeiter Thomas Rusch hatte Freude an dem VW Käfer.
Auch Tüv-Mitarbeiter Thomas Rusch hatte Freude an dem VW Käfer.Moritz Frankenberg/dpa

Für die Zulassung des Autos wurde deshalb vor allem geschaut, dass es verkehrssicher ist. Für einige Vorschriften wurden Ausnahmeregelungen gefunden. So hat das Auto statt einem fest verbauten Warnblinklicht nur ein mobiles System. Letztlich habe das Straßenverkehrsamt den W30 ohne jegliche Beanstandungen abgenommen.

Weite Strecken fährt Traugott Grundmann in dem beengten, grau lackierten Fahrzeug nicht. Auch den Regen scheut er mit dem Wagen. Doch wenn ein VW-Käfer- oder ein Oldtimer-Treffen stattfindet, zwängt sich Grundmann in den Wagen, beugt sich nach vorn, und der Wagen rollt wieder los. (mit dpa)