Die Leiche des kleinen Mädchens steckte in einem Sack. Narin, acht Jahre alt. Ihre Familie hatte sie in einem kleinen Dorf in der Provinz Diyarbakir im Südosten der Türkei als vermisst gemeldet. Am 21. August war sie verschwunden. Das ganze Land bangte um die kleine Narin. Am Wochenende nun der grausige Fund.
Die Leiche des Mädchens wurde in einem Fluss entdeckt. „Den ersten Erkenntnissen zufolge wurde sie nach ihrer Ermordung in einen Sack gesteckt. Der Sack wurde dann in den Fluss gelegt und unter Ästen und Steinen verdeckt, um keinen Verdacht zu erregen“, sagte Provinzgouverneur Murat Zorluoglu am Sonntag (8. September). Die Autopsie ist inzwischen abgeschlossen, Ergebnisse stehen aber aus. Unter anderem sind Todesursache und Todeszeitpunkt noch unklar.
Hat ihr Onkel die kleine Narin getötet?
Seit dem Fund der Leiche von Narin etwa einen Kilometer von ihrem Heimatort entfernt wurden in der Provinz Diyarbakir 24 Menschen festgenommen, wie Justizminister Yilmaz Tunc mitteilte. Unter ihnen die Eltern des Mädchens und sein Bruder, wie Medien berichten. Ein Onkel des Mädchens war bereits zuvor wegen des Verdachts auf Mordes und Freiheitsberaubung verhaftet worden. Er gilt als Hauptverdächtiger. In seinem Auto wurden Berichten zufolge DNA-Spuren gefunden, die darauf hinweisen, dass Narins Leiche in dem Fahrzeug gelegen habe.
Details über Aussagen der Verdächtigen sind inzwischen an die Öffentlichkeit gedrungen. So berichtete die Tageszeitung „Sabah“, ein Dorfbewohner habe ausgesagt, dass Narins Onkel - der auch der Ortsvorsteher ist - ihn darum gebeten habe, die Leiche zu entsorgen. Demzufolge war Narin schon am Tag ihres Verschwindens tot. Andere Familienmitglieder verstrickten sich Berichten zufolge in Widersprüche. Zudem hätten sowohl die Mutter als auch der Onkel Nachrichten bei WhatsApp gelöscht.
Der Fall hat landesweit für Aufmerksamkeit und Anteilnahme gesorgt, auch Präsident Recep Tayyip Erdogan schaltete sich ein. Nach dem Fund der Leiche erklärte er am Sonntag: „Die traurige Nachricht vom Schicksal von Narin, die brutal ermordet wurde, hat uns alle zutiefst erschüttert.“ Er wolle den Fall weiter verfolgen, „um sicherzustellen, dass diejenigen, die uns Narin weggenommen haben, die härteste Strafe erhalten.“
Das Mädchen wurde am Montag beerdigt. Die festgenommenen Eltern durften nicht teilnehmen. Zahlreiche Prominente hatten ihre Anteilnahme an dem Fall geäußert. Bereits am Sonntag hatten unter anderem Frauenrechtsorganisationen zu Demonstrationen wegen der Ermordung der achtjährigen Narin Güran aufgerufen, es wurde an mehreren Orten demonstriert. ■