Bericht enthüllt Sicherheits-Lücke

Todes-Fahrt in Magdeburg: Kostete DIESER Fehler fünf Menschenleben?

Warum gelangte Todes-Fahrer Taleb A. mit seinem Fahrzeug ungehindert auf den Weihnachtsmarkt? Und hätte der Anschlag verhindert werden können?

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Der Magdeburger Weihnachtsmarkt wurde mit Beton-Sperren geschützt. Unklar ist, warum es an einzelnen Stellen so große Lücken zwischen den Sperren gab.
Der Magdeburger Weihnachtsmarkt wurde mit Beton-Sperren geschützt. Unklar ist, warum es an einzelnen Stellen so große Lücken zwischen den Sperren gab.dts Nachrichtenagentur/imago

Der Terroranschlag von Magdeburg – er stürzte Tage vor dem Weihnachtsfest etliche Menschen ins Unglück, sorgt für Trauer in ganz Deutschland. Momentan steht vor allem eine Frage im Fokus: Wie konnte Todes-Fahrer Taleb A. ungebremst auf den Weihnachtsmarkt rasen, obwohl die Zufahrten eigentlich gesichert sein sollten? Fünf Menschen kamen bei seiner Fahrt über das Markt-Gelände und Leben oder starben an den Folgen, über 200 wurden verletzt. Nun enthüllt ein neuer Bericht eine Sicherheitslücke: Kostete dieser Fehler fünf Menschenleben?

Wie konnte es zur schrecklichen Todes-Fahrt von Magdeburg kommen?

Nach Schock und Trauer sind in den vergangenen Tagen vor allem die Sicherheitsbehörden in den Fokus gerückt – denn viele fragen sich, wie es überhaupt zu der schrecklichen Todes-Fahrt über den Magdeburger Weihnachtsmarkt kommen konnte.  Schließlich sollte der Markt – wie viele andere in Deutschland – aus Angst vor Terroranschlägen mit Beton-Sperren abgesichert sein. Laut einem Bericht der „Bild“ ist nun klar, warum Taleb A. mit seinem Fahrzeug überhaupt auf den Weihnachtsmarkt kam. Das Sicherheitskonzept, das dem Blatt vorliegt, zeige die Lücke.

Das Problem: Laut dem Bericht gab es zwar Beton-Blöcke, die die Zufahrt zum Weihnachtsmarkt versperrten – die Leerräume dazwischen hätten aber eigentlich mit Stahlketten abgesichert sein sollen. „Die Blöcke können dann entweder mittels Stahlschekel unmittelbar miteinander verbunden werden oder mittels einer Stahlkette auf größere Entfernung verbunden werden, um Zufahrten flexibel zu sperren“, zitiert „Bild“ aus dem Papier. „Dadurch sind Durchfahrten von befugten Fahrzeugen, wie Rettungsdienst oder Feuerwehr, nach Kettenöffnung jederzeit möglich.“

Am 27. Dezember wurde in Magdeburg bereits mit dem Abbau des Weihnachtsmarktes begonnen.
Am 27. Dezember wurde in Magdeburg bereits mit dem Abbau des Weihnachtsmarktes begonnen.Jens Schlüter/AFP

Warum waren die Beton-Sperren nicht zusätzlich mit Stahlketten gesichert?

Auch im Sicherheitskonzept des Veranstalters sei die Rede davon gewesen, dass die Beton-Blöcke den Markt vor Pkws, Lkws und Kleintransporter sperren soll, dass aber gleichzeitig ein schneller Zugang für Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr ermöglicht werden muss. Zwar gibt es laut „Bild“ im Sicherheits-Papier keine genauen Angaben darüber, wo die Blöcke hätten stehen müssen und welche Abstände es dazwischen geben darf. Allerdings wirft der Bericht die Frage auf, warum niemandem die großen Lücken zwischen den Betonblöcken auffielen.

Am Tatort stellten Passanten Blumen und Kerzen auf, um an die Verstorbenen zu erinnern. Fünf Menschen kamen bei der Todes-Fahrt von Taleb A. (59) ums Leben.
Am Tatort stellten Passanten Blumen und Kerzen auf, um an die Verstorbenen zu erinnern. Fünf Menschen kamen bei der Todes-Fahrt von Taleb A. (59) ums Leben.Jens Schlüter/AFP

Auch das Innenministerium berichtete bereits von den fehlenden Stahlketten. „Es wird aufgearbeitet, ob diese Maßnahmen vom Veranstalter umgesetzt worden sind und wenn nicht, warum nicht. Gleiches gilt für die polizeiliche Einsatzkonzeption“, sagte eine Sprecherin. Weiter heißt es: „Der Abstand zwischen Fußgängerampel und Betonblocksperre betrug zu beiden Seiten der Fußgängerampel jeweils rund 6 Meter. Es muss nun aufgearbeitet werden, ob das Sicherheitskonzept des Veranstalters des Weihnachtsmarkts so große Lücken in den Betonblocksperren an Fußgängerübergängen vorgesehen hat.“ Stahlketten hätten die Betonsperren sichern können – und gleichzeitig die flexible Öffnung für Einsatzfahrzeuge ermöglicht.

Neben den Ermittlungen zum Anschlag wird auch nach möglichen Fehlern in der Polizeiarbeit gesucht. „Die Standorte waren nicht dafür vorgesehen, Gehwege oder Zugänge zum Weihnachtsmarkt permanent zu versperren und nur für Rettungskräfte und Feuerwehr zu öffnen“, hieß es. Durch die Positionierung von Einsatzfahrzeugen in der Nähe von einigen Zugängen zum Weihnachtsmarkt sollte demzufolge die Möglichkeit bestehen, gegebenenfalls mobile Sperren errichten zu können. Doch nach dem jetzigen Stand der Aufarbeitung befand sich ein Fahrzeug in der Parkbucht für Taxen in der Ernst-Reuter-Allee und damit nicht an dem vorgesehenen Standort. ■