Mit einem Mietwagen richtete er auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg vergangenes Jahr ein Blutbad an. Taleb A. raste sechs Menschen tot, weit mehr als 300 wurden verletzt. Am frühen Vormittag startete der Prozess gegen den 51-jährigen Amokfahrer.
Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat der Prozess gegen den Todesfahrer am Landgericht Magdeburg begonnen. Taleb A. wurde mit einem Hubschrauber zum Gericht gebracht. Maskierte Justizbeamte führten den aus Saudi-Arabien stammenden Angeklagten zu seinem Platz hinter schusssicheren Glasscheiben. Dem 51-Jährigen, der jetzt einen längeren grauen Bart trägt, wird unter anderem sechsfacher Mord und versuchter Mord in 338 Fällen vorgeworfen.

Mit fast 50 km/h raste Taleb A. einen Jungen und fünf Frauen tot
Taleb A., der seit 2006 in Deutschland lebt, hatte als Facharzt in Sachsen-Anhalt gearbeitet, zuletzt mit suchtkranken Straftätern in Bernburg. Kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember 2024, war er laut Anklage mit einem 340 PS starken Mietwagen über den gut besuchten Weihnachtsmarkt in Magdeburg gedonnert – mit bis zu 48 Kilometern pro Stunde. Ein neunjähriger Junge und fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren starben.
Laut Anklage der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg handelte A. aus Unzufriedenheit und Frust über den Verlauf von Rechtsstreitigkeiten. Sein Ziel sei es gewesen, eine möglichst große Zahl von Menschen zu töten. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen plante er die Tat über mehrere Wochen und bereitete sie vor. Er handelte demnach allein.
Die beiden Vertreter der Generalstaatsanwaltschaft schilderten detailliert den Ablauf der Tat und beschrieben, wie der Angeklagte mit seinem Wagen Menschen erfasste, mitschleifte, überfuhr. Zwei Stunden lang wurde jeder einzelne Fall vorgetragen – die Verletzungen der Opfer, die Dauer der Krankenhausbehandlungen, wie Menschen ums Leben kamen.
Der Todesfahrer zeigte keine Anzeichen von Reue
Taleb A. verfolgte die dramatischen Ausführungen offensichtlich ohne Emotionen. Nachdem die Anklage verlesen worden ist, erklärte der 51-Jährige, er werde „stundenlang, vielleicht auch tagelang“ zu den Vorwürfen aussagen. „Ich bin derjenige, der das Auto gefahren hat“, sagte er. Weitere konkrete Angaben machte er zunächst nicht. Es gab keine Entschuldigung, kein Zeichen der Reue.
Stattdessen äußerte sich der Angeklagte mit weinerlicher Stimme und Taschentuch vor dem Gesicht zu vermeintlichen Vertuschungen der Polizei und kritisierte Medien. Wie bereits zu Prozessbeginn hielt er seinen Laptop hoch, wo „Sept. 2026“ zu lesen war. „Da ist die nächste politische Wahl in Sachsen-Anhalt“, erklärte Taleb A., der als Islamkritiker bekannt ist. Am 6. September 2026 wird in Sachsen-Anhalt ein neuer Landtag gewählt.

Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg versuchte derartigen politischen Erklärungen Einhalt zu gebieten. Er ermahnte den Angeklagten, sich zur Sache zu äußern. Betroffene der Todesfahrt, die als Nebenkläger zum Prozessauftakt erschienen waren, blickten teils fassungslos. Manche wendeten sich ab, andere schüttelten die Köpfe.
Verteidiger kritisieren Glaskasten, Prozess kurz unterbrochen
Bereits eine Minute nach Beginn des Prozesses gegen Taleb A., noch vor Verlesung der Anklage, war die Verhandlung unterbrochen worden. Der Anwalt des Angeklagten bemängelte vor allem, dass sein Mandant während des Prozesses aus Sicherheitsgründen in einer Glasbox sitzen muss. Dies sei unverhältnismäßig, kritisiert Thomas Rutkowski. Das Gericht entschied, dass es dabei bleibt, und die Anklage wurde verlesen.


