Kameras installiert

Stadt rüstet auf: Busfahrer sollen Falschparker verpetzen!

Parksünder müssen sich künftig noch mehr in Acht nehmen. Ein Klick des Busfahrers reicht. Dann landet der Verstoß bei der Behörde. Und es wird teuer. 

Author - Michael Heun
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Wiesbaden macht Jagd auf Falschparker auf Busspuren.
Wiesbaden macht Jagd auf Falschparker auf Busspuren.ESWE Verkehr

In Wiesbaden hat die Stadtverwaltung im Kampf gegen Falschparker aufgerüstet: Busse werden mit Frontkameras ausgestattet, um Parksünder zu erfassen. Ziel der Maßnahme ist es, blockierte Busspuren und Haltestellen in Zukunft zu vermeiden und den öffentlichen Nahverkehr zu beschleunigen, heißt es. Die ersten 14 Fahrzeuge sind bereits im Einsatz, und wer erwischt wird, dem droht eine saftige Geldstrafe – und im schlimmsten Fall sogar ein Punkt in Flensburg.

Busfahrer als neue Parkwächter

Stellen Sie sich vor, Sie parken schnell mal in zweiter Reihe, um einen Kaffee zu holen, oder bleiben kurz auf der Busspur stehen, weil Sie auf jemanden warten. Bisher war das oft eine lästige, aber nicht immer sanktionierte Praxis. Doch das könnte in Wiesbaden schon bald der Vergangenheit angehören. Denn ab sofort haben Busfahrer in der Stadt eine neue Aufgabe: Sie agieren nicht nur als Chauffeure, sondern auch als Parkwächter. Ausgestattet mit Frontkameras, können sie jederzeit ein Beweisfoto schießen, wenn sie ein falsch geparktes Auto auf ihrer Route entdecken.

Wie funktioniert das Ganze? Erkennt der Busfahrer einen Verkehrsverstoß – sei es auf einer Busspur oder an einer Haltestelle – kann er die Kamera manuell auslösen. Das aufgenommene Bild wird mit GPS-Daten versehen, sodass Zeit und Ort des Verstoßes exakt dokumentiert sind. Diese Informationen werden an die zuständige Verkehrsbehörde weitergeleitet, wo sie ausgewertet werden. Dem Falschparker flattert dann ein saftiges Bußgeld in Höhe von 70 Euro ins Haus. Wer es besonders bunt treibt und auf einer sogenannten Umweltspur parkt, muss zusätzlich mit einem Punkt in Flensburg rechnen.

Busspuren als Nadelöhr

Wer regelmäßig den Bus nimmt, kennt das Problem nur zu gut: Blockierte Busspuren und zugeparkte Haltestellen sind ein ständiges Ärgernis und führen zu Verspätungen im Nahverkehr. Besonders in Wiesbaden, wo die Stadt kein Straßenbahnnetz besitzt, sind die Busspuren von entscheidender Bedeutung, um den öffentlichen Verkehr flüssig zu halten. Jede Verzögerung durch Falschparker hat hier direkte Auswirkungen auf den gesamten Verkehr.

Der Verkehrsdezernent der Stadt, Andreas Kowol, zeigt sich deshalb überzeugt von der Maßnahme: „Wir erhoffen uns damit enorme Effekte.“ Schon der bloße Abschreckungseffekt könnte dafür sorgen, dass Falschparker es sich künftig zweimal überlegen, bevor sie den Busverkehr blockieren. Freie Busspuren bedeuten schnellere Verbindungen, weniger Staus und eine verbesserte Luftqualität – denn wenn der Verkehr stockt, leidet auch die Umwelt unter den Abgasen.

In Wiesbaden sollen Busfahrer solche Falschparker künftig melden.
In Wiesbaden sollen Busfahrer solche Falschparker künftig melden.ESWE Verkehr

Kommt das Modell bald auch in andere Städte?

Natürlich stellt sich bei einem solchen Projekt sofort die Frage nach dem Datenschutz. Schließlich werden hier Fotos von Kennzeichen und möglicherweise auch von Personen angefertigt. Doch die Stadt Wiesbaden hat sich abgesichert: Die Maßnahme wurde erst nach eingehender Prüfung durch den hessischen Datenschutzbeauftragten genehmigt. Dieser habe keine Bedenken gehabt, da die Aufnahmen streng zweckgebunden seien und ausschließlich zur Verfolgung von Verkehrsverstößen verwendet werden. Persönliche Daten Unbeteiligter seien zudem nicht betroffen, da die Kameras nur dann ausgelöst werden, wenn tatsächlich ein Verstoß vorliegt.

Das Projekt in Wiesbaden könnte wegweisend sein. Sollte sich das Kamerasystem als effektiv erweisen, könnten schon bald auch andere Städte folgen. Denn das Problem der zugeparkten Busspuren gibt es in vielen urbanen Zentren. Wiesbaden könnte damit eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn es um Lösungen im Straßenverkehr geht. Andere Städte in Hessen wie Frankfurt, Mainz oder Darmstadt denken angeblich schon über ähnliche Maßnahmen nach. 

Auch in Berlin wird die Busspur oft zugeparkt.
Auch in Berlin wird die Busspur oft zugeparkt.Sabine Gudath/Imago

Falschparker-Jagd: Wie sehen das die Bürger?

Die Meinungen über die neuen „Bus-Blitzer“ gehen auseinander. Während viele Anwohner die Initiative begrüßen und hoffen, dass sich die Situation auf den Straßen schnell verbessert, gibt es auch kritische Stimmen. Einige Autofahrer empfinden die Maßnahme als übertrieben und sprechen von einer „Abzocke“. Andere wiederum sehen in den Kameras eine willkommene Unterstützung, um den Verkehr zu entlasten und für mehr Sicherheit zu sorgen.

Falschparker, die gerne einmal kurz auf der Busspur stehen, sollten sich in Wiesbaden ab sofort jedenfalls in Acht nehmen – denn die Kamera im Bus sieht alles. Für die Busfahrer bedeutet die neue Technik eine zusätzliche Aufgabe, doch sie könnte entscheidend dazu beitragen, den öffentlichen Verkehr pünktlicher und effizienter zu gestalten.

Busfahrer machen Jagd auf Falschparker - eine sinnvolle Maßnahme oder nur Schikane und Abzocke? Soll das auch in Berlin und anderen Städten so gemacht werden? Schicken Sie uns Ihre Meinung an leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Nachrichten! ■