Heißgetränk soll umbenannt werden

Rassismus-Debatte um Kakao mit Schuss: Stadt geht gegen Lumumba vor

In Kiel sollen Betreiber von Ständen nach einem Vorstoß der Linken zukünftig auf rassistische Produktbezeichnungen verzichten.

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Leckere Heiße Schokolade mit einem Schuss Rum gibt es vor allem auf Weihnachtsmärkten, aber nicht nur dort.
Leckere Heiße Schokolade mit einem Schuss Rum gibt es vor allem auf Weihnachtsmärkten, aber nicht nur dort.Pond5Images/imago

Dieses Getränk wärmt nicht nur von innen, sondern erhitzt auch die Gemüter: Bereits in vergangenen Dezember wurde anlässlich der Weihnachtsmarkt-Saison darüber diskutiert, ob der Name „Lumumba“ für einen Kakao mit Schuss rassistisch ist. Nun wird in der ersten Stadt gegen die Benennung des Getränks vorgegangen: Laut einem Bericht der „Kieler Nachrichten“ sollen Standbetreiber auf den Märkten in der Stadt zukünftig darauf hingewiesen werden, dass rassistische Produktbezeichnungen nicht erwünscht sind.

Kakao mit Schuss: Darum ist die Bezeichnung Lumumba rassistisch

Angestoßen wurde die Debatte im vergangenen Jahr von der ehemaligen Bautzner Grünen-Stadträtin und Historikerin Annalena Schmidt. Beim Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) wies sie in einem Post auf den Hintergrund des Begriffes „Lumumba“ hin. „Da gerade Weihnachtsmärkte starten und Kakao mit Rum als ,Lumumba‘ verkauft wird: Die Bezeichnung des Getränks ist rassistisch!“, schrieb sie. Patrice Lumumba stehe für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika. „Er wurde erschossen! Und ihr benennt ,Kakao mit Schuss‘ nach ihm!“

Patrice Lumumba wurde von einem Erschießungskommando hingerichtet.
Patrice Lumumba wurde von einem Erschießungskommando hingerichtet.Panthermedia/imago

Patrice Èmery Lumumba war ein Politiker aus dem Kongo, der von 1925 bis 1961 lebte. Er war im Jahr 1960 der erste Premierminister des unabhängigen Kongo. Im Rahmen der Kongokrise wurde er später aber abgesetzt, sein Nachfolger ließ ihn festnehmen und von einem Erschießungskommando hinrichten. Allerdings ist nicht hundertprozentig klar, ob der Kakao mit Schuss wirklich aus diesem Zusammenhang heraus seinen Namen bekam. Fakt ist aber: Wer die Geschichte kennt, muss zukünftig darüber nachdenken, ob er das Heißgetränk wirklich noch so nennen will.

Linke: Rassistische Bezeichnungen wie „Lumumba“ sind auf Märkten in Kiel unangebracht

Auch in Kiel hat man sich jetzt des Themas angenommen. Grund war laut „Kieler Nachrichten“ ein Vorstoß der Ratsfraktion Die Linke/Die Partei. Der Bezug zwischen der Person Patrice Èmery Lumumba und dem Namen des Getränks liege nahe, argumentierte Ratsfrau Tamara Mazzi – die Bezeichnung „Lumumba“ sei Anfang der 1960er-Jahre aufgekommen. „Eine solche Bezeichnung ist auf den Kieler Weihnachtsmärkten und anderen Veranstaltungen absolut unangebracht.“

Auch auf dem Weihnachtsmarkt in Kiel wurde bisher der Kakao mit Schuss unter dem Namen Lumumba angeboten.
Auch auf dem Weihnachtsmarkt in Kiel wurde bisher der Kakao mit Schuss unter dem Namen Lumumba angeboten.penofoto/imago

Die Forderung der Fraktion: Den Standbetreibern auf den Märkten sollte eine Liste mit Bezeichnungen vorgelegt werden, die unerwünscht sind – wer solche Namen benutzt, solle von zukünftigen Veranstaltungen ausgeschlossen werden, heißt es. Der Verwaltung sei das aber zu weit gegangen, heißt es in dem Bericht. Der Kompromiss: Man wolle die Betreiber bei der Vergabe von Ständen darauf hinweisen, dass rassistische Produktbezeichnungen nicht erwünscht sind. Denn, argumentiert etwa CDU-Ratsherr Carsten Rockstein: „Das muss freiwillig sein und aus der Zivilgesellschaft selbst kommen.“

Standbetreiber wollen „Lumumba“ umbenennen: „Gesellschaft ist eben feinfühliger geworden“

Für die Händler selbst scheint die Umstellung kein Problem zu sein. So berichtet ein bekannter Standbetreiber, der unter anderem mehrere Getränke-Stände betreut, gegenüber den „Kieler Nachrichten“, dass man sich daran halten werde, wenn der Veranstalter Einwände hat. „Die Gesellschaft ist eben feinfühliger geworden“, sagte er.

Das beweisen auch immer mehr Fälle – denn inzwischen werden rassistische Bezeichnungen für Produkte regelmäßig infrage gestellt. Ein Beispiel ist auch der „Eismohr“, ein Softeis mit Schokoladenüberzug, das zuletzt etwa auf einer Messe in Leipzig angeboten wurde. „Es ist absolut erschreckend und beschämend, dass im Jahr 2024 noch immer ein Produkt mit einer rassistischen Begrifflichkeit beworben wird“, sagte Oliver Gebhardt (32) von der Linken gegenüber der „Bild“-Zeitung. Ihm bleibe unverständlich, „wieso heute überhaupt noch jemand Begriffe verwendet, die auf die Hautfarbe von Menschen anspielen und schon lange als diskriminierend wahrgenommen werden“. Der Veranstalter griff ein – und veranlasste, dass die Beschriftung an den Ständen entfernt wurde. ■