Heftige Debatte auf Facebook

Sexismus: Supermarkt schmeißt Honig „Flotte Biene“ aus dem Sortiment – DAS steckt dahinter

Unsere Sprache verändert sich – und das gefällt einigen gar nicht. Auf Facebook gibt es aktuell heftige Debatten über Honig. Doch die Auflösung dürfte einige enttäuschen ...

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Der Honig Flotte Biene steht auch heute noch in den Supermärkten - zehn Jahre nach dem Auftauchen des Supermarkt-Schildes.
Der Honig Flotte Biene steht auch heute noch in den Supermärkten - zehn Jahre nach dem Auftauchen des Supermarkt-Schildes.Ulrich Wagner/imago

Unsere Sprache verändert sich – und immer wieder wird öffentlich über Formulierungen diskutiert, die noch vor Jahrzehnten zum Sprachgebrauch gehören, die heute aber nicht mehr verwendet werden sollten. Sie werden als rassistisch, diskriminierend oder sexistisch eingestuft – und während die einen gern ihre Sprache anpassen, wollen andere um jeden Preis daran festhalten. Vor allem in den sozialen Netzwerken kocht die Debatte immer wieder hoch. Aktuell macht hier ein Bild aus einem Supermarkt die Runde, das viele Menschen aufregt. Es geht um den Honig „Flotte Biene“ und einen Supermarkt, der ihn aus dem Sortiment nehmen will. Was steckt dahinter?

Empörungs-Welle auf Facebook: DAS hat es mit dem Honig „Flotte Biene“ auf sich

Erst vor Tagen machte eine Geschichte aus Leipzig Schlagzeilen: Bei einer Messe verkauften mehrere Eis-Händler eine Spezialität namens „Eismohr“, ein Softeis mit Schokoladen-Überzug. Einem Leipziger Linken-Politiker verging bei dem Begriff gehörig die Lust auf Eis – er beschwerte sich auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) über die rassistische Bezeichnung der Süßigkeit. Mit Folgen: Die Messeleitung schritt ein, prüfte den Sachverhalt – und forderte die betroffenen Eis-Stände auf, die entsprechenden Schilder zu entfernen.

In den sozialen Netzwerken macht nun ein Bild die Runde, das erneut ein solches Sprach-Thema behandelt – doch dieses Mal geht es nicht um Rassismus, sondern um Sexismus. Auf dem Foto, das mutmaßlich in einem Supermarkt aufgenommen wurde, ist ein Honig-Regal zu sehen, vor dem ein Schild aufgestellt wurde. Darauf steht in großer Schrift: „Wegen der Sexismus-Debatte werden wir FLOTTE BIENE von Langnese aus dem Sortiment nehmen. Greifen Sie also zu.“ Gemeint ist der in Tuben verpackte Honig des Lebensmittel-Produzenten, der seit Jahren den Namen „Flotte Biene“ trägt. Aber: Ist das sexistisch?

Viele Facebook-Nutzer springen sofort auf das Thema an – und hinterlassen Kommentare. Tausende sind es, die unter dem Foto ihre Meinung äußern. Das Spektrum ist breit. „Über Spanien lacht die Sonne , über Deutschland die ganze Welt!“, heißt es etwa in einem Kommentar. „Es wir immer bekloppter im besten Deutschland aller Zeiten“, schreibt ein anderer Nutzer. Und eine Frau schimpft: „Mein Gott, die Menschen werden immer bescheuerter! Bald kann man sich das Sprechen abgewöhnen, denn alles kann auf irgend eine Art und Weise missverstanden werden, wenn man sich nur genug Mühe gibt!“

Andere versuchen, die Debatte tatsächlich zu führen. So schreibt eine Frau: „Flotte Biene ein Kompliment für die Frau und ein über Jahrzehnte eingetragenes Produkt es gibt wichtigere Probleme zu lösen.“ Und wieder andere nehmen es mit viel Humor. „Ich bin noch völlig normal aufgewachsen mit Leckmuscheln, Flutschfinger, brauner Bär und Dosenpils“, schreibt ein Nutzer.

Die Auflösung: Das Honig-Schild ist ein zehn Jahre alter Internet-Scherz!

Nur: Was hat es mit dem schrägen Schild auf sich? Soll hier wirklich kein Honig mehr verkauft werden, weil der Name angeblich sexistisch ist? Alle, die sich über das Schild aufregen, dürften enttäuscht werden: Bei dem Foto handelt es sich um einen zehn Jahre alten mutmaßlichen Scherz, der schon damals durch die sozialen Medien geisterte. In unterschiedlichen Kanälen wurde darüber berichtet. Hintergrund war der Fehltritt des Ex-FDP-Politikers Rainer Brüderle, der gegenüber einer Journalistin sexistische Kommentare machte. Der Vorfall entfachte eine breite gesellschaftliche Debatte über Sexismus in Deutschland.

Es wurde nach dem Auftauchen des Schildes stark angezweifelt, dass es sich dabei tatsächlich um eine echte Aktion eines Supermarktes handelt. Denn: Auffällig ist, dass das Schild sehr unprofessionell wirkt, etwa in der beliebten Comic-Schrift „Comic Sans“ geschrieben ist. Unklar ist auch, wo genau das Foto entstand. Auf Reddit wurde etwa darüber spekuliert, ob es sich um eine Satire-Aktion handeln könnte. „Ich schätze, dass das lediglich Satire ist, denn es scheint mir doch etwas absurd, dass deswegen auch ein schon fast 100 Jahre altes Produkt nicht mehr vertrieben werden darf“, schrieb ein Nutzer.

Facebook-Nutzer: Empörte sollten an ihrer Medienkompetenz arbeiten

Dass es sich um einen Witz handelt, scheint zumindest bei der aktuellen Debatte bei wenigen Facebook-Nutzern angekommen zu sein. Stattdessen wird wild debattiert und erbittert gestritten. Nur wenige durchschauen die Masche: „Das ist ein über zehn Jahre alter Scherz und die Empörten fallen drauf rein“, schreibt etwa ein Kommentator. „Ihr solltet lieber euer Problem der Medienkompetenz lösen – ist ja peinlich!“ Übrigens: Der Honig „Flotte Biene“ ist natürlich auch heute, zehn Jahre nach dem Auftauchen des Schildes, noch zu haben… ■