Puppy Yoga soll demnächst auch in Berlin starten. Der neue Wellness-Trend ruft die Tierschützer von Peta auf den Plan.
Auf dem Instagram-Account eines Anbieters wird schon fleißig die Werbetrommel gerührt. Mitte Januar soll bereits die erste Session mit zehn Dalmatiner-Welpen in Berlin stattgefunden haben. Für März 2024 wird ein Start des Angebots in Berlin angekündigt.
Was ist Puppy Yoga?
Beim „Puppy Yoga“ werden Yoga-Übungen wie der „Herabschauende Hund“ oder die „Kobra“ zwischen zahlreichen Welpen praktiziert, die durch den Raum laufen und zum Kuscheln oder Spielen dienen sollen. „Jede Session dauert eine Stunde“, beschreibt der Anbieter, „und besteht aus ca. 35/40 Minuten Yoga und ca. 20/25 Minuten reiner Welpenspielzeit. Die Welpen werden die gesamte Zeit im Studio sein, jedoch bitten wir dich während dem Yoga auf deiner Matte zu bleiben, damit sich die Welpen in ihrem eigenen Tempo an dich gewöhnen können.“
Da das Üben mit Welpen auf Fotos für die sozialen Netzwerke niedlich aussieht, werden die Yogastunden, die mindestens 55 Euro kosten, dementsprechend oft auch in den sozialen Medien geteilt. Die Kurse rufen aber auch Kritik hervor.
Yoga Kurse mit Welpen in Berlin, München und Hamburg
Wie Tierschützer der Organisation Peta informieren, bietet die Puppy Yoga GbR diese Kurse in München, Hamburg, Berlin und Nürnberg an. „Diese Kursangebote können die Nachfrage nach Jungtieren weiter ankurbeln, während Tierheime massiv überfüllt sind und Aufnahmestopps verhängen. Zudem befinden sich die Hundekinder in einer entscheidenden Phase ihrer Sozialentwicklung. Sie einem Yogakurs auszusetzen, kann diese erheblich schädigen.“
Peta hat daher nach eigenen Angaben die Geschäftsführung kontaktiert und dazu aufgerufen, keine Welpen mehr für die Kurse zu nutzen. Stattdessen sollte das Unternehmen Tierschutzorganisationen und Tierheime unterstützen, indem es Vermittlungsgesuche aushängt und Informationsmaterial anbietet.
„Die Puppy Yoga GbR lehnte dies ab und teilte mit, dass ‚die Zucht der eingesetzten Hunde nicht zur Überfüllung der Tierheime beitragen‘ würde.“
Welpen von seriösen Züchtern
Auf der Webseite des Anbieters heißt es, man arbeite „ausschließlich mit seriösen Züchtern zusammen, die alle Wesens- und Gesundheitstests mit ihren Hunden durchgeführt haben, bereits einen bestehenden Zuchtbetrieb haben.“ Auch würden die Zuchtstätten, aus der die Welpen kommen, verlinkt, sodass man sich im Vorfeld einer Yoga-Stunde informieren könne.
„Puppy Yoga ist weder eine meditative Praxis noch Tierschutz. Das Unternehmen gibt an, Teile der Einnahmen an einen Tierschutzverein zu spenden und so einen positiven Beitrag zu leisten. Gleichzeitig arbeitet es eng mit Züchtern zusammen, die weiterhin Nachwuchs produzieren und damit das Problem der heimatlosen Tiere verschlimmern“, so Annika Lewald, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei Peta.
„Es ist absolut unverantwortlich, Hundekinder in solche Kurse ‚hineinzuwerfen‘ – ihre Bedürfnisse werden dabei stets vernachlässigt. Wir rufen die Studios dazu auf, keine Tiere mehr für Yogapraktiken zu missbrauchen.“
Stuttgarter Veterinäramt verbietet Puppy Yoga
Auch in Stuttgart bot das Unternehmen bereits Puppy-Yoga-Kurse an, heißt es in einer Mitteilung von Peta. „Das Stuttgarter Veterinäramt verbot diese Kurse vorerst, da es sich dabei gemäß Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes um das ‚gewerbsmäßige Zurschaustellen von Welpen‘ handelt, für welches offenbar keine Erlaubnis bei der Puppy Yoga GbR vorliegt. Dies geht auch aus einem Social-Media-Post des Studios hervor. Die Veterinärbehörde wolle die Geschäftsidee mit Hinblick auf das Tierwohl kontrollieren.“
Risiken für Welpen im Yogastudio: Überforderung und Verletzungsgefahr
Auf Werbevideos ist zu sehen, wie eine Yoga-Session mit Welpen abläuft. Die Hunde tollen zwischen den Übenden umher, oder schlafen zwischendurch ein.
Tierschützer befürchten eine Überforderung der Welpen. „Während die jungen Vierbeiner im Sportraum herumtollen, kann es zu Verletzungen kommen. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich die Welpen aufgrund der vielen Menschen und der aufregenden, fremden Umgebung überfordert und schutzlos ausgeliefert fühlen. Die Folge können sozial gestörte Hunde sein, die lernen, dass sie in solchen Situationen hilflos sind und sich nicht auf uns Menschen verlassen können.“
Darüber hinaus stehe Yoga für einen achtsamen Umgang mit sich und der Umwelt. Welpen in solche Kurse einzubeziehen, widersprich Petas Ansicht nach diesem achtsamen Ansatz. Der Anbieter der Welpen-Kurse hat neben den Yoga-Kursen auch weitere Begegnungen mit Welpen im Portfolio. „Für private Sessions, egal ob Corporate Event, Geburtstag oder JGA, darfst du uns gerne eine E-Mail schreiben und wir stellen dir ganz unverbindlich verschiedene Pakete zur Auswahl und zeigen dir, wie bisherige Events ausgesehen haben.“ ■