Wir erklären, wie es funktioniert

Pilot erklärt: Kann ein normaler Passagier eigentlich ein Flugzeug landen?

Horror-Szenario: Sie befinden sich in einem vollbesetzten Flugzeug, tausende Meter über dem Erdboden, und plötzlich sind beide Piloten nicht mehr in der Lage, das Flugzeug zu steuern.

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Das Cockpit einer Boeing 737-800: Kann ein normaler Passagier dieses Flugzeug steuern?
Das Cockpit einer Boeing 737-800: Kann ein normaler Passagier dieses Flugzeug steuern?Caroline Seidel/dpa

Haben Sie sich nicht auch schon mal folgendes Horror-Szenario vorgestellt: Sie befinden sich in einem vollbesetzten Flugzeug, tausende Meter über dem Erdboden, und plötzlich sind beide Piloten nicht mehr in der Lage, das Flugzeug zu steuern. Was passiert jetzt? Die meisten Menschen würden vermutlich in Panik geraten. Doch laut Pilot Alexander Mietz gibt es keinen Grund zur Sorge. Kann also ein Ottonormalverbraucher wirklich ein Flugzeug landen? 

Wenn der Funkspruch „Mayday“ beim Tower empfangen wird, breitet sich sofort Alarmstimmung am Flughafen aus. Dank der hochentwickelten Technologie und einer hervorragend geschulten Crew sind Notsituationen im Flugzeug heutzutage äußerst selten. Frühwarnsysteme und präventive Maßnahmen ermöglichen es, die meisten Störungen bereits im Vorfeld zu identifizieren und zu beheben. Doch was ist, wenn dennoch unverhoffte Zwischenfälle auftreten. Kann ein normaler Passagier ein Flugzeug landen? 

Kann ein normaler Passagier ein Flugzeug landen?

Alexander Mietz ist selber Pilot und arbeitet bei „Small Planet Airlines“. Und er ist davon überzeugt: Jeder könnte durchaus ein Flugzeug landen – zumindest die modernen, großen Maschinen von Boeing und Airbus. „Zwei Knöpfe drücken und fertig“, verrät er gegenüber dem Nachrichtenmagazin Focus Online.

Der Schlüssel liegt im „Autoland“-System, das eine nahezu vollautomatische Landung des Flugzeugs ermöglicht. Besonders bei Boeing-Maschinen ist dies unkompliziert: Wenn der „Approach Mode“ und der Autopilot aktiviert sind, wird das Flugzeug sicher auf den Boden geleitet.

Mit so einem Joystick lässt sich zum Beispiel in Airbus steuern.
Mit so einem Joystick lässt sich zum Beispiel in Airbus steuern.ANP/Imago

Auch Airbus-Modelle verfügen über diese Funktion, jedoch gibt es einen kleinen Unterschied: Bei Boeing stoppt das Flugzeug nach der Landung automatisch, während bei Airbus-Modellen der Pilot selbst bremsen muss. Dies stellt jedoch kein allzu großes Hindernis dar, wie Mietz weiter erklärt.

Doch einen Haken gibt es: Diese entscheidenden Knöpfe müssen erst einmal gefunden werden. Und wer einmal in einem Flugzeug-Cockpit war, weiß, dort ist es alles andere als übersichtlich. Unzählige Schalter, Leuchten und Displays - wer soll da als normaler Passagier schon durchschauen. Deshalb ist es wichtig, sich auf die Unterstützung des Bodenpersonals zu verlassen: „Wenn ein Passagier oder Passagierin ein Flugzeug landen muss, braucht er oder sie unbedingt Hilfe vom Boden“, erklärt Mietz gegenüber Focus Online.

Die Fluglotsen können per Funk Anweisungen geben. Ohne diese Kommunikation wäre es nahezu unmöglich, die richtigen Knöpfe zu finden und das Flugzeug sicher zu landen. Und auch der Autopilot ist eine Riesen-Hilfe. Mietz erläutert, dass die Technologie mittlerweile so weit entwickelt ist, dass der Autopilot den Großteil der Aufgaben übernimmt. Besonders bei ungünstigen Wetterbedingungen verlassen sich selbst erfahrene Piloten und Pilotinnen auf ihn, da er unabhängig von der Sicht arbeitet.

Bei Nebel oder eingeschränkter Sicht kann der Autopilot das Flugzeug oft sicherer landen als ein Mensch. Die Frage, ob ein normaler Passagier ein Flugzeug landen kann, lässt sich laut dem Experten leicht beantworten: Ja! Bleiben Sie ruhig, stellen Sie Kontakt zum Boden her, folgen Sie den Anweisungen und betätigen die richtigen Schalter. ■