Am 2. Oktober des vergangenen Jahres wurde der 15-jährige Henrik aus der schwedischen Kleinstadt Alingsås brutal ermordet. Ein Mord, der die Kleinstadt erschütterte. Am Freitag (7. Juni) wurde der Täter, ein 16-jähriger Junge, zu vier Jahren geschlossenem Jugendbetreuung verurteilt. Aber was geschah wirklich an dem Abend, an dem Henrik nicht nach Hause kam?
Es war Anfang Oktober, ein Montagnachmittag, als Henrik das letzte Mal von seinem Vater Mika zu Hause in der Wohnung gesehen wurde. Sie sprachen über den Schultag, und anschließend ging der Vater in die Stadt, um einen Freund zu treffen. Die Lokalzeitung vor Ort, Alingsås Tidning, berichtet von den Geschehnissen. Als der Vater nach Hause zurückkehrte und Henrik nicht aufzufinden war, wurde er am nächsten Tag als vermisst gemeldet.
Eine umfassende Suchaktion folgte. Über mehrere Tage suchte die Polizei mit allen verfügbaren Ressourcen nach dem vermissten Jungen. Mit Hunden und Pferden durchkämmten sie die Wälder um die Stadt, mit Drohnen und Hubschraubern überflogen sie die Gewässer. Die Bewohner der Stadt hielten den Atem an: Was war nur mit Henrik geschehen?

Was passierte mit Henrik?
Dann änderte die Polizei ihre Taktik. Über die Snapchat-Karte in Henriks Telefon konnten seine Verwandten sehen, wo sein Telefon zuletzt aktiv war – ein wichtiger Hinweis in den Ermittlungen. Die Polizei konzentrierte die Suche daher zunehmend auf den Fluss Säveån, der sich entlang der E20-Autobahn schlängelt und durch die Kleinstadt fließt, nicht weit von Henriks Zuhause.
Taucher von der Küstenwache suchten mehrere Tage unter einer Eisenbahnbrücke. Das trübe Wasser erschwerte die Arbeit der Ermittler. Während die Tage vergingen, schwand auch die Hoffnung, den 15-Jährigen lebend zu finden. Im Laufe der Woche wurden insgesamt vier Personen von der Polizei festgenommen, drei von ihnen wieder freigelassen. Am Sonntag, sechs Tage nach Henriks Verschwinden, wurde seine Leiche im Fluss gefunden. Noch gab es keine Einzelheiten zu den Umständen seines Todes, aber ein 16-jähriger Teenager wurde am selben Tag wegen Mordverdachts festgenommen.

Mutmaßlicher Mörder bestreitet die Mordanklage
Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Angeklagte und Henrik einander bereits kannten und dass sie sich am frühen Abend des 2. Oktober 2023 getroffen hatten. Das Landesgericht schreibt im Urteil, dass der 16-Jährige dem 15-jährigen Henrik das Leben nahm, indem er wiederholt mit einem Messer auf ihn einstach. Insgesamt sollen es 145 Stich- und Schnittverletzungen gewesen sein.
Die Lokalzeitung Alingsås Tidning berichtet weiter, dass der 16-jährige Angeklagte die Tat bestreitet. Er behauptete, in Notwehr gehandelt zu haben. „Wir haben Anklage wegen Mordes erhoben, es steht fest, dass der 15-Jährige durch umfangreiche Messerstiche ums Leben gebracht wurde“, sagte der Staatsanwalt Andreas Ekengren zur Zeitung Alingsås Tidning. „Es gibt viele technische Beweise, darunter DNA-Spuren auf der Kleidung des Verdächtigen“, erklärt Ekengren zur Beweislage. Auch Daten des Mobilfunkverkehrs und die Art und Weise, wie Mobiltelefone bewegt wurden, bieten eine Grundlage der Strafverfolgung.
Die Lokalzeitung Alingsås Tidning berichtet weiter, dass der 16-jährige Angeklagte die Straftat bestreitet und meint, dass er in Notwehr gehandelt hat. „Wir haben Anklage wegen Mordes erhoben, es steht fest, dass der 15-Jährige durch umfangreiche Messerstecherei ums Leben gebracht wurde“, sagte der Staatsanwalt Andreas Ekengren zur Alingsås Zeitung. „Es gibt viele technische Beweise, darunter DNA-Spuren auf der Kleidung des Verdächtigen“, erklärt Andreas Ekengren zur Beweislage.

Anwältin des mutmaßlichen Mörders: „Nicht beabsichtigt, dass es so enden würde.“
Nachdem Henrik ermordet worden war, schleppte der mutmaßliche Täter, nach Angaben der Staatsanwaltschaft irgendwann zwischen dem 2. und 5. Oktober, Henriks Leiche zum Fluss Säveån und verbrannte am Tatort Kleidung und Handschuhe, um Beweise zu beseitigen. Camilla Waldenberg, die Anwältin des Angeklagten, erklärt zur Alingsås Zeitung, dass ihr Mandant die Tat weiterhin bestreitet, er habe sich in einer Notsituation befunden: „Er möchte betonen, dass es keine Planung gab. Es sei auch nicht beabsichtigt gewesen, dass es so enden würde“, sagte Waldenberg.
Nach einem gerichtspsychiatrischen Gutachten wurde bekannt, dass der 16-jährige Täter nicht an einer schweren psychischen Störung litt, als er die Tat beging. Der 16-Jährige wurde nun zu vier Jahren geschlossenem Jugendbetreuung verurteilt, statt zu einer Gefängnisstrafe. Der 16-Jährige muss außerdem mehr als 400.000 Schwedische Kronen (ca. 35.400 Euro) Schadensersatz zahlen.
Laut Landgericht hätte es eine lebenslange Freiheitsstrafe geben müssen, wäre der Täter 18 Jahre oder älter gewesen. In Anbetracht des jungen Alters des Angeklagten wurde aber nur so eine geringe Strafe verhängt.
„Ich bin mit dem Urteil nicht zufrieden, es ist zu niedrig. Vielleicht sollte das Gesetz strenger sein“, sagt Henriks älterer Bruder Markus zum KURIER. ■