Vorstoß der WHO

Nach Zigarettenschachteln: Gibt es bald Warnhinweise auf Bierflaschen?

Die Menschen in Europa konsumieren zu viel Alkohol. Könnten Warnhinweise auf Flaschen das Bewusstsein für die Risiken von Alkohol schärfen?

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Bier gehört in Deutschland zur Tradition - da gucken auch Friedrich Merz und Markus Söder gern mal ins Glas.
Bier gehört in Deutschland zur Tradition - da gucken auch Friedrich Merz und Markus Söder gern mal ins Glas.Noah Wedel/imago

Wer raucht, der hat sich an die Warnhinweise, die sich seit Jahren auf Zigarettenschachteln und anderen Tabakprodukten finden, längst gewöhnt – seit der Einführung im Jahr 2003 werden Raucher immer wieder darauf hingewiesen, wie gefährlich der Konsum der Produkte für die Gesundheit sein kann. Bald könnte es nun auch Leuten an den Kragen gehen, die öfter mal ein Gläschen trinken: Laut einer Mitteilung des europäischen Regionalbüros der WHO gibt es aktuell die Empfehlung, auch auf Getränkeflaschen entsprechende Warnhinweise zu drucken. Gibt’s bald Todes-Warnungen auf Bierflaschen?

Neuer Vorstoß der WHO: Brauchen wir in Europa Warnhinweise auf Alkoholflaschen?

Die „Bild“-Zeitung berichtete am Wochenende über den Vorstoß. Das Problem: Der Konsum von Alkohol sei für rund neun Prozent der Todesfälle in der Europäischen Union verantwortlich. Und es geht nicht nur um ein ungesundes Trinkverhalten: Rund 200 Krankheiten sollen mit dem Konsum von Alkohol in Verbindung stehen. Und trotzdem ist der Genuss von Alkohol in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet.

Pro Jahr sterben in Europa rund 800.000 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums – die Droge löst unter anderem Lebererkrankungen, Entzündungen von Bauchspeicheldrüse und Magenschleimhaut, Übergewicht und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems aus, aber auch sechs verschiedene Krebsarten (unter anderem Leberkrebs, Darmkrebs, Brustkrebs). Auch dafür soll das Bewusstsein geschärft werden. Könnten Warnhinweise auf Alkoholflaschen das Bewusstsein für die Gefahr in die Köpfe der Menschen bringen?

Für den Verzicht auf Alkohol braucht es auch höhere Preise und weniger Angebot

In einer Pressemitteilung erklärt das Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation WHO, dass man mit dem Anbringen solcher Warnhinweise besser auf die Gefahren des Konsums aufmerksam machen könnte. In einem Papier wird die Theorie aufgestellt, dass man durch deutliche Warnhinweise das Konsumverhalten der Menschen verändern kann. Dafür müssten Warnhinweise nach bestimmten Parametern umgesetzt werden. „Sie sollten beispielsweise so gestaltet sein, dass sie Aufmerksamkeit erregen und ansprechend wirken, und aus diesem Grund sind nicht nur die Botschaft selbst, sondern auch ihre Größe, Position, Farbe und Abgrenzung vom Rest des Etiketts wichtig“, heißt es.

Das gemütliche Bier nach Feierabend gehört für viele Menschen in Deutschland zum Alltag. Die Folge: Ein viel zu hoher Alkoholkonsum!
Das gemütliche Bier nach Feierabend gehört für viele Menschen in Deutschland zum Alltag. Die Folge: Ein viel zu hoher Alkoholkonsum!Kirchner-Media/imago

Allerdings heißt es dort auch, dass Warnhinweise auf Alkohol nur ein Teil der Lösung sein könnten. „Es gibt andere Maßnahmen, die umgesetzt werden sollten, um dieses Ziel zu erreichen, wie etwa die Erhöhung des Alkoholpreises und die Verringerung seiner Verfügbarkeit.“ Zusammenfassend heißt es: „Aus Sicht des Verbraucherschutzes kann die Verfügbarkeit von Informationen beim Kauf und Verzehr den Verbrauchern helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.“ Aus Sicht der öffentlichen Gesundheit würden solche Warnschilder das Bewusstsein für alkoholbedingte Risiken schärfen.

„Die Bereitstellung dieser Informationen nimmt den Verbrauchern nichts weg, im Gegenteil, sie gibt ihnen Wissen, und Wissen ist Macht“, sagt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, in einem Bericht der „Bild“. Europa sei übrigens die Weltregion mit dem höchsten Alkoholverbrauch pro Kopf. Die alarmierenden Zahlen: Der aktuellste WHO-Bericht zum Thema ist laut „Bild“ von 2019, weist bei Personen über 15 Jahren einen Verbrauch von 9,2 Litern reinem Alkohol pro Jahr aus. In Deutschland liege der Verbrauch sogar bei 12,2 Litern. Im Vergleich: Der globale Durchschnitt liegt bei nur 5,5 Litern. ■

Was halten Sie von Warnhinweisen auf Alkoholflaschen? Braucht es das in Europa wirklich? Schicken Sie uns Ihre Meinung per Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com – wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!