Für Familie Kaulis ist es völlig normal, dass ein Krokodil im Pool planscht. Man könnte auch sagen, sie haben Mecklenburgs ungewöhnlichstes Haustier. Das ist 100 Kilo schwer, 2,50 Meter lang und ein Mississippi-Alligator. Frau Meyer, so der Name des Tieres, hat 45 Jahre auf dem schuppigen Buckel und lebt fast ebenso so lange bei den Kaulis in Elmenhorst im Landkreis Nordwestmecklenburg.
Klaus Kaulis ist ehemaliger Zirkusartist, lange Zeit war er mit einer Reptilien-Show im Zirkus aufgetreten. Als Rentner zog sich der heute 77-Jährige mit seiner Familie nach Elmenhorst zurück. Frau Meyer kam mit. Die Schlangen habe er abgegeben, sagt Kaulis. „Zu denen hat man nicht so eine enge Bindung.“ Ein Krokodil sei etwas anderes. „Frau Meyer ist für uns wie ein Familienmitglied.“

Früher reiste Frau Meyer im beheizten Kühlcontainer auf einem Sattelschlepper mit, als Klaus Kaulis noch im Zirkus unterwegs war. Jetzt steht der Container im Garten in Elmenhorst.
Drinnen hat Frau Meyer ein Wasserbecken, in dem sie nachts schläft und wo sie ausschließlich gefüttert wird, wie Kaulis berichtet. Das sei wichtig. So wisse sie, dass es draußen nichts gebe und komme auch nicht auf die Idee, nach etwas zu schnappen, weil sie es vielleicht für Futter halte. Im Garten hat Kaulis für den Mississippi-Alligator ein zusätzliches Becken gebaut, da jenes im Container den Vorschriften nicht entspreche – es sei zu schmal.

Der dreijährige Enkel darf den Alligator streicheln
Angst hat Familie Kaulis nicht vor ihrem exotischen Haustier, aber Respekt, das betont der Ex-Artist. Man müsse stets aufmerksam sein und auf die Signale des Alligators achten. Als sein Sohn Krystian drei Jahre alt war, habe der Junge erstmals nähere Bekanntschaft mit Frau Meyer geschlossen. Noch heute spielt er gern mit dem Tier im Gartenpool. Der Enkel sei jetzt auch drei Jahre alt und dürfe den Alligator unter Aufsicht schon mal streicheln. Das dürfen übrigens auch Besucher.
Sorge, dass Frau Meyer ausbüxen könnte, hat Klaus Kaulis nicht. „Dazu ist sie viel zu faul.“ Das Tier müsse regelrecht animiert werden, sich überhaupt etwas zu bewegen. Dennoch sei das Gelände gesichert und kameraüberwacht. Die zuständigen Ämter hätten die Haltung kontrolliert und keine Beanstandungen geäußert. Auch von den Nachbarn habe er noch keine Sorgen gehört. Kaulis warnt dennoch vor dem Halten so exotischer Wildtiere wie Alligatoren. Die Auflagen seien sehr hoch.