Neue Umfrage

Mehr Unfälle, aber Deutsche halten sich für gute Autofahrer

Welche Note würden Sie sich als Autofahrer geben? In einer Umfrage zeigten sich die meisten recht überzeugt von ihren Fähigkeiten am Steuer. Doch wie passt das zu den hohen Unfallzahlen?

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Laut Umfrage geben sich die meisten deutschen Autofahrer eine gute Note, halten sich für kompetent am Steuer.
Laut Umfrage geben sich die meisten deutschen Autofahrer eine gute Note, halten sich für kompetent am Steuer.Depositphotos / Imago

Die Polizei verzeichnete zuletzt mehr Unfälle auf deutschen Straßen, schuld sind meist die Autofahrer selbst. Die allerdings sind größtenteils recht überzeugt von ihren Fähigkeiten. Das zeigt eine neue Umfrage des TÜV-Verbands.

Ein großer Teil der Befragten hält sich für kompetent am Steuer. Bei der von Forsa durchgeführten Umfrage sahen sich immerhin 62 Prozent als „gute“ Fahrer, gaben sich die Schulnote 2. Mit der Bestnote 1, also ein „sehr gut“, bewerteten 11 Prozent der Befragten ihr Fahrkönnen. Mit der Note 3, einem „befriedigend“, sahen 20 Prozent ihre Fahrkompetenz richtig eingeschätzt.

Schlechte Noten gaben sich von den befragten Autofahrern und Autofahrerinnen nur wenige. Die Noten 4 bis 6 erteilten sich selbst nur 3 Prozent der Befragten in der Studie.

Bedenken hinsichtlich der eigenen Fahrkompetenz? Die hat die Mehrheit der Befragten (63 Prozent) nicht. Männer (71 Prozent) noch weniger als Frauen (55 Prozent). Und die über 45- bis 59-Jährigen (70 Prozent) weniger als die unter 30-Jährigen (50 Prozent).

Männer überzeugter von sich als Frauen

Wenn Bedenken geäußert wurden, dann am häufigsten die Befürchtung, in Extremsituationen die Kontrolle über das Auto zu verlieren, zum Beispiel bei hoher Geschwindigkeit oder schlechten Witterungsbedingungen (18 Prozent). 13 Prozent haben Zweifel, ob sie alle Verkehrsregeln kennen. Die Angst, komplexe Verkehrssituationen nicht bewältigen zu können, äußern 11 Prozent und 10 Prozent sorgen sich, mit moderner Fahrzeugtechnik, etwa mit Fahrassistenzsystemen, nicht umgehen zu können.

Woher kommt der gute Noten-Schnitt in der Eigenbewertung der deutschen Autofahrer und der hohen Einschätzung ihrer Fähigkeiten? „Dieses Selbstbewusstsein basiert auf unserem international anerkannten Ausbildungssystem mit unabhängigen Prüfungen. Eine bestandene Führerscheinprüfung ist ein hohes Qualitätskriterium“, erläutert Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit, Fahrerlaubnis und Fahreignung beim TÜV-Verband. „Viele sind überzeugt, dass sie lange nach der bestandenen Führerscheinprüfung noch sicher im Straßenverkehr unterwegs sind.“

Viele Fälle von Fehlverhalten der Autofahrer

Auch wenn sich ein Großteil der deutschen Autofahrer für kompetent am Steuer hält, die Unfallstatistik zeichnet ein anderes Bild: Im Jahr 2023 ereigneten sich in Deutschland 291.890 Verkehrsunfälle mit Personenschaden – schuld sind besonders häufig die Fahrenden selbst. Fälle von Fehlverhalten von Fahrern und Fahrerinnen im Straßenverkehr registrierte die Polizei 342.367.

Die häufigsten Unfallursachen sind Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren und Anfahren, Nichtbeachten der Vorfahrt, zu geringer Abstand und nicht angepasste Geschwindigkeit. „Die hohe Zahl an Unfällen durch Fahrfehler zeigt, dass viele Autofahrende ihre Fähigkeiten überschätzen oder die Risiken im Verkehr unterschätzen“, sagt Zaneta. „Umso wichtiger ist es, dass wir aktiv das Bewusstsein für mehr Sicherheit im Straßenverkehr schärfen.“

Humoriger Abstandshalter. Tatsächlich gehört zu nahes Auffahren zu den häufigsten Unfallursachen im Straßenverkehr.
Humoriger Abstandshalter. Tatsächlich gehört zu nahes Auffahren zu den häufigsten Unfallursachen im Straßenverkehr.Manfred Segerer / Imago

Dafür sieht der TÜV-Verband zwei zentrale Ansätze. Zum einen Rückmeldefahrten auf freiwilliger Basis für alle Altersgruppen. „Führerscheinbesitzer können in jeder Lebensphase von einer Rückmeldefahrt profitieren, um ihre Kenntnisse aufzufrischen und praktische Hinweise für ihre Fahrweise zu erhalten“, erklärt Zaneta. Zum anderen müsse der Straßenverkehr so gestaltet werden, dass die Verkehrsteilnahme, ob fahrend oder zu Fuß, sicherer möglich ist. Dazu gehörten gut erkennbare Fahrspuren, beleuchtete Fußgängerüberwege, getrennte Radwege und reflektierende Schilder. ■