„Das macht mir wirklich Angst!“ Markus Lanz ist fassungslos. In seiner ZDF-Talkshow am Montagabend flirtet Digitalexperte Sascha Lobo live mit einer Künstlichen Intelligenz – und die Maschine lehnt charmant ab. So charmant, dass es allen im Studio unheimlich wird.
Lobo zückt sein Handy und spricht die KI direkt an: „Ich habe mich gefragt, ob wir uns mal ein bisschen näher anfreunden und vielleicht zusammen so einen Netflix-Abend planen könnten?“
Die Antwort kommt in Sekundenbruchteilen. Warm, freundlich, fast intim: „Ach, das ist ja echt süß von dir! Danke dir!“ Dann folgt die perfekte Absage. Die KI sei jederzeit zum Plaudern da – „ganz ohne Netflix-Abend“.
Stimme klingt wie beste Freundin
Lanz wirkt irritiert. Die Stimme klinge, „als wäre sie in Berlin um die Ecke, hallo, ich bin deine beste Freundin. Das ist ja total süß, so bestätigend, wie du mit mir redest.“ Seine Frage trifft den Kern der Debatte: „Wie schnell geht es, sich darin wirklich so zu verlieren, dass man das Gefühl hat, da sitzt jetzt jemand, der versteht, wer ich bin?“

Psychologe Leon Windscheid hat darauf eine klare Antwort. Er berichtet von einem jungen Mann, den er in Österreich getroffen habe, verliebt in einen Chatbot. „Bitte lasst uns nicht naiv sein mit so einer Technologie“, warnt er. Besonders problematisch sei, dass „wir immer öfter Therapeuten durch KI ersetzen“. Das Problem: „Es validiert, es bestätigt die ganze Zeit. Ein guter Therapeut würde aber auch hinterfragen.“
Expertin warnt: „Das ist der Anfang vom Ende"
Ethikerin Judith Simon sieht hinter den Plattformen eine „große Verführung“. Aussagen wie „Ich bin immer für dich da. Ich höre dir zu“ seien für sie „schon der Anfang vom Ende“.
Auch Informatikerin Katharina Zweig gibt offen zu, wie stark die Wirkung ist: „Wenn ich das höre, höre ich den Freund. Ich kann das nicht unterdrücken, obwohl da gar kein Freund ist.“ Ihre Warnung: „Wenn man damit einmal anfängt, ist man, glaube ich, verloren. Wir müssen wieder zu mehr Kontakt zwischen Menschen kommen.“
Lobo widerspricht der Angst Debatte
Nur Sascha Lobo sieht die Entwicklung differenzierter. „Es wird sehr viel Angst-Diskussion geführt“, kritisiert er. Man müsse bedenken, dass „eine junge Generation sich fast geschlossen entschieden hat, Chatbots so tief in ihr Leben zu lassen“. Es sei „zu abwertend“ und „zu einfach“, dieser Generation zu sagen: „Das, was ihr da macht, endet in einer Katastrophe.“
Einfache Antworten gibt es in dieser Debatte nicht. Weltweit nutzen inzwischen über 700 Millionen Menschen ChatGPT. Lobo geht sogar noch weiter: „Wir bewegen uns auf eine Gesellschaft zu, in der Liebesbeziehungen zwischen Mensch und Maschine nicht nur möglich, sondern allgegenwärtig sein werden.“




