Kult-Regisseur

Rosa von Praunheim ist tot

Erst vor wenigen Tagen hatte der Filmemacher seinen langjährigen Partner geheiratet.

Author - Tobias Esters
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Rosa von Praunheim bei einem öffentlichen Auftritt auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis.
Rosa von Praunheim bei einem öffentlichen Auftritt auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis.BeckerBredel/IMAGO

Der deutsche Regisseur, Autor und Schwulenaktivist Rosa von Praunheim ist tot. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, starb er im Alter von 83 Jahren in Berlin.

Erst vor wenigen Tagen hatte von Praunheim seinen langjährigen Lebensgefährten Oliver Sechting (50) geheiratet. Die Hochzeit am vergangenen Freitag machte er selbst auf Instagram öffentlich und teilte ein Foto von zwei Händen mit Ringen – verziert mit kleinen türkisfarbenen Fröschen.

Rosa von Praunheim und sein Ehemann Oliver Sechting zeigen ihre außergewöhnlichen Hochzeitsringe – verziert mit türkisfarbenen Fröschen.
Rosa von Praunheim und sein Ehemann Oliver Sechting zeigen ihre außergewöhnlichen Hochzeitsringe – verziert mit türkisfarbenen Fröschen.@rosa_von_praunheim/Instagram

Die Trauung fand im Rathaus Schmargendorf in Berlin statt. Die beiden erklärten, sie hätten im Kreis enger Freunde und Weggefährten geheiratet. Den Antrag habe von Praunheim bereits im September gemacht. Seit 2008 waren er und Sechting ein Paar.

Freudiger Moment nach der Trauung. Rosa von Praunheim stößt mit Gästen vor dem Rathaus Schmargendorf auf die Hochzeit an.
Freudiger Moment nach der Trauung. Rosa von Praunheim stößt mit Gästen vor dem Rathaus Schmargendorf auf die Hochzeit an.@rosa_von_praunheim/Instagram

Kaum eine Figur hat den deutschen Film – und zugleich die gesellschaftliche Debatte über queeres Leben – so konsequent geprägt wie Rosa von Praunheim. Geboren wurde er am 25. November 1942 in Riga. Unter seinem bürgerlichen Namen Holger Radtke begann er seine Karriere, als Künstlername wählte er Mitte der 1960er-Jahre „Rosa von Praunheim“ – ein Name, der für Provokation, Sichtbarkeit und politische Wucht stand.

Der Film der alles veränderte

Mit seinem Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ schrieb von Praunheim 1971 Film- und Gesellschaftsgeschichte. Das Werk gilt bis heute als Meilenstein und machte ihn zu einem der wichtigsten Wegbereiter der Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik. Auch der Film „Die Bettwurst“ aus dem gleichen Jahr wurde zum Kult.

Provokantes Kino, das Geschichte schrieb: Szene aus dem Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1971).
Provokantes Kino, das Geschichte schrieb: Szene aus dem Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1971).Bernd Feuerhelm/IMAGO

Für großes Aufsehen sorgte er Jahre später erneut. 1991 outete von Praunheim in einer Fernsehsendung indirekt Entertainer Hape Kerkeling und Moderator Alfred Biolek als homosexuell. Ein Tabubruch, der eine hitzige Debatte auslöste.

Kampf gegen Schweigen und Verdrängung

In den 1980er- und 1990er-Jahren wurde von Praunheim zudem zu einer wichtigen Stimme in der Aids-Aufklärung. Er drehte Filme gegen Verdrängung, Angst und Heuchelei.

Für sein Lebenswerk wurde Rosa von Praunheim vielfach geehrt, darunter mit dem Special Teddy Award der Berlinale.

Über Jahrzehnte hinweg blieb Rosa von Praunheim eine unbequeme, aber prägende Stimme. In mehr als 50 Jahren drehte er über 150 Kurz- und Langfilme, arbeitete zudem als Theaterregisseur, Autor und Professor für Regie. Seine Werke liefen auf internationalen Festivals von Berlin über New York bis Paris und machten ihn auch außerhalb Deutschlands zu einer anerkannten Größe des queeren Kinos.

Mit ihm verliert Deutschland einen Künstler, der nicht nur Filme machte – sondern einem ganzen Teil der Gesellschaft eine Stimme gab. Und einen Mann, dessen Name bleiben wird: als Symbol für den deutschen queeren Film und für den Mut, sichtbar zu sein.