Bootsunglück fingiert

Mann täuscht Tod auf der Ostsee vor, um 4 Millionen Euro zu kassieren

Millionenschwere Versicherungspolicen wollte das Ehepaar mit einem spektakulären Betrug absahnen. Nun geht der 56-Jährige in den Knast.

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Die Versicherungsbetrüger im Revisionsprozess vor dem Landgericht Kiel. Das Ehepaar hatte den Tod des Mannes vorgetäuscht.
Die Versicherungsbetrüger im Revisionsprozess vor dem Landgericht Kiel. Das Ehepaar hatte den Tod des Mannes vorgetäuscht.Markus Scholz/dpa

Der Plan sollte ihnen auf einen Schlag das große Geld bringen. Ein Ehepaar aus Norddeutschland täuschte den Tod des Mannes vor. Bei einem Bootsunglück auf der Ostsee soll er umgekommen sein. Doch das Paar flog auf. Nun landet der angebliche Tote im Knast.

Zu drei Jahren und zwei Monaten Gefängnis wurde der 56-jährige Betrüger vom Landgericht in Kiel verurteilt. Wegen versuchten Versicherungsbetrugs.  Seine gleichaltrige Ehefrau bekam zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung. Von den 4,1 Millionen Euro, die sie mit dem angeblichen Bootsunglück abkassieren wollten, werden die beiden nichts sehen. Ihr spektakulärer Betrug scheiterte.

Im Oktober 2019 fingierte der Mann ein Bootsunglück in der Kieler Bucht vor dem Schönberger Strand. Er versenkte sein Boot, kam mit einem Schlauchboot an Land. Später versteckte er sich auf dem Dachboden des Hauses seiner Mutter in Niedersachsen. Drei Tage nach dem angeblichen Unglück meldete die Ehefrau ihren Mann als vermisst, mit der Absicht, ihn dann für tot erklären lassen. So wollten die beiden an die Policen von insgesamt 14 Lebens- und Unfallversicherungen gelangen. Die hatte der Mann zugunsten seiner Frau und seiner Mutter abgeschlossen. 

Doch daraus wurde nichts. Ermittler der Polizei gingen aufgrund der Spurenlage an Bord des gekenterten Bootes schnell von einem Täuschungsmanöver aus. Als die Frau ihren angeblich vermissten Gatten im April 2020 für tot erklären lassen wollte, starteten die Ermittler zusätzliche Recherchen und fassten den Mann wenig später in seinem Versteck. Dadurch flog der Betrug auf.

Erster Prozess endete mit Freisprüchen und Bewährungsstrafen

In dem Prozess vor dem Landgericht Kiel ging es um eine Neuverhandlung aufgrund einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs. 2021 hatte ein erstes Verfahren in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt mit Freisprüchen für beide Angeklagten sowie Bewährungsstrafen von einem Jahr und neun Monaten für den Ehemann und einem Jahr für seine Frau geendet.

Die Richter erkannten damals nur im Fall eines Versicherungsvertrags auf eine versuchte Betrugstat. Bei den 13 übrigen Verträgen stuften sie die entsprechenden Aktivitäten des Paars nur als Vorbereitungshandlungen für einen geplanten Betrugsversuch ein, was nicht strafbar ist. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob die Angeklagten davon ausgingen, auch ohne Vorlage einer amtlichen Sterbeurkunde Geld ausgezahlt zu bekommen.

Diese 13 Freisprüche hob der Bundesgerichtshof in Karlsruhe später auf und ordnete eine neue Verhandlung vor einer anderen Kammer des Kieler Landgerichts an. Diese sah in ihrem Urteil vom Mittwoch nun auch im Fall der übrigen 13 Verträge vollendete Betrugsversuche. Das Urteil wegen des 14. Vertrags aus dem ersten Prozess blieb bestehen, es wurden Gesamtstrafen gebildet.

In beiden Verfahren ging es nur um versuchten Betrug, weil es zu keinen Auszahlungen von Versicherungsgeldern gekommen war. Ursprünglich war auch die Mutter des Beschuldigten mit angeklagt. Das Verfahren wurde aber vor Beginn des ersten Prozesses wegen Verhandlungsunfähigkeit abgetrennt. ■