Schlimmer als Heroin

Körperteile verfaulen: Zombie-Droge breitet sich in Deutschland aus

Die Droge „Flex“ verbreitet sich rasant. Suchtberater schlagen Alarm, denn die Folgen für die Konsumenten sind dramatisch.

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In Deutschland breitet sich die Horror-Droge „Flex“ aus.
In Deutschland breitet sich die Horror-Droge „Flex“ aus.Felix Zahn/dpa

Sie ist schlimmer als Kokain, Crystal Meth und sogar Heroin: Die Droge „Flex“ verbreitet sich immer mehr in Deutschland. Vor allem in Niedersachsen verzeichnet das Landeskriminalamt (LKA) einen starken Zuwachs, die Stadt Göttingen in Südniedersachsen gilt als Hotspot. Suchtberater schlagen Alarm, denn die Folgen für die Konsumenten sind dramatisch.

Neben Göttingen steigt auch in Braunschweig und in Duderstadt der Konsum. Das geht aus einer Antwort der Drogenberatungsstelle „Drobs“ gegenüber dem NDR in Niedersachsen hervor. 

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So gefährlich ist die „Zombie“-Droge

Doch was macht die Droge so gefährlich? „Flex“ ist eine zerstörerische und extrem abhängig machende Droge und tödlich. Dazu ist sie noch günstig zu erwerben (weniger als zehn Euro das Gramm im Raum Göttingen) und sie löst einen intensiven Rausch aus. Experten zufolge ist der Suchtdruck sogar noch stärker als bei Kokain, Meth und Heroin, das Abhängigkeitspotential dadurch enorm. „Schon nach dem zweiten Gebrauch ist der Weg in die seelische Abhängigkeit gebahnt“, sagt Friederike Smilge, Mitarbeiterin einer Göttinger Drogenberatungsstelle zu NDR.

„Flex“ ist nur einer von vielen Namen. Dem Portal „drugcom“ zufolge, einem Projekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), wird die synthetische Droge auch unter den Szenenamen „Cloud Nine“, „Monkey Dust“, „Super Coke“, „Flakka“ und „Peevee“ gehandelt. Die Substanz dahinter ist Methylendioxypyrovaleron (MDPV). Auf dem Markt wird MDPV als „Badesalz“ oder „Pflanzenreiniger“ angeboten, um den eigentlichen Inhalt, das Rauschgift, zu verschleiern.

MDPV wird geraucht, gespritzt oder nasal konsumiert. Es wirkt nur wenige Minuten, dafür jedoch sehr intensiv. Konsumenten berichten von einem starken Euphorie-Rausch. Die kurze Wirkdauer sorge dafür, dass die Sucht nach mehr („Craving“) stark ausgeprägt sei. Laut dem Bericht seien höhere Dosierungen und Dauerkonsum die Regel. Die Folge sind psychotische Zustände, die wochenlang anhalten können. „Die ‚Flexer‘-Szene ist so krass, dass selbst Heroin-Nutzer, die nun auch nicht zimperlich sind, mit denen nichts zu tun haben wollen“, so die Göttinger Drogenberaterin.

Horror-Droge „Flex“ breitet sich aus

Neben den psychischen Folgen sind auch die körperlichen Auswirkungen auf die Konsumenten dramatisch: „Flex“ lässt Körperteile wegfaulen, das Muskelgewebe zerfällt. Herzinfarkte, Krampfanfälle und tödliches Nierenversagen zählen zu den Nebenwirkungen. Der seelische und körperliche Abbau schreitet rasant voran.

Zudem gibt es Berichte darüber, dass Konsumenten im Vollrausch andere Menschen gebissen und kannibalisches Verhalten gezeigt hätten. Dadurch erhielt MDPV auch den Beinamen „Zombie“-Droge. Unter der Bezeichnung ist auch die Droge „Tranq“ bekannt, die derzeit Los Angeles überschwemmt, wie der Merkur berichtet.

Gerade weil die Nebenwirkungen derart zerstörerisch sind, versucht Smilge, Prävention zu leisten. Sie befürchtet, dass potenzielle Konsumenten hoffen: „Alle diese schlimmen Dinge passieren den anderen. Mir passiert das nicht.“ Deshalb geht die Drogenberatungsstelle den Weg der Schadensminimierung: „Wir versuchen, als des Teufels Advokat zu sagen: Wenn ihr den Rausch braucht, dann nehmt lieber was anderes - und nicht ausgerechnet ‚Flex‘.“