Im Hafen von Rotterdamm: Niederländische Zollbeamte  beim Entladen von Containern am Containerterminal Maasvlakte. Die Niederlande und Belgien wollen im Kampf gegen den Drogenschmuggel enger zusammenarbeiten. Antwerpen und Rotterdam sind die größten Einfuhrhäfen von Kokain in Europa. 
Im Hafen von Rotterdamm: Niederländische Zollbeamte  beim Entladen von Containern am Containerterminal Maasvlakte. Die Niederlande und Belgien wollen im Kampf gegen den Drogenschmuggel enger zusammenarbeiten. Antwerpen und Rotterdam sind die größten Einfuhrhäfen von Kokain in Europa.  Peter Dejong/AP/dpa

Berlin ist für seine Partys und durchgefeierte Nächte und auch für den damit verbundenen Drogenkonsum berüchtigt. Eine am Mittwoch veröffentlichte EU-weite Studie bestätigt nun: Nirgendwo in Deutschland wird mehr Kokain konsumiert als in der Hauptstadt. In der Studie wurden über 100 europäische Städte ins Visier genommen, das Abwasser auf gängige Drogen gecheckt.

Lesen Sie auch: Müll bleibt liegen: Wieder BSR-Streik +++ Recyclinghöfe dicht +++ Auch Bäder und Krankenhäuser betroffen>>

Wie der rbb berichtet, ist der Konsum zuletzt rasant angestiegen. Auch MDMA werde in der Partymetropole Berlin  reichlich konsumiert. Mit 48 Milligramm pro 1.000 Einwohner pro Tag wird in der Hauptstadt deutlich mehr konsumiert als bei den Zweit- und Drittplatzierten – Saarbrücken (16 Milligramm) und Erfurt (13 Milligramm). MDMA ist chemischer Bestandteil der Partydroge Ecstasy. Die besonders schädliche Droge Crystal Meth scheint dagegen in anderen Städten beliebter zu sein.

Berlin zugekokst 

Laut der Studie ist der Koks-Konsum in Berlin in den vergangenen fünf Jahren um 58 Prozent gestiegen. Bei den Kokain-Rückständen pro 1000 Einwohner ist Berlin die Nummer eins in Deutschland. Auf Platz zwei und drei landen  Dortmund und München. Interessanterweise folgt auf Platz vier nicht etwa eine Großstadt wie Frankfurt/Main, sondern Magdeburg in Sachsen-Anhalt.

Alarmierend ist auch der zunehmende Konsum von Crystal Meth. Allein in Berlin nahm der Verbrauch seit 2018 um knapp 70 Prozent zu. Bei den Crystal-Meth-Rückständen pro 1000 Einwohner liegt Berlin trotz der hohen Steigerung aber noch hinter Chemnitz, Dresden, Erfurt, Magdeburg und Nürnberg. Auch im EU-Vergleich liegen Chemnitz und Dresden vorn, sowie auch einige Städte in Tschechien. Dort befinden sich viele Drogenküchen, von denen aus das ganze Land beliefert wird.

In Plastik verpacktes Crack, gefunden bei einem Kleindealer in Brüssel.  
In Plastik verpacktes Crack, gefunden bei einem Kleindealer in Brüssel.   Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa

Im Vergleich mit anderen europäischen Großstädten ist der Kokain-Konsum in Berlin geringer. Unter den Top Ten der Koks-Städte taucht Berlin gar nicht auf.

Lesen Sie auch: SO qualvoll ist Ostern für Tiere>>

Trauriger Rekordhalter in Sachen Kokain-Konsum ist hier  Antwerpen (Belgien), wo am meisten Kokain konsumiert wird. Dort liegt der Konsum bei über 2300 Milligramm pro 1000 Einwohner pro Tag. Die meisten Rückstände von Crack wurden in Amsterdam und Antwerpen festgestellt. Über die Nordseehäfen von Niederlanden, Belgien und Deutschland wird Kokain für ganz Westeuropa eingeschleust. 

Europas Drogen kommen über die Nordsee

„Nordseehäfen wie Antwerpen, Rotterdam und Hamburg stellen die traditionellen Einfuhr-Destinationen in Spanien und Portugal inzwischen in den Schatten“, teilte das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) kürzlich mit.

Die Behörde der Vereinten Nationen zeigte sich in ihrem Bericht über den globalen illegalen Kokain-Markt besorgt, dass der Anbau von Koka-Pflanzen nach einer Pandemie-Delle voriges Jahr um 35 Prozent hochschnellte.

Lesen Sie auch: Die Legende von Paul und Paula – ist das wirklich schon 50 Jahre her?>>

In vielen Regionen der Welt sei im vergangenen Jahrzehnt auch die Nachfrage nach der aufputschenden Droge gestiegen, hieß es in dem Bericht. Aus Sicht der UN-Experten hat die Nordsee-Route möglicherweise zur größeren Verbreitung von Kokain in Europa beigetragen. Vor etwa zehn Jahren begannen nämlich albanisch-stämmige Schmuggler, die Ware direkt in Südamerika einzukaufen und nach Belgien und die Niederlande zu verschiffen.

Laut dem Bericht stellten Behörden in Antwerpen im Jahr 2021 89,5 Tonnen Kokain sicher, in Rotterdam waren es 70,6 Tonnen. Während die Drogenfunde 2021 in diesen beiden Städten demnach nur leicht zunahmen, stiegen sie in Hamburg und Bremen stark an. Albanische Gruppen belieferten den britischen Kokain-Markt unter anderem aus nahen Häfen in den Niederlanden und in Deutschland, hieß es.

Nach 2016 stieg der Kokain-Konsum stetig an 

Auffällig: Zwischen 2011 und 2015 war laut Studie in den meisten Städten ein relativ stabiles Bild des Kokainkonsums zu beobachten. Das Jahr 2016 markierte einen Wendepunkt, seither wurde in den meisten Städten jedes Jahr ein deutlicher Anstieg beobachtet.