Trauer in der Wissenschaft

Königin der Affen: Britische Schimpansen-Forscherin Jane Goodall tot

Nicht nur Forscher bewunderten den Einsatz von Jane Goodall für das Überleben der Schimpansen. Goodall ist tot, aber ihre Umweltprojekte bleiben.

Author - Berliner KURIER
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Jane Goodall kam den Affen so nah wie kaum eine andere Forscherin.
Jane Goodall kam den Affen so nah wie kaum eine andere Forscherin.Sumy Sadurni/AFP

Die britische Schimpansen-Forscherin und Umwelt-Aktivistin Jane Goodall ist tot. Sie starb im Alter von 91 Jahren, wie ein Sprecher des Jane-Goodall-Instituts bestätigte. Auf der Facebook-Seite der Forscherin hieß es, sie sei eines natürlichen Todes gestorben, als sie im US-Bundesstaat Kalifornien auf einer Vortragsreise unterwegs war. „Dr. Goodalls Entdeckungen als Ethologin haben die Wissenschaft revolutioniert und sie war eine rastlose Befürworterin für den Schutz und die Wiederherstellung der Umwelt“, hieß es in der Mitteilung weiter.

Jane Goodall setzte neue Standards für die Affenforschung

Mit ihren jahrzehntelangen Beobachtungen von Affen im afrikanischen Dschungel setzte sie neue Standards für die Primatenforschung. Goodall fand heraus, dass Schimpansen individuelle Persönlichkeiten sind und erstaunliche Leistungen vollbringen können: So stellen sie Werkzeuge her und nutzen Hilfsmittel wie Stöcke, um damit in Termitenhügeln herumzustochern. Sie kommunizieren, haben Gefühle und ernähren sich keineswegs nur vegetarisch, sondern fressen auch Fleisch. Die Verhaltensforscherin beobachtete auch brutale, kriegsähnliche Attacken der Affen untereinander - die Tiere hätten auch „eine dunkle Seite in ihrer Natur“, wie sie resümierte.

Viele Forscher rümpften zunächst die Nase, dass eine Frau ohne Studium Schimpansen beobachtete, sich dabei nicht einmal vor den Tieren versteckte und den Affen keine Nummern, sondern auch noch Namen gab. Kollegen warfen ihr unwissenschaftliches Verhalten vor.

Jane Goodall küsst Tess, ein Schimpansenweibchen, im Sweetwaters Schimpansenschutzgebiet in der Nähe von Nanyuki, nördlich von Nairobi.
Jane Goodall küsst Tess, ein Schimpansenweibchen, im Sweetwaters Schimpansenschutzgebiet in der Nähe von Nanyuki, nördlich von Nairobi.Jean-Marc Bouju/AP/dpa

In Kenia lernte sie den renommierten Anthropologen Louis Leakey kennen, der sie als Assistentin einstellte. Er schickte sie 1960 zur Schimpansen-Beobachtung in das Wildreservat von Gombe am Tanganjika-See in Tansania - mit Zelt und Blechtellern im Gepäck und anfangs noch begleitet von ihrer Mutter. Zwei Jahre später durfte Goodall, die nie studiert hatte, sich mit einer Ausnahmegenehmigung an der Universität Cambridge zur Promotion einschreiben. 1965 wurde ihr der Doktortitel verliehen.

Goodall reiste bis ins hohe Alter um die Welt

Jagd und Abholzung bedrohten zunehmend die Schimpansen. Aus der Verhaltensforscherin wurde im Laufe der Jahre eine unermüdliche Tierschutz- und Umweltaktivistin. Sie gründete das Jane Goodall Institute, um den respektvollen Umgang mit Tieren und der Natur zu vermitteln. Mit Schülern startete sie in Tansania die Aktion „Roots & Shoots“ (Wurzeln und Sprösslinge). Heute existieren Gruppen in zahlreichen Ländern, die sich mit Projekten für eine bessere Welt engagieren. Bis ins hohe Alter reiste Goodall fast das ganze Jahr um die Welt. Für viele wird sie so in Erinnerung bleiben, wie ein Naturschützer in Afrika sie einmal bezeichnete: als fleißiger Engel. (dpa)