Verdächtige schweigen

Keltenschatz eingeschmolzen? Gold-Räuber vor Gericht

Ein unersetzbarer Goldschatz, mehr als zwei Jahrtausende alt, wird aus einem Museum gestohlen. Wird die Beute jemals wieder gefunden?

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Der Goldschatz des Kelten- und Römermuseums in Manching bei Ingolstadt, wie er bis 2022 ausgestellt war
Der Goldschatz des Kelten- und Römermuseums in Manching bei Ingolstadt, wie er bis 2022 ausgestellt warFrank Mächler/dpa

Einen unfassbar wertvollen Schatz sollen sie geklaut haben. Dafür stehen vier mutmaßliche Diebe aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ab Ende des Monats vor Gericht. Der Vorwurf: Die Männer sollen im November 2022 in das Kelten- und Römermuseum im oberbayerischen Manching eingestiegen sein. Dort griffen sie sich den rund 2100 Jahre alten keltischen Goldschatz. Die meisten der rund 450 Münzen sind bis zum heutigen Tag verschwunden.

Der spektakuläre Coup beschäftigt jetzt ab dem 21. Januar die Richter. Das Landgericht Ingolstadt will die Hintergründe des Goldschatz-Diebstahls in einem Manchinger Museum an insgesamt 31 Verhandlungstagen aufklären.

Die Ermittler beziffern den Wert des Goldschatzes mit mehr als eineinhalb Millionen Euro. Experten verweisen darauf, dass die entwendete Sammlung wissenschaftlich von unschätzbarem Wert und nicht zu ersetzen ist. Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) sprach nach der Tat von einem „Anschlag auch auf unser kulturelles Gedächtnis“.

Festnahmen 2023 – Verdächtige aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern schweigen

Die Staatsanwaltschaft hatte im vergangenen Sommer vier Männer, damals im Alter zwischen 43 und 51 Jahren, wegen schweren Bandendiebstahls angeklagt. Die Beschuldigten wurden im Juli 2023 festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Drei von ihnen stammen nach Angaben der Ermittler aus dem Raum Schwerin, einer aus Berlin. Im Ermittlungsverfahren hatten sie sich zu den Vorwürfen laut Staatsanwaltschaft nicht geäußert.

20.07.2023: Sichergestellte Münzklumpen werden während einer Pressekonferenz des bayerischen Landeskriminalamts zu den Festnahmen im Fall des Manchinger Goldschatz-Diebstahls präsentiert. (Archivbild)
20.07.2023: Sichergestellte Münzklumpen werden während einer Pressekonferenz des bayerischen Landeskriminalamts zu den Festnahmen im Fall des Manchinger Goldschatz-Diebstahls präsentiert. (Archivbild)Uwe Lein/dpa

Der Raub des Keltenschatzes ist nicht die einzige Tat der Bande. Das schwerkriminelle Quartett ist auch wegen 30 weiterer Taten angeklagt. Seit 2014 sollen sie in unterschiedlicher Besetzung in Supermärkte, Fast-Food-Restaurants, Zulassungsstellen und Tankstellen eingestiegen sein, um Geldautomaten oder Tresore aufzubrechen.

Das Museum war nur mangelhaft gesichert

Die 1999 in Manching ausgegrabene Münzsammlung war der größte keltische Goldfund des vergangenen Jahrhunderts. Nur wenige Monate nach der Entdeckung fiel damals die Entscheidung, die Goldmünzen in einem neuen Museum zu zeigen. Im Jahr 2006 wurde das Manchinger Museum eröffnet, der Goldschatz wurde neben zwei zuvor bereits in der Umgebung gefundenen Römerschiffen zum Prunkstück des Hauses.

Aus diesem Ausstellungsraum wurde der Schatz gestohlen.
Aus diesem Ausstellungsraum wurde der Schatz gestohlen.Peter Kneffel/dpa

Doch trotz des herausragenden archäologischen Wertes war das Museum nur unzureichend gegen Einbrüche gesichert. Die Täter konnten relativ leicht in das Ausstellungshaus gelangen. Zunächst hatten sie am 22. November 2022 nachts in der Telefonzentrale in Manching die Glasfaserkabel gekappt. Etwa eine Stunde später brachen sie in das Museum ein, dessen Alarmanlage durch die Sabotage an den Kabeln außer Funktion gesetzt war.

Die Überwachungskameras lieferten keinerlei für die Fahndung brauchbare Aufnahmen des nur neun Minuten dauernden Einbruchs.

Für das bayerische Landeskriminalamt (LKA) wurde der Einbruch zu einem herausragenden Fall. Das LKA gründete schnell eine 25-köpfige Sonderkommission unter dem Namen „Oppidum“, wie keltische Siedlungen wie die von Manching genannt werden. Die Ermittler suchten die Museumsumgebung ab, Polizeitaucher entdeckten in einem Weiher und einem Fluss Einbruchswerkzeug.

Eine DNA-Spur passte zu genetischem Material, das bei mehreren Einbrüchen in Deutschland und Österreich sichergestellt worden war. Dadurch wurde ein Verdächtiger aus Schwerin identifiziert. Später wurden er und die drei anderen Angeklagten festgenommen.

Berliner mit 18 Goldklumpen gefasst

Der beschuldigte Berliner hatte bei seiner Festnahme 18 Goldklumpen dabei, bei denen es sich nach den bisherigen Ermittlungen um Stücke aus dem Manchinger Goldschatz handelt, die eingeschmolzen wurden. Der größte Teil des rund 3,7 Kilogramm schweren Schatzes ist allerdings bis heute verschwunden. Wird der Prozess Hinweise auf seinen Verbleib liefern?