Es gibt keine Hoffnung mehr für eine Rettung zurück ins Meer. Für rund 150 Delfine endet ihre Strandung an einer Küste Australiens mit dem Tod. Warum wurden sie an Land gespült?
Im Nordwesten der australischen Insel Tasmanien nahe der schwer zugänglichen Arthur-River-Bucht waren 157 Kleine Schwertwale gestrandet. Die zur Familie der Delfine gehörenden Meeressäuger waren am Dienstagabend entdeckt worden. Auf einem von der Zeitung Guardian Australia verbreiteten Video war zu sehen, wie die leidenden Tiere über den ganzen Strand verteilt lagen.
„Es sind auch Babys dabei, es ist absolut entsetzlich“, sagte eine Augenzeugin dem australischen Sender ABC. Die Tiere kämpften viele Stunden um ihr Überleben. „Sie sehen mich an, und ich kann ihnen einfach nicht helfen.“ Als die Delfine entdeckt wurden, waren nur noch rund 90 am Leben.

Helfer versuchten umgehend, wenigstens einige der Delfine zu retten. Sie hofften, sie in tieferes Gewässer bringen zu können. Doch sie hatten keine Chance. Angesichts des Gewichts der Meeressäuger – teilweise mehr als eine Tonne – sei es schwierig, sie wieder zurück ins Wasser zu bringen, sagte der für Wildtiere zuständige Beamte Brendon Clark. Zudem war die Aktion auch wegen der unzugänglichen Lage des Strandes zum Scheitern verurteilt. Nötige Spezialausrüstung konnte nicht rechtzeitig dorthin geschafft werden.
Nach gescheiterten Rettungsversuchen bleibt nur eine Option
„Dies ist wahrscheinlich der schwierigste Rettungsort, den ich in meinen 16 Jahren in Tasmanien gesehen habe“, sagte der Biologe Kris Carlyon am Mittwoch. „Wir haben heute Morgen unser Bestes gegeben, aber uns gehen die Optionen für eine erfolgreiche Rückbeförderung ins Wasser aus.“
Den Behörden blieb nur, die traurige Entscheidung zu treffen. Die noch lebenden Delfine müssen getötet werden. Noch im Laufe des Tages sollte begonnen werden, sie zu erschießen. „Es ist eine schwierige Situation, aber wenn wir wissen, dass es aus Tierschutzgründen das Beste für das Tier ist, dann machen wir uns an die Arbeit und tun das so schnell und human wie möglich“, sagte ein Behördensprecher. Shelley Graham vom Tasmania Parks and Wildlife Service (PWS) betonte, die Entscheidung sei auf Anraten von Tierärzten getroffen worden.

An Land haben die Meeressäuger kaum Chancen, lange zu überleben
Meeressäuger können einige Zeit an Land überleben, leiden dabei aber sehr. Wenn sie stranden, droht ihre Haut unter der Sonneneinstrahlung zu verbrennen. Zudem besteht die Gefahr, dass sie ersticken, weil ihr eigenes Gewicht die inneren Organe quetscht. Aus unbekannten Gründen stranden gerettete Tiere nach ihrer Rettung auch häufig erneut. Es handele sich um die erste Strandung dieser Spezies in Tasmanien seit 50 Jahren, hieß es vom Tasmania Parks and Wildlife Service.
Warum Meeressäuger an Land gespült werden, ist bis heute rätselhaft. Eine Theorie besagt, dass sich kranke oder verletzte Tiere verirren und die anderen ihnen im Rudel folgen. Wissenschaftler halten es auch für möglich, dass Wale durch akustische Umweltverschmutzung, etwa Sonargeräte von Schiffen, die Orientierung verlieren. Auch könnten sie bei der Jagd in flache Küstengewässer geraten, aus denen sie sich nicht mehr befreien können. Gerade in Australien, aber auch in Neuseeland kommt es immer wieder zu Massenstrandungen, oft handelt es sich dabei um Grindwale. ■