Schärfere Regeln im Osten

Hose runter und oben ohne: DARUM kommt die Nacktpflicht am Ostseestrand

Mit Bikini oder Badehose auf dem FKK-Strand: Bisher hatte man darüber hinweggeschaut. Doch nun ist in einigen ostdeutschen Nacki-Revieren Schluss damit. Das hat einen wichtigen Grund.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Nackt am Strand sitzen und auf das Meer schauen: Einige FKK-Strände an der Ostsee sollen nun wirklich nur für die sein, die sich dort hüllenlos zeigen. Eine Nacktpflicht ist geplant.
Nackt am Strand sitzen und auf das Meer schauen: Einige FKK-Strände an der Ostsee sollen nun wirklich nur für die sein, die sich dort hüllenlos zeigen. Eine Nacktpflicht ist geplant.Peter Widmann/imago

Der Sommer ist noch weit. Doch an den ostdeutschen Ostseestränden herrscht schon der nackte Wahnsinn. Denn an einigen FKK-Abschnitten sollen ab der diesjährigen Badesaison schärfere Regeln eingeführt werden – die komplette Nacktpflicht! Hose runter und oben ohne für alle, die auch nur eine Zehenspitze auf einen FKK-Abschnitt setzen. Ansonsten folgt ein Strandverweis!

So irre es auch klingt, der Stadt Rostock ist es ernst. Die Bürgerschaft soll die Regeln an den Ostseestränden verschärfen. Sie beinhaltet auch eine Nacktpflicht an den FKK-Abschnitten. Die Tourismusverbände von Rostock und Warnemünde haben dieses 23-seitige Regelwerk ausgearbeitet.

Eigentlich zeigen schon jetzt die FKK-Strandschilder an der Ostsee, welche Kleiderordnung erlaubt ist.
Eigentlich zeigen schon jetzt die FKK-Strandschilder an der Ostsee, welche Kleiderordnung erlaubt ist.Bildfunk MV/imago

19 Kilometer ist die Ostseeküste in Rostock lang. Betroffen sind 37 Strände, zu denen  Warnemünde, Diedrichshagen, Hohe Düne und Markgrafenheide gehören. Auf den dortigen FKK-Abschnitten soll nun die komplette Nacktheit herrschen.

Laut dem Regelwerk, das das Rostocker Stadtparlament beschließen soll, ist das Betreten der Nacki-Strände künftig „ausschließlich Freikörperkultur (FKK) betreibenden Personen vorbehalten“.  Hüllenlos ohne Ausnahme: „Bekleidet zu baden und bekleidet ein Sonnenbad zu nehmen, ist nicht gestattet.“

Die Nacktpflicht – so etwas wäre zu DDR-Zeiten undenkbar gewesen. Ein Bikini- oder Badehose-Verbot hätte es auch nicht gebraucht. Es verbot sich schon von selbst, sich auf einem FKK-Strand dauerhaft bekleidet zu zeigen.

FKK in der DDR: Da musste sich sogar ein TV-Team nackt zeigen, das am Strand drehte

Denn die Blicke der Nacktbader konnten „töten“, wenn sie einen bekleideten Badegast in ihrem Revier sahen. Wer auch nur mal so „vorbeischauen“ wollte, um zu sehen, was die Nackis da im Freikörperkulturbereich machten, musste zeigen, was er selber hat.

Es gab damals kein Regelwerk. Allen war klar: Wer einen FKK-Strand betrat, ließ als erstes alle Hüllen fallen. Das wusste auch das „Außenseiter Spitzenreiter“-Team des   DDR-Fernsehen, als es 1978 auf einem FKK-Strand auf der Insel Usedom drehte. Alle waren nackt. Moderator Hans-Joachim Wolle war nur mit einem Tonbandgerät „bekleidet“.

Nun, die Zeiten haben sich mit der Wiedervereinigung Deutschlands geändert. Was in der DDR ein ungeschriebenes Gesetz am FKK-Strand war, galt plötzlich nicht mehr. Badende in Bikinis und Badehose wurden geduldet, wenn sie sich zwischen den Nackten mischten.

Hüllenloser Badespaß in der Ostsee – zu DDR-Zeiten bedurfte es keiner Nacktpflicht.
Hüllenloser Badespaß in der Ostsee – zu DDR-Zeiten bedurfte es keiner Nacktpflicht.Harald Lange/imago

Und so steht auch in dem bisherigen Baderegelwerk für die Strände um Rostock nur, dass entsprechende Abschnitte den FKK-Gästen vorbehalten sind. Von mehr ist darin nicht die Rede.

Doch das Miteinander von Nackten und Bekleideten sorgte immer mehr für Auseinandersetzungen. Hintergrund sind vermehrt Berichte und Klagen von FKK-Anhängern darüber, dass sich diese von Menschen gestört fühlen, die sich an den FKK-Abschnitten bekleidet aufhielten.

Teils sollen sie die nackten Menschen sogar gefilmt oder fotografiert haben. Die Fotos und Videos landeten oft im Internet.

Doch wie soll die Nacktpflicht an den FKK-Ostseestränden durchgesetzt werden? Mitarbeiter des Ordnungsamtes sollen die neuen Baderegeln durchzusetzen, heißt es laut Medienberichten. Bei Verstößen werden Platzverweise erteilt, Geldstrafen seien nicht vorgesehen. ■