Vor Monaten sorgten Berichte über eine Bettwanzen-Plage für Wirbel – auch in Berlin sind die kleinen Krabbler laut Kammerjägern verstärkt unterwegs, wurden sogar schon in öffentlichen Verkehrsmitteln gesichtet. In der österreichischen Hauptstadt Wien hat man momentan ein ganz anderes Problem: Hier müssen regelmäßig Züge der S-Bahn aus dem Verkehr gezogen und komplett gereinigt werden, weil sie mit Läusen befallen sind. Die Ursache soll laut Berichten ein einzelner Mann sein.
In der Bahn in Wien breiten sich Läuse aus, immer wieder werden Züge aus dem Verkehr gezogen
Zuerst hatte die „Kronen Zeitung“ über das Läuseproblem bei der Wiener S-Bahn berichtet. Es heißt, das Problem gehe von einem „offensichtlich verwahrlosten Mann“ aus, der von oben bis unten mit Läusen übersät sei. Er fahre regelmäßig mit der Bahn, sorgte dafür, dass sich die Läuse in den Zügen ausbreiten. Offenbar hatte sich ein Lokführer der Österreichischen Bundesbahnen an die Zeitung gewandt, Bilder des Mannes und der Läuse geschickt. Das Unternehmen bestätigte das Problem: Seit Wochen werden laut einem Bericht des „Standard“ immer wieder Züge eingezogen und gereinigt, wenn der Mann zuvor darin war.
Doch das Problem ist so leicht nicht zu lösen: Immer wieder ist der Mann mit anderen Zügen unterwegs. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖBB seien bereits dazu angehalten, den Passagier des Zuges zu verweisen. Denn: Es könnten Personen aus den Verkehrsmitteln rausgeworfen werden, wenn sie „eine Gefahr für die Sicherheit der Mitreisenden darstellen oder andere Mitreisende in unzumutbarer Weise belästigen“, heißt es in einem Bericht. Dann werden die entsprechenden Züge einer Reinigung unterzogen. Laut „Standard“ hätten manchmal bereits drei Züge am Tag aus dem Verkehr gezogen werden müssen.

Das Problem: Läusebefall sei keine meldepflichtige Erkrankung, sagt Sonja Vicht, Sprecherin des Gesundheitsdiensts der Stadt Wien – die Behörden haben deshalb keine Handhabe. Eine Entlausung könne nur freiwillig erfolgen. Für sozial Bedürftige werden die Kosten für eine entsprechende Behandlung – in Österreich zwischen 26 und 94 Euro, je nach Schwere des Befalls – sogar von Sozialeinrichtungen übernommen. Der Mann ist bisher aber offenbar durch alle sozialen Netze gefallen.
Läuse in der Bahn: Ein Verein will sich jetzt um den vermutlich obdachlosen Mann kümmern
Der Verein „Med 4“, der sich um die medizinischen Probleme von Menschen auf der Straße kümmert, will sich der Sache nun annehmen. Der Mann habe vermutlich eine „sensible und kranke Seele“ – und habe Hilfe deshalb noch nicht annehmen können, sagt Julia Palmai, die für den Verein arbeitet. „Es ist traurig, dass uns bisher noch niemand kontaktiert hat“, sagt sie. Der Mann sei vermutlich „einfach schwer zu fassen“. Die Organisation wolle nun mit den Verkehrsunternehmen in Kontakt treten – und versuchen, ihn zu einer medizinischen Behandlung zu bewegen, damit das Läuse-Problem der Wiener S-Bahn in den Griff zu bekommen.