Eine höhere Auszeichnung gibt es in Frankreich nicht – und Gérard Depardieu muss sie jetzt abgeben. Seit 1996 gehört der Schauspieler der französischen Ehrenlegion an, jetzt tritt er die Ehre freiwillig ab, nachdem ihm mit Rausschmiss gedroht wurde. Aber nicht etwa, wie man vielleicht denken würde, weil er die russische Staatsbürgerschaft angenommen hat. Mit seinem Verhalten und einigen vermeintlich frauenfeindlichen Kommentaren soll er „gegen die Ehre verstoßen“ haben.
Immer Ärger um Gérard Depardieu
Wohl kein anderer französischer Schauspieler ist so beliebt und gleichzeitig so umstritten wie Gérard Depardieu. Mehr als 200 Filme hat er auf dem Buckel, darunter wohl am bekanntesten seine Rolle des Obelix in der Realverfilmung von „Asterix“. Aber sein schusselig-gutmütiges Image leidet schon seit Jahren.
Aufsehen erregt hat unter anderem Gérard Depardieus Annahme der russischen Staatsbürgerschaft und seine Alkoholprobleme. In letzter Zeit richtete sich die Aufmerksamkeit aber vor allem darauf, dass seit Ende 2020 ein Ermittlungsverfahren gegen Depardieu wegen Vergewaltigungsvorwürfen läuft.
Die Schauspielerin Charlotte Arnould wirft dem Schauspieler vor, sie 2018 im Alter von 22 Jahren in seiner Pariser Wohnung zweimal vergewaltigt zu haben. Erst vergangene Woche hatte außerdem die Schauspielerin Hélène Darras den Kollegen wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 angezeigt. Auch von anderen Frauen kamen Vorwürfe sexueller Übergriffe, die es aber nicht zur Anzeige gebracht haben. Depardieu weist sämtliche Vorwürfe zurück.

Gérard Depardieu sei „Schande für Frankreich“
Sein Verhalten gegenüber Frauen ist es auch, das Gérard Depardieu letzten Endes um die Ehrenlegions-Mitgliedschaft brachte. Am Freitag teilte die französische Kultusministerin Rima Abdul Malak mit, dass ein Disziplinarverfahren des Ordens der Ehrenlegion gegen Depardieu laufen werde. Der Kodex der Ehrenlegion sieht vor, dass ein „gegen die Ehre verstoßendes Verhalten“ mit einer Rüge, einer Aussetzung der Mitgliedschaft oder einem Ausschluss geahndet werden kann.
Gérard Depardieus Verhalten gegenüber Frauen sei eine „Schande für Frankreich“, so Abdul Malak. Geplant war, dass ein Rat des Ordens der Ehrenlegion zusammen darüber entscheidet, ob Depardieu die Auszeichnung aberkannt wird.
Tritt freiwillig ab, aber nicht sang- und klanglos
Jetzt ist der Schauspieler ihnen zuvorgekommen. Kurz nach der Ankündigung des Disziplinarverfahrens stellte Gérard Depardieu seine Mitgliedschaft in der französischen Ehrenlegion „zur Verfügung“. Das teilten seine Anwälte mit – und kritisierten gleichzeitig die Äußerung der Kultusministerin als „einen weiteren Schlag gegen die ohnehin schon sterbende Unschuldsvermutung“. ■